Sport

Baumann: "Ich singe bei der deutschen Hymne mit"

Heute Redaktion
Teilen
Romed Baumann im deutschen Zebra-Outfit.
Romed Baumann im deutschen Zebra-Outfit.
Bild: GEPA-pictures.com

Romed Baumann überrascht im Kitz-Training mit zwei Top-Fahrten. Der 33-jährige Routinier ist seit dieser Saison als Deutscher unterwegs. "Heute" fragte nach.

Neustart für Romed Baumann! Der langjährige ÖSV-Athlet bestreitet heuer seine 14. Hahnenkamm-Rennen. Aber: Zum ersten Mal trägt er dabei einen deutschen Rennanzug.

Der Routinier vollzog im Frühjahr 2019 einen Nationenwechsel. Zu groß wurde die Konkurrenz im eigenen Land, das Karriereende schien nah. Der 33-Jährige fand einen Ausweg. Verheiratet mit einer Deutschen, beantragte Baumann den Pass unserer nördlichen Nachbarn. Und bekam ihn. Weil die FIS dann auch dem "Transfer" zustimmte, war der Weg für eine Zukunft auf der Piste frei.

Seit Oktober heißen seine Teamkollegen also Thomas Dreßen und Josef Ferstl statt Max Franz und Matthias Mayer. "Heute" traf den Routinier in Kitzbühel zum Interview und hakte nach.

Herr Baumann, Sie wurden Zehnter im ersten Abfahrts-Training, Achter im zweiten. Der deutsche Rennanzug scheint schnell zu sein.

"Ja, Der Bogner-Anzug ist schnell, aber ich bin auch nicht schlecht gefahren, denke ich."

Wie fühlt es sich an, als Tiroler für Deutschland zu starten?

"Es fühlt sich gut und richtig an. Es ist ja nicht so, dass ich einfach die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen habe, das alles hat einen Hintergrund. Ich wohne in Deutschland, meine Frau ist Deutsche, meine Kinder sind Doppelstaatsbürger. Kitzbühel bleibt aber mein Heimrennen, ich bin 30 Kilometer von hier aufgewachsen. Die Leute vom Kitzbüheler Skiklub kenne ich, seit ich sieben Jahre alt bin. Das Gute ist, jetzt habe ich nächste Woche mit Garmisch noch ein zweites Heimrennen."

Ist es gar nicht ungewohnt, in der Ergebnisliste die deutsche Fahne neben dem Namen zu sehen?

"Anfangs war es ungewohnt. Nicht nur für mich, auch für meine neuen und alten Kollegen. Die hätten sich das nie vorstellen können. Aber die Zeit vergeht, Dinge ändern sich."

Kleines Gedankenspiel: Sie gewinnen in Kitzbühel, die deutsche Hymne erklingt. Singen Sie mit?

"Ich würde auf jeden Fall mitsingen. Ich bin dankbar für die Chance, die ich nochmal bekommen habe. Ich bin nun Doppelstaatsbürger, singe daher auch bei der österreichischen Hymne mit."

Wie haben Ihre Freunde auf den Nationenwechsel reagiert?

"Durchwegs positiv. Die Situation hat sich ja nicht von heute auf morgen so ergeben. Es ist eine neue Chance. Skifahrenist meine Leidenschaft und es war zu früh, um den Hut draufhauen. Ich fühle mich noch nicht zu alt."

2018 hat Thomas Dreßen die Abfahrt gewonnen, 2019 Josef Ferstl den Super-G – ein gutes Omen?

"Vielleicht, es gibt sicher schlechtere Vorzeichen."

Wenn Sie das DSV-Umfeld mit dem des ÖSV vergleichen, was ist der größte Unterschied?

Bei den Deutschen ist es viel familiärer, die Mannschaft ist kleiner. Es ist einfach anders."

Mit Chefcoach Christian Schwaiger und Abfahrts-Trainer Andi Evers steckt viel rot-weiß-rotes Know-How im deutschen Team. Hilf das?

"Klar, das sind zwei Topmänner. Mit solchen Kapazundern ist es immer gut zu arbeiten, egal wo sie herkommen."

Der Nationenwechsel ist eine Art Neustart für Sie. War der vor allem für den Kopf wichtig?

"Auf jeden Fall, das ist sicher der größte Unterschied. Es ist nun vieles einfacher. Ich muss keine Quali mehr fahren, habe meinen Fixplatz. Beim ÖSV war ich zuletzt in der Quali-Mühle. Wenn du da drin bist, ist es schwer, wieder rauszukommen."

Welche Erwartungen haben Sie für das Kitz-Wochenende?

"Ich will einfach abschwingen und die Faust ballen dürfen."