Seit Oktober widmet sich das Arnulf Rainer Museum in Baden der Ausstellung "Arnulf Rainer & Art Brut". Dabei steht die Verbindung zwischen Rainer und der sogenannten Art Brut. Zu sehen sind etwa Hand-, Finger- und Fußmalereien des Künstlers sowie Gemeinschaftsarbeiten mit Fritz Koller und Johann Hauser. Ergänzt wird die Schau auch mit Teilen der Sammlung Navratil.
Nun ist der Ausnahmekünstler tot – mit großer Betroffenheit reagiert auch das Land Niederösterreich auf das Ableben des international renommierten Künstlers Arnulf Rainer, der im Alter von 96 Jahren verstorben ist.
Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner: "Mit tiefer Trauer verabschiedet sich das Land Niederösterreich von einem Ausnahmekünstler und einem bemerkenswerten Menschen. Arnulf Rainer war zweifellos ein Künstler von Weltklasse und zählte zu den bedeutendsten zeitgenössischen Kunstschaffenden überhaupt. Wir sind stolz darauf, dass er sein Leben lang eine so enge Verbundenheit mit Niederösterreich pflegte. Arnulf Rainer war ein herausragender Botschafter unseres Landes in der ganzen Welt."
Arnulf Rainer wurde am 8. Dezember 1929 in Baden geboren und gilt als Doyen der österreichischen Nachkriegskunst. Internationale Bekanntheit erlangte er als Meister der Übermalung, mit der er die Kunst des 20. Jahrhunderts nachhaltig prägte. Eine besondere Bedeutung für Niederösterreich kommt dem Arnulf Rainer Museum in Baden bei Wien zu, das 2009 als gemeinsame Initiative des Landes Niederösterreich und der Stadt Baden eröffnet wurde und seither sein Werk bewahrt, erforscht und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich macht.
Rainers Kunst lebte von expressiver Wucht – und scheute auch das Düster-Melancholische nicht. Seine kompromisslose Ausdruckskraft machte ihn international bekannt. Auf der renommierten Rangliste "Kunstkompass" zählte Rainer bis zuletzt zu den meistbeachteten zeitgenössischen Künstlern weltweit. Eine Anerkennung, die nicht zuletzt seiner bis ins hohe Alter ungebrochenen Kreativität geschuldet war.
Die Schulzeit Rainers verlief übrigens alles andere als geradlinig: Die Nationalpolitische Erziehungsanstalt in Traiskirchen verließ er 1944 vorzeitig, nachdem ein Lehrer ihn zum naturgetreuen Zeichnen zwingen wollte. Aus Angst vor der Einziehung zum Volkssturm und der heranrückenden Roten Armee schickten ihn seine Eltern zu den Großeltern nach Kärnten. Dort kam er nach dem Krieg erstmals mit zeitgenössischer Kunst in Berührung – bei Ausstellungen des British Council.
Nach dem Schulabschluss zog es Rainer nach Wien. Sowohl an der Hochschule für angewandte Kunst als auch an der Akademie der bildenden Künste wurde er aufgenommen. Doch auch dort blieb er nicht lange: Nach heftigen Auseinandersetzungen mit Lehrern verließ er beide Institutionen bereits nach wenigen Tagen. Eigenwillig und unbeirrbar ging er fortan seinen ganz eigenen künstlerischen Weg.
Seit 2009 erinnert in Baden ein eigenes Museum an den Ausnahmekünstler – untergebracht im ehemaligen Frauenbad. Die wechselnden Ausstellungen beleuchten unterschiedliche Facetten seines Schaffens oder setzen Rainers Arbeiten in Beziehung zu anderen Künstlern. Die aktuelle Jubiläumsausstellung zum 95. Geburtstag bildet den Auftakt einer neuen Präsentationsreihe.