Neubau nicht genehmigt

Benko-Villa als Hotel getarnt – "Wirft Fragen auf"

René Benkos Privat-Villa wird zum Politikum: Anscheinend gab es für den Umbau des Schlosshotels Igls weder eine Genehmigung noch eine Widmung.

Benko-Villa als Hotel getarnt – "Wirft Fragen auf"
NEOS-Abgeordnete Julia Seidl ist auch im Innsbrucker Gemeinderat, Yannick Shetty sitzt im Benko-Untersuchungsausschuss.
Helmut Graf/zVg/insideparadeplatz.ch/apa/picutredesk

Von Wien-Rudolfsheim aus verwaltet, thront am Fuße des Patscherkofels in Innsbruck auf alterwürdiger Adresse die neu gebaute Traumvilla des gefallenen Immobilien-Königs René Benko. Nicht nur die angeblichen Umsatzsteuerschulden in der Höhe von rund 12 Millionen Euro, sondern auch die Entstehungsgeschichte des Prunkbaus am Platz des ehemaligen Schlosshotels, in dem einst Bruno Kreisky zur Sommerfrische verweilte, beschäftigen das ganze Land.

Denn wie nun bekannt wurde, ist von Seiten der Stadt Innsbruck der private Hauptwohnsitz des Selfmade-Milliardärs nach wie vor als Hotel gewidmet. Versucht man (vergeblich) ein Zimmer für das Hotel zu buchen, landet man bei Links auf bekannten Buchungsplattformen im Internet-Nirvana. Eine italienische Hotelvermittlung, die das Schlosshotel Igls noch in ihrer Kartei führt, musste auf telefonische Rückfrage leider mitteilen, dass eine Buchung nicht möglich ist.

Eine für die Widmung erforderliche touristische Vermietung kann also nicht stattgefunden haben – logisch: Denn seit dem Umbau, der im Sommer 2021 fertig geworden war, residiert alleine Benko mit seiner Familie vor Ort. Ob eine Tourismusabgabe an das Land Tirol abgegeben wurde, lässt sich nicht eruieren. Und ob der Signa-Gründer für den wohl einzigen Hotelgast (nämlich sich selbst) ordnungsgemäß eine Ortstaxe entrichtete, ist ebenso unbekannt.

Fest steht, dass das Widmungswirrwarr und eine angebliche touristische Nutzung wohl zu den Problemen mit dem Finanzamt geführt haben könnte, die "Heute" enthüllte. So könnte Benko nach wie vor gegenüber dem Finanzamt argumentieren, dass es sich bei seiner Villa um ein Hotel handelt, also eine gewerbliche Nutzung. Die Finanzprokuratur sieht das anders und pfändete die Immobilie kurzerhand. Zu Details und Hintergründen gab es seitens des Finanzministeriums unter Verweis auf das Abgabengeheimnis aber keine weitere Auskunft.

Doch die Innsbrucker Gemeinderätin und Nationalratsabgeordnete Julia Seidl (NEOS) versicherte gegenüber "Heute", dass im Gemeinderat "kein Akt zur Betriebsanlagengenehmigung vorliegt". Diese Erlaubnis wäre für Benko allerdings zwingend notwendig gewesen, um das Hotel umbauen zu dürfen. Doch auch ohne die Formalität ließ der Immo-Jongleur ab 2019 die Bagger auffahren und verwandelte das Schlosshotels Igls in seine private Prunk-Villa.

NEOS fordern Konsequenzen

Der mutmaßliche Höhepunkt der Dreistigkeit: "Die Liegenschaft ist nach wie vor als Hotel gewidmet", erklärt NEOS-Politikerin Julia Seidl. "Eine touristische Vermietung hat aber de facto nicht stattgefunden, da René Benko ja dort hauptgemeldet ist", so die Politikerin, die nun Konsequenzen fordert. "Wir werden das Innsbrucker Kontrollamt mit einer Prüfung beauftragen."

Denn: "Das alles wirft sehr viele Fragen auf", findet auch NEOS-Politiker Yannick Shetty, der sich ebenso intensiv mit der Causa beschäftigt. Er wird im kommenden Untersuchungsausschuss im Nationalrat die Fragen stellen. Der U-Ausschuss widmet sich den Corona-Förderungen durch die Bundesfinanzierungsagentur COFAG, wird aber auch den gesamten Benko-Komplex thematisieren. "Der Untersuchungsausschuss wird mutmaßliche Begünstigung von Benko durch ÖVP-Finanzminister prüfen und die politische Verantwortung klären", sagt der SPÖ-Fraktionsführer im COFAG-U-Ausschuss, Jan Krainer.

Das Gremium des Parlaments wird sich am 11. Jänner konstituieren, die erste Befragungsrunde soll im März stattfinden. Möglicher Gast: Christine Oppitz-Plörer von der ÖVP-Splitterpartei "Für Innsbruck". Denn die Benko-Causa fällt noch in die Ära der Alt-Bürgermeisterin, die von 8. März 2010 bis 24. Mai 2018 regierte und erst danach an den Grünen Georg Willi übergab.

Weitere fragwürdige Deals in Innsbruck

Ebenso brisant und ein mögliches Thema beim U-Ausschuss: Die Wirtschaftskammer Tirol kaufte im Sommer eine Immobilie aus René Benkos Imperium – in bester Innsbrucker Innenstadtlage. Über den (vermutlich hohen) Preis des Ärztezentrums Medicent wurde beidseitiges Stillschweigen vereinbart. Im Jahr 2004 wurden 20 Millionen Euro für den Gebäudekomplex investiert. Mehr als 35 Ärzte und Therapeuten ordinieren dort, es gibt OP-Räume für chirurgische Eingriffe und ein Fitness- und Wellnesscenter im Haus. Der für den Kauf verantwortliche Tiroler WKO-Chef Christoph Walser verkündete vergangenen November überraschend seinen Rücktritt – offiziell aus "persönlichen Gründen."

FOTOSTRECKE: Hier versteckt sich das geheime Benko-Büro in Wien

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    Schräg vis-a-vis von einem Balkan-Lokal in Wien-Rudolfsheim versteckt sich die geheime Benko-Zentrale seiner Luxus-Villa in Igls (T).
    Schräg vis-a-vis von einem Balkan-Lokal in Wien-Rudolfsheim versteckt sich die geheime Benko-Zentrale seiner Luxus-Villa in Igls (T).
    Denise Auer
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    Akt.