Nun haben die Aktionäre von ProSiebenSat.1 nach langem Hin und Her den Weg für die Übernahme durch die italienische MediaForEurope-Holding (MFE) frei gemacht. Eigenen Angaben zufolge konnten die Italiener ihren Anteil von bisher 33 Prozent auf 75,6 Prozent aufstocken. Der tschechische Konkurrent PPF ist damit aus dem Rennen.
Somit heißt der neue Chef von Heidi, Joko und Klaas Pier Silvio Berlusconi, der Sohn des inzwischen verstorbenen Medienunternehmers und einstigen italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi. Dieser möchte einen europäischen Fernsehkonzern schaffen, der auch den US-Streaming-Riesen die Stirn bieten kann.
Obwohl der Konzern hoch verschuldet ist, zum dritten Mal in Folge ein sinkendes Betriebsergebnis bekannt geben musste und den Abbau von rund 430 Vollzeitstellen ankündigte, ist ProSiebenSat.1 bei den deutschen Privatsendern auf Rang zwei hinter RTL.
Des Weiteren gilt Deutschland trotz sinkender Umsätze als einer der lukrativsten Märkte beim Geschäft mit TV-Werbung. Zudem ist ProSiebenSat.1 auch in der Schweiz und hierzulande ein wichtiger Player. Somit stehen die Voraussetzungen für ein starkes europäisches Senderkonglomerat nicht schlecht.
Ein Zusammenschluss bedeutet für die Mitarbeiter des deutschen TV-Konzerns allerdings auch ein drastisches Sparprogramm. Für die nächsten vier bis fünf Jahre könnten beide Konzerne laut ProSieben.Sat1 jährlich rund 150 Millionen Euro einsparen.
Seitens MediaForEurope spricht man sogar von 400 Millionen Euro. Diese Zahl wird von Experten allerdings als unrealistisch eingeschätzt.
Nicht nur der Sparkurs, sondern auch der politische Aspekt bereitet einigen Menschen Sorgen. Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) warnt etwa davor, dass die Medienvielfalt und der Fortbestand des kritischen Journalismus bei ProSiebenSat.1 durch die Berlusconi-Übernahme gefährdet werden könnten. Man befürchte, dass der Sender die populistische Linie der Berlusconi-Familie übernehmen könnte und Journalisten ihre Arbeitsplätze verlieren.
In Italien seien die Verflechtungen der Familie in die Politik auch nach dem Tod von Silvio Berlusconi weiter eng. Das berichtet das Center for Media Pluralism and Media Freedom. Aus einem aktuellen Report für Italien geht hervor, dass die einst von Berlusconi Senior gegründete rechtspopulistische Partei Forza Italia weiter finanzielle Mittel von der Familie erhält.
Auch gab es Kritik daran, dass der frühere Ministerpräsident das Programm seiner Sender politisch beeinflusse und es auf eine rechtskonservative Linie bringe.
Um die Vorwürfe schon im Vorfeld im Keim zu ersticken, betonte Pier Silvio Berlusconi, dass man nicht die komplette Kontrolle über die deutsche Senderkette anstrebe. Vielmehr setze man auf Flexibilität, die es ermöglichen soll, eine klare Richtung vorzugeben.
Diese beruhe natürlich auf einer gemeinsamen Vision, so Berlusconi Junior. Zudem solle die redaktionelle Unabhängigkeit und die nationale Identität von ProSiebenSat.1 bewahrt werden.