Medizinische Innovation

Beschnittene Männer können Vorhaut nachwachsen lassen

Mediziner haben einen neuen Eingriff entwickelt, der Vorhautzellen von Spendern am Empfänger nachwachsen lassen. Erste Versuche am Menschen in 2024.

Heute Life
Beschnittene Männer können Vorhaut nachwachsen lassen
Bei der Beschneidung wird die Vorhaut ganz oder teilweise in einem kleinen operativen Eingriff entfernt.
Getty Images/iStockphoto

Silikonbrustimplantate, Botox und Filler sind Wunderwerke der plastischen Chirurgie, die eine milliardenschwere Industrie entstehen ließen. Auch für Männer hat die Medizin Eingriffe entwickelt: Die Penisvergrößerung ist heute kein Traum mehr und auch Penisverkleinerungen wurden schon durchgeführt. Jetzt könnte das nächste Medizinwunder bevorstehen: Beschnittenen Männern, die ihre Vorhaut (Praeputium) zurück wollen, könnte künftig geholfen werden.

In tierischen Versuchen konnte das Praeputium erfolgreich nachwachsen. Bei dem Verfahren werden Zellen aus der Vorhaut eines Spenders entnommen, die dann mit Zellen des Patienten besiedelt werden. Die neu gewachsene Vorhaut wird dann chirurgisch am Penis des Patienten befestigt. Auf diese Weise können sich Venen, Nerven und Blutversorgung in das neue Gewebe integrieren und einen Großteil der Empfindungen wiederherstellen, die normalerweise durch eine Beschneidung verloren gehen.

Bei der Beschneidung wird die Vorhaut (beweglicher Hautlappen, der die Eichel des Penis umschließt) ganz oder teilweise in einem kleinen operativen Eingriff entfernt. Dieser Eingriff kann sowohl in lokaler Betäubung als auch in Vollnarkose durchgeführt werden. Beschneidungen werden aus religiösen oder medizinischen Gründen durchgeführt. 

Derzeit nur begrenzte Möglichkeiten

Eine Umfrage legt nahe, dass es einen ungenutzten Markt für das Verfahren gibt. 40 Prozent der beschnittenen Männer – hauptsächlich in den USA – gaben an, dass sie für die Wiederherstellung ihrer Vorhaut bezahlen würden. Derzeit haben beschnittene Männer nur begrenzte Möglichkeiten, sagt Dr. David Shusterman, ein Urologe in New York (USA).

Die chirurgische Wiederbefestigung kostet 2.400 bis 3.500 Dollar (2.272 bis 3.313 Euro), hinterlässt aber "Narben auf beiden Seiten und kann auf dem eigentlichen Glied ziemlich seltsam aussehen", so Shusterman. Es hätte auch keinen Einfluss darauf, wie empfindlich der Penis des Mannes ist, sagte er DailyMail.com. In den USA werden jedes Jahr weniger als hundert Operationen zur Wiederanbringung der Vorhaut durchgeführt, und zwar mit Haut, die von anderen Körperstellen wie den Beinen entnommen wird. Laut Shusterman wären die derzeitig existenten Methoden "sinnlos". "Es hat keinen Sinn, das Gewebe wieder anzunähen. Es dient nur dem Aussehen und wächst nie wirklich natürlich mit dem Penis zusammen. Wir haben einfach noch keine Verfahren, die eine Vorhaut mit Gefühl wiederherstellen können."

Erste Versuche am Menschen kommen 2024

Die Regeneration der Vorhaut befindet sich noch im Anfangsstadium, aber im nächsten Jahr soll die Methode erstmals an Menschen erprobt werden. Die Technologie wird von Foregen entwickelt, einem Biotech-Unternehmen mit Sitz in Lynnwood, Washington (USA). In Phase-II-Versuchen wurden die Zellen aus erwachsenen menschlichen Vorhäuten, die von verstorbenen Männern gespendet wurden, entnommen und mit Rattenzellen neu besiedelt. Diese wurden dann den Ratten implantiert. Die Forscher stellten fest, dass sich die Vorhaut schnell mit der Blutversorgung des Wirts verband. Phase-III-Versuche am Menschen sollen Anfang nächsten Jahres beginnen. 15 Männer, die mit ihrer Beschneidung unzufrieden waren, werden daran teilnehmen. Bei gespendeten Vorhäuten werden zunächst die Zellen entfernt, bevor die Zellen des Patienten darauf gezüchtet werden. Anschließend werden sie am Penis des Patienten befestigt und auf ihr Aussehen – damit sie zum Rest des Penis passt – und ihre Funktionalität – ob sie das Gefühl wiederherstellt – überprüft. 

red
Akt.