Coronavirus

Betrugsverdacht: 200.000 PCR-Tests ungültig?

Die Firma HG Pharma erhielt vom Land Tirol den Zuschlag für Durchführung und Auswertung hunderttausender PCR-Tests. Jetzt herrscht Betrugsverdacht.

Jochen Dobnik
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Tirols Landeshauptmann <strong>Günther Platter</strong>&nbsp;im Gespräch mit Ralf H. von HG Pharma
Tirols Landeshauptmann Günther Platter im Gespräch mit Ralf H. von HG Pharma
Land Tirol/G. Berger / OTS

Als im letzten Herbst die zweite Corona-Welle über Tirol zu schwappen drohte, wandte sich die Firma HG Pharma an die Landesregierung und bot an, einen großen Teil der PCR-Tests unter anderem in mobilen Labors durchzuführen und auszuwerten. Gesagt, getan – doch wie sich jetzt herausstellt, war das Unternehmen gar nicht dazu befähigt. Das Ergebnis hunderttausender Tests ist zweifelhaft.

Vom Urologen zum Virologen

Die Firma des Wiener Urologen Ralf H., die im September 2020 einen Firmensitz in Kirchberg in Tirol eröffnete, soll laut "Standard" etwa 200.000 PCR-Tests durchgeführt haben. Unklar ist, wie und unter welchen Bedingungen diese zustande kamen. Denn die Firma HG Lab Truck soll selbst keine Expertise in der Durchführung und Interpretation der Tests gehabt haben. Auch H. habe als Urologe nicht die Befähigung dazu. Liegt hier womöglich auch der Mit-Grund für das Chaos bei der Tirol-Mutante?

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    Rund 200.000 PCR-Tests sollen in den vergangenen Monaten in den mobilen Labors durchgeführt und ausgewertet worden sein.
    Rund 200.000 PCR-Tests sollen in den vergangenen Monaten in den mobilen Labors durchgeführt und ausgewertet worden sein.
    EXPA / APA / picturedesk.com

    Zudem darf der 56-Jährige laut Ärztekammer gar nicht mehr praktizieren. Wie berichtet, ist er aufgrund einer von der Disziplinarkommission für Wien verhängten einstweiligen Maßnahme derzeit nicht zur ärztlichen Berufsausübung berechtigt. Diese Woche muss der Mediziner wegen schwerer Körperverletzung mit Dauerfolgen und schweren Betrugs in Wien vor Gericht. Es gilt die Unschuldsvermutung.

    Es geht um 8 Millionen Euro

    Der Vertrag zwischen dem Land Tirol und der HG Pharma endete zwar am 31. März, dennoch hat die Angelegenheit jetzt ein ungutes Nachspiel. Erstens, geht es um fast acht Millionen Euro Steuergeld und zweitens, wurde der Auftrag im Herbst direkt und ohne Ausschreibung vergeben. Aus dem Büro von Landeshauptmann Günther Platter hört man, es habe dringender Handlungsbedarf bestanden.

    Dazu passt auch: Die zwei von Ralf H. genannten Kooperationspartner für seine HG Lab Trucks standen zwar mit ihm in Kontakt, haben jedoch eine Zusammenarbeit nie aufgenommen bzw. bereits seit Monaten beendet. Millionenforderungen sind offen, ein Verfahren ist anhängig.

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