Eine umfassende Ausstellung beleuchtet ab 10. April ein faszinierendes Zeitalter in Wien und der Welt im Leopold Museum: In "Biedermeier. Eine Epoche im Aufbruch" werden Gemälde, Möbel und Mode aus der Zeit vom Wiener Kongress 1814/15 bis zum Revolutionsjahr 1848 gezeigt. "Heute" durfte die spannenden Werke schon vorab besichtigen, noch während sie aufgehängt und richtig in Szene gesetzt wurden.
Für Johann Kräftner, den Kurator der neuen Schau, gibt es dabei viele Highlights zu bewundern. Gemeinsam mit Hans-Peter Wipplinger, dem Direktor des Leopold Museums, gewährt er vorab etwa einen Blick auf Francesco Hayez’ "Heilige Maria Magdalena als Büßerin in der Wüste" (1825) und auf dessen "Porträt der Sängerin Matilde Branca" (1851).
Auch österreichische Maler bekommen in der Ausstellung ausreichend Raum, wie der Wiener Meister Ferdinand Georg Waldmüller, etwa mit dem Bild "Heimkehrende Mutter mit Kindern" oder Markus Pernhart mit "einer wunderbaren Ansicht vom Großglockner". Die Epoche des Biedermeiers in der Kunst lässt sich laut Kurator Kräftner vor allem an folgenden Merkmalen festmachen: "Alles ist sehr einfach, fast plakativ, mit allergrößtem Realismus dargestellt. Während in früheren Perioden immer idealisiert wurde, versuchte man im Biedermeier die Wirklichkeit wiederzugeben", erklärt er "Heute".
Zwischen der damaligen Zeit und heute gibt es zudem viele Gemeinsamkeiten, führt der Experte aus: "Wir leben heute in einer Parallelwelt. Damals dachte man auch, der Frieden würde endlich bestehen bleiben. Doch die Leute waren höchst unzufrieden, es gab große soziale Unterschiede und Probleme. Dazu kam die Repression durch die Metternichsche Zensur, die Menschen haben sich also mehr in ihr Zuhause, ins Private zurückgezogen. Ähnliche Tendenzen erleben wir auch jetzt."
Die Ausstellung ist auch deshalb spannend, weil die Menschen damals, genau wie heute, in einer "neugierigen Welt lebten, sie hatten Sehnsucht, etwas Neues zu entdecken", so Kräftner weiter. So werden einige Kunstwerken mit exotischen, neuen Welten gezeigt, wie etwa "Ansicht von Rio de Janeiro" von Thomas Ender (1854).
Auch im Biedermeier "war die Bevölkerung in Wien ein Vielvölkergemisch. Die Gesellschaft war davon durchdrungen, sogar teilweise dominiert." Die Innovationen überschlugen sich, gleichzeitig hatten die Menschen Angst vor dem Aufbruch ins neuen Zeitalter. "Wir fürchten uns heute vor der KI, damals waren es die Maschinen", so der Kurator abschließend.