Sport

Biss-Attacke: FIFA setzt Uruguay Ultimatum

Heute Redaktion
Teilen

Luis Suarez kann es nicht lassen. Beim Showdown um den Einzug ins WM-Achtelfinale gegen Italien biss der Uruguay-Stürmer seinen Gegenspieler Giorgio Chiellini in die Schulter. Die FIFA ermittelt und hat Suarez ein Ultimatum gesetzt - eine Sperre droht. In Schweden jubelte ein Fan über den Biss, weil er darauf gewettet hatte und einen satten Gewinn einfuhr.

. Die FIFA ermittelt und hat Suarez ein Ultimatum gesetzt - eine Sperre droht. In Schweden jubelte ein Fan über den Biss, weil er darauf gewettet hatte und einen satten Gewinn einfuhr.

Der mexikanische Schiedsrichter Marco Rodriguez hatte das ungeheuerliche Verhalten des 27-Jährigen in der 80. Minute nicht bemerkt. Bitter für Italien, das zu dem Zeitpunkt bereits mit einem Mann weniger am Platz stand. Claudio Marchisio war nach einem Foul an Arevalo Rios mit Rot ausgeschlossen worden - eine äußerst umstrittene Entscheidung.

Suarez, der zu diesem Zeitpunkt nicht mehr am Platz stehen hätte dürfen, feierte dann nur eine Minute nach der Bissattacke mit seinen Teamkollegen den 1:0-Siegtreffer von Diego Godin. Damit haben sich in der ) auch die "Urus" einen Platz im Achtelfinale gesichert - Italien und England müssen heim.

"Keine Bedeutung"

Es ist gut möglich, dass Suarez im Achtelfinale nicht spielen darf. Für Unsportlichkeiten, die dem Schiedsrichter entgangen sind, wurden auch bei Weltmeisterschaften bereits nachträglich Sperren ausgesprochen. "Wir werden alle notwendigen Informationen sammeln, um die Angelegenheit zu beurteilen", hieß es vonseiten der FIFA. Suarez wollte sich nicht zu der Szene äußern.

Am Mittwoch hat die FIFA ein Disziplinarverfahren gegen Suarez eröffnet. Der Stürmer und der uruguayanische Verband haben demnach bis Mittwoch, 22 Uhr MESZ Zeit, "ihre Position und jegliche Beweisdokumente, die sie als relevant erachten, darzulegen". Schon im Vorfeld verteidigte Suarez die Attacke: "Es ist eine normale Bewegung, solche Dinge passieren auf dem Platz. Wir sind Fußballspieler, wir wissen, was auf dem Platz passiert, man sollte dem keine Bedeutung beimessen."

"Urus" verteidigen Suarez

"Man sieht sogar die Bissspuren", schimpfte Opfer Giorgio Chiellini nach der Partie. Sein Coach, Oscar Tabarez, nimmt Suarez in Schutz, wittert eine Jagdgesellschaft gegen den 27-Jährigen: "Es gibt Animositäten gegen ihn, er wird vom Ereignissen der Vergangenheit verfolgt. Gewisse Leute warten nur in ihren Löchern, dass etwas passiert." Auch Teamkollege Diego Lugano stellte sich an Suarez´ Seite, bezeichnete Chiellini als "Heulsuse".

"Die Bilder beweisen gar nichts. Es gab ein Gerangel. Und das sind alte Narben, das merkt doch jeder Idiot. Das hätte ich von einem Italiener nicht gedacht. Es würde einem Mann besser anstehen, die Niederlage anzuerkennen und zu seinen Fehlern zu stehen", so ver Uru-Verteidiger weiter.   

Psychologe: Biss kein Erotik-Verhalten

"Es war eindeutig ein Aggressionsdurchbruch", beurteilte Cornel Binder-Krieglstein die WM-Beißattacke von Uruguays Fußball-Star Luis Suarez. "Was in seinem Hirn vorgegangen ist, kann ich aber auch nicht sagen." Gebissen wird in der beruflichen Praxis des Psychologen eher im erotischen Bereich - wo Aggression auch eine Rolle spiele. Aber einen derartigen Zusammenhang sehe er hier nicht gegeben.

Suarez ist Wiederholungstäter

Bereits zum dritten Mal biss Luis Suarez einen Gegenspieler. Diesmal vor den Augen der Weltöffentlichkeit bei der WM. Nach der ersten Bissattacke im Dress von Ajax Amsterdam wurde Suarez für sieben Spiele gesperrt. 2013 schnappte Suarez im Dienste des FC Liverpool bei Branislav Ivanovic zu und wurde für zehn Spiele gesperrt. 

Luis Suarez ist überdies hinaus immer wieder auffällig geworden. Bei der WM 2010 setzte sich Uruguay gegen Ghana im Elfmeterschießen durch, dass die "Urus" nicht in der 120. Minute ihre Koffer packen mussten, verdankte das Team Suarez, der einen Schuss mit der Hand auf der Linie abwehrte, dafür zwar rot sah, aber Asamoah Gyan den darauffolgenden Strafstoß, der das Weiterkommen fixiert hätte, vergab. In der Premier League hatte der Liverpool-Stürmer ManUtd-Verteidiger Patrice Evra rassistisch beleidigt und dafür acht Partien gesperrt worden.

Schwede wettete auf neuerlichen Biss

Ein paar Skandinavier freuten sich über die Attacke von Suarez. Der Online-Wettanbieter Betsafe hatte vor der WM eine 175:1-Quote angeboten, falls der Torjäger, der schon zweimal wegen Beißens eines Gegenspielers gesperrt worden war, in Brasilien ein drittes Mal als "Vampir" in Erscheinung tritt. Ein 23-jähriger Schwede setzte 80 Kronen (8,75 Euro) auf den dentalen Suarez-"Hattrick" und erhielt dafür 14.000 Kronen (1.530 Euro).

"Ursprünglich wollte ich noch mehr setzen, aber ein Freund hat gemeint, dass ich mein Geld mit dieser Wette verschwende. Ich würde Suarez jetzt am liebsten eine Dankeskarte schicken", sagte der Gewinner zu "SportExpressen".

Lesen Sie weiter: Causa Suarez - Disziplinarkodex der FIFA!

Die FIFA beruft sich in ihren Ermittlungen gegen Uruguays Star-Stürmer Luis Suarez nach dessen Beißattacke auf mehrere Artikel in ihrem Disziplinarkodex. Entscheidend für die Zulässigkeit der Ermittlungen ist Paragraf 77a, wonach die FIFA-Ermittler Untersuchungen einleiten dürfen, wenn der Schiedsrichter einen Vorfall nicht bemerkt hat. Suarez wird des Verstoßes gegen mehrere Artikel verdächtigt.

Artikel 48: Unkorrektes Verhalten gegenüber Gegenspielern oder gegenüber anderen Personen als Spieloffiziellen

Artikel 57: Ehrverletzung und Fairplay: Wer auf irgendeine Weise, insbesondere durch beleidigende Gesten oder Äußerungen [sic], eine andere Person in ihrer Ehre verletzt oder wer die Prinzipien des Fairplay oder der Sportlichkeit verletzt, kann mit Sanktionen gemäß Art. 10 ff. belegt werden.

Artikel 10 ff.: Sanktionen gegen natürliche und juristische Personen. Die folgenden Sanktionen können sowohl gegen natürliche als auch gegen juristische Personen verhängt werden: a) Ermahnung; b) Verweis; c) Geldstrafe; d) Rückgabe von Preisen.

Artikel 77 a: Besondere Zuständigkeiten. Die Disziplinarkommission ist außerdem zuständig für: a) die Ahndung schwerer Vergehen, die von den Spieloffiziellen nicht bemerkt wurden;

Artikel 96: Beweismittel 1. Es können Beweismittel jeder Art eingereicht werden. 2. Zurückgewiesen werden Beweismittel, die menschenunwürdig oder offensichtlich nicht relevant sind. 3. Zugelassen sind insbesondere: die Berichte des Schiedsrichters, der Schiedsrichterassistenten, des Spielkommissars und des Schiedsrichterinspekteurs, die Aussagen der Parteien und der Zeugen, materielle Beweisstücke, Gutachten sowie Ton- und Bildaufzeichnungen.