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Black-Wings-Boss klagt, erwägt Umzug des Klubs

Heute Redaktion
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Black-Wings-Präsident Peter Freunschlag.
Black-Wings-Präsident Peter Freunschlag.
Bild: GEPA-pictures.com

Peter Freunschlag holt zum Gegenschlag aus. Seine ehemaligen Vizepräsidenten der Black Wings schnüren dem Boss und seinem Klub die Luft zum Atmen ab. Er gibt sich kämpferisch und dem neuen "Eishockey-Verein Linz" keine Zukunft.

"Eine Stadt, ein Verein" – dieses Plakat durfte bei keinem Black-Wings-Heimspiel auf der Tribüne fehlen. Rund einen Monat nach dem vorerst letzten Spiel, mit dem die Stahlstädter in der Viertelfinal-Serie gegen Meister KAC die 3:0-Führung übernommen hatten, kann man das Banner getrost in die Tonne treten. Der Spielbetrieb wurde wegen der Pandemie abgebrochen. Im Linzer Eishockey gibt es nun irgendwas zwischen null und zwei Vereinen, nur "einen" ganz sicher nicht.

Am Ostermontag gipfelte ein wochenlanger Streit zwischen Klub-Boss Peter Freunschlag und seinen ehemaligen Vize-Präsidenten (Karl Egger, Peter Zauner, Peter Matausch) in einer Verkündung, welche die Eishockey-verrückte Stadt nachhaltig prägen, aber auch von der Landkarte der höchsten Spielklasse ausradieren könnte. Verfolgt man die Schlammschlacht der beiden Parteien, ist Letzteres zumindest vorübergehend durchaus denkbar.

Was ist passiert? Während Sport-Klubs rund um den Globus in der Corona-Krise um ihr finanzielles Überleben bangen, hoben die oben genannten Herren einen solchen kurzerhand aus der Taufe. Die Vizepräsidenten gründeten den "Eishockey-Verein Linz", nahmen sämtliche großen Sponsoren und die drei großen Fan-Klubs mit. Darunter auch Namenssponsor Liwest. Und Hallenbetreiber LinzAG, der am Mittwoch für den nächsten Knall sorgte. Die Black Wings wurden aus der Halle geschmissen. Damit sei eine Lizenz nicht mehr möglich, der Weg in die EBEL für den neuen Verein frei. Dieser Eindruck entsteht in der Berichterstattung der reichweitenstarken "Oberösterreichischen Nachrichten", stört aber einen Menschen ganz enorm: Peter Freunschlag.

Freunschlag kontert

Der Präsident steht vor einem Scherbenhaufen. In einem ausführlichen Interview mit dem Sender "Sky Sport Austria" erklärt er nun seine Sicht der Dinge, die sich deutlich von der angesprochenen Berichterstattung unterscheidet. Er spricht von einer "bewussten Schädigung" durch die Berichte der "OÖN", die sich "auf die Seite der Opposition geschlagen" hätte und kündigt eine Klage an.

Freunschlag geht so weit, zu behaupten, dass mit "Lügen und Halbwahrheiten" die Interessen der "Opposition" vertreten würden. Er selbst und seine Familie sähen sich daher einem medialen Shitstorm ausgesetzt. "Ich bin den Fans gar nicht böse. Wenn man so schlecht informiert wird und einseitig, muss das ja entstehen. Ich hoffe, dass, wenn ich alles aufgeklärt habe, die Meinung der Menschen wieder anders wird." Wie gesagt: Die drei großen Fan-Klubs stehen immerhin auf der Unterstützungserklärung des neu gegründeten Vereins.

Zankapfel Perthaler

Aber worum geht es, wenn der 50-Jährige von Lügen spricht? Fangen wir von vorne an. Beim Zankapfel der beiden Parteien. Er hört auf den Namen Christian Perthaler. Schräg, dass ein Mann, der (einmal als Spieler, einmal als Manager) bei beiden Meistertitel mitwirkte, dessen Nummer 30 vom Klub für alle Zeiten gesperrt und auf das Hallendach montiert wurde, zu dessen Sargnagel werden könnte. Freunschlag bestätigt aber, dass der Streit um diese Personalie der Auslöser für alles sei.

Kurz erklärt: Freunschlag wollte Perthaler wegen nicht erreichter sportlicher Ziele rausschmeißen, oder ihm zumindest die sportlichen Agenden entziehen. Eigentlich ein üblicher Vorgang im Sport, wie beispielsweise jeder Fußball-interessierte Leser bestätigen kann. Das Problem: Seine Vizepräsidenten wollten lange an Perthaler festhalten, hätten ihn zunächst zwei Mal dazu überredet. Freunschlag überstimmte sie nun, er kann das, die anderen drei fühlten sich übergangen. Freunschlag wurde als undemokratisch bezeichnet, die Vizepräsidenten verließen den Verein. Der Rest ist bekannt.

Wie erklärt Freunschlag die Vorgänge um Perthaler? "Wir haben das Budget massiv erhöht. Leider mit der Folge, dass die Spieler, die der Herr Perthaler ausgewählt hat, das nicht auf das Eis gebracht haben. Mit massiv mehr Geld schlechtere Ergebnisse zu erzielen war der Anfang der Geschichte."

Das ganze habe sich über mehrere Saisonen dahingezogen. Irgendwann hätten ihm "Verletzungspech" oder "Übertraining durch den Coach" nicht mehr als Ausreden gereicht, es wurde ein neues Ziel festgesetzt. Vor der abgelaufenen (eigentlich abgebrochenen) Saison hatte Perthaler Platz vier ausgerufen. Das Resultat nach dem Grunddurchgang und der Platzierungsrunde: Platz sieben.

Freunschlag über die Art der Trennung? "Wir, das heißt meine Ex-Vizes und ich, haben versucht, eine Lösung zu finden, wie er weiterhin Manager bleiben kann und wir einen Sportdirektor einsetzen, damit alle zufrieden sind. Diese Lösung haben wir in drei verschiedenen Arten gemacht, der Herr Perthaler hat alle abgelehnt. Daher ist mir eigentlich nichts anderes übrig geblieben, als den Schlussstrich zu ziehen."

Diktator-Vorwurf

Warum so undemokratisch? "Tut mir leid, ich bin verantwortlich dafür, ich hafte dafür, da muss ich euch leider überstimmen. So ist das entstanden", erinnert sich Freunschlag.

Der Präsident hätte nie öffentlich "Schmutzwäsche" verwenden wollen. Jetzt tut er es doch. Weil er bemängelt, dass sich die "Opposition" für diesen Weg entschieden habe. So bezeichnet er den neuen Verein übrigens zumeist im rund 23-minütigen Gespräch mit "Sky".

Das Reizwort Diktator will er so nicht stehen lassen: "Ich fange an bei der Opposition, wo sie gesagt haben, ich bin der Diktator und ich hätte sie überstimmt. Das stimmt gar nicht. Wir haben das so vereinbart, dass das so ist. Meine Ex-Vizepräsidenten wollten nie eine Haftung im Verein übernehmen. Und dafür haben sie mir zugestanden – seit 14 Jahren übrigens –, dass ich das letzte Wort habe."

Die versprochene Schmutzwäsche kommt jetzt: "Ich habe den Verein geführt, und die Vizepräsidenten haben gar nichts getan. Sie sind Schönwetter-Vizes für mich, die zu den Spielen gehen und ein Achterl trinken. Ist auch alles klar und geht auch so in Ordnung. Aber sie haben sich nicht um den Verein gekümmert. Sie wissen auch nicht, was da los ist. Nämlich gar nichts."

Halle weg?

Spätestens jetzt wissen wir, wie verhärtet die Fronten sind. Aber was heißt das für das Eishockey in Linz? Die Hallen-Thematik scheint sich ganz und gar nicht so einfach zu gestalten, wie das die kurze und deutliche Aussendung der LinzAG am Mittwoch noch vermuten ließ. Freunschlag nennt den Rauswurf "nicht rechtens" und gibt sich kämpferisch, dass seine (!) Black Wings weiterhin in der LinzAG Eisarena spielen werden. Die hieß übrigens bis vor kurzem noch Keine Sorgen Eisarena. Der Name wäre nicht mehr zeitgemäß.

Freunschlag: "Wir haben vor 14 Jahren mit dem Herrn Bürgermeister aus Linz eine Vereinbarung getroffen, dass, solange es die Black Wings gibt und die für Linz spielen, wir die Halle nutzen dürfen." Der Pachtvertrag läuft tatsächlich, wie von der LinzAG angegeben, am 30. April aus. Ihn nicht zu verlängern, hält der Klub-Boss dennoch für ein Foul. "Dass die LinzAG das jetzt einfach kündigt, ist erstens nicht vorgesehen, nicht rechtens, kann eigentlich gar nicht sein. Ich werde mich natürlich bemühen, in den nächsten Tagen und Wochen hier Klärung herbeizuführen. Aber leider ist der Herr Generaldirektor Haider (Erich, Anm.) für mich nicht erreichbar. Alle Telefonate, alle Terminanfragen werden abgelehnt. Jetzt bleibt mir nur der Weg zum Landeshauptmann und zum Bürgermeister, um das Thema der Eishalle abzuklären."

Ein Argument könnte Freunschlag tatsächlich helfen, der LinzAG und dem Eishockey-Verein Linz hingegen im Weg stehen. "Wir haben verschiedene GmbHs, haben drei Millionen in die Eishalle investiert - diese Teile gehören auch uns. Wir haben eine gesamte Tribüne eingebaut, wo wir das ewige Nutzungsrecht haben."

Daher würde es aus Freunschlags Sicht Jahre dauern, bis die "Opposition" in dieser Halle mit einer gültigen Lizenz Erstliga-Eishockey anbieten könnte. Die Black Wings verfügen (noch) über eine solche Lizenz. Die ist aber an eine Halle mit mindestens 3000 Zuschauern Fassungsvermögen gekoppelt. Als Obmann des Gründungsmitglieds der EBEL sei er einer der Stimmberechtigten, wenn es um die Aufnahme neuer Klubs geht – das habe in der Vergangenheit immer mindestens ein Jahr gedauert, merkt er an.

Umzug?

Und überhaupt: Andere Städte haben doch auch schöne Hallen, oder nicht? "Wir hätten in der Nähe von Linz in Gmunden eine Eishalle, die aber viel zu klein ist. Die müssten wir kurzfristig ausbauen mit einem Containerdorf an der Seite, dass wir 3000 Zuseher hineinbekommen, falls wir überhaupt welche brauchen – falls im nächsten Jahr sowieso Geisterspiele sind. Oder auch, auf der anderen Seite, Budweis hat eine sehr schöne Eishalle. Aber leider ist sie halt ein Stückchen weg."

Gut, ganz so schön ist die Halle in Gmunden dann doch nicht. Und, wie Freunschlag selbst sagt, viel zu klein. Und, doch immerhin rund 76 Kilometer entfernt. Ja, das schöne Budweis ist jenes in Tschechien, rund 100 Kilometer entfernt. Wir können bestätigen: Die Eishalle ist tatsächlich ein Prachtwerk – eine Ideallösung sieht aber anders aus. Plus: Wo sollen die Jugendspieler ihre Trainings und Matches absolvieren? Die Eishalle und somit auch die LinzAG sind für das Bestehen des Klubs essentiell, will man die Fans auf Dauer im Boot und eine professionelle Nachwuchsarbeit haben.

Zur Erinnerung: Die Black Wings sind der Zuschauermagnet der Liga, die Halle regelmäßig mit 5.000 Menschen ausverkauft. Die gute Stimmung ist bis über die Landesgrenzen hinweg bekannt und für Neuzugänge nicht selten ein starkes Argument für eine Unterschrift, noch öfter sogar für eine Vertragsverlängerung von begehrten Legionären.

Tiefe Gräben, kein Hockey in Linz?

Was bleibt also nach derzeitigem Wissensstand unterm Strich über? Die Lage ist festgefahren. Freunschlag droht, vom neuen Projekt ausgehungert zu werden. Obwohl er betont, auch ohne die großen Geldgeber der vergangenen Jahre kein Problem bei der Sponsorensuche zu haben. Der drohende Hallenverlust lässt sich derzeit aber schwer vom Tisch wischen. Die abtrünnigen Fan-Klubs ebensowenig. Beim Blick auf die andere Seite, zur "Opposition", die in diesem Artikel vom Boss der Gegenseite ihr Fett weg bekommt, fällt auf: Die Neugründung ist wohl überlegt, ruht auf einem potenten Fundament. Ganz so einfach, wie sich das so mancher Fan derzeit wünscht, dürfte der nahtlose Übergang aber nicht aufgehen.

Die Marke Black Wings ist zur Hälfte in Besitz der Familie Freunschlag: "Der Name ist europaweit geschützt. Ohne Einigung, auch keine Marke." Er deutet zwar Kompromissbereitschaft an, hat aber Bedingungen. Ganz ohne finanzielle Entschädigung für das, was er in den letzten 14 Jahren in den Verein gesteckt hat, dürfte ein solcher Wechsel aber nicht stattfinden. Das klingt bei den oben erwähnten Investitionen in die Eishalle durch. Für den Fall, dass er selbst gehen könnte, müsse es eine Person geben, die das "mit Herzblut" fortführen würde und sich auch im Eishockey auskenne. Ruft man sich seine Wortwahl über die drei Vizepräsidenten in Erinnerung, zählt für ihn wohl keiner von ihnen zu dieser Kategorie Mensch.

Es gibt jetzt also zwei Vereine in Linz. Von denen aber keiner so richtig spielen kann. Der eine hat Sponsoren und eine Halle, aber keine Spieler und keine Lizenz. Der andere ist obdachlos, ihm fehlen die bisher wichtigsten Sponsoren und vielleicht die Fans. Aber er hat eine Mannschaft und kann in der Liga dem neuen Rivalen auf seinem angepeilten Weg in die Liga Steine in den Weg legen. Die Rechtslage scheint in einigen Punkten unklar. Die handelnden Personen richten sich über die Medien "Nettigkeiten" aus. Zum Start der neuen Saison, wann immer ihn Corona zulässt, könnte die Stahlstadt also mit null Vereinen dastehen.

(Sebastian Klein)