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Block West äußert ernsten Verdacht gegen Rapid-Fan

In einem offenem Brief wählen die aktiven Gruppen des Block West deutliche Worte. Ein Rapid-Fan wird der sexuellen Gewalt verdächtigt.

Heute Redaktion
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Bild: GEPA-pictures.com

Die organisierte Fanszene des Bundesligisten SK Rapid äußert den Verdacht, dass eine Person aus den eigenen Reihen schlimme Straftaten verübt haben soll.

Dabei geht der Block West ungewohnt behutsam vor, präsentiert sich reflektiert. Das eigene Umfeld, "die Beschaffenheit der Fanszene", hätten es einem Mann erleichtert, "sexualisierte Gewalt auszuüben".

Die Rede ist dabei explizit von sexueller Gewalt gegen Jugendliche. Dabei wird betont, dass es sich um einen "kranken Einzeltäter" handle.

Im Statement wird den Betroffenen Unterstützung zugesichert.

"Nulltoleranz"



Der mutmaßliche Täter sei "mit der gebotenen Härte aus dem Szenenumfeld entfernt" worden. Welche Maßnahmen dabei gemeint sind, wird nicht erläutert.

"Heute.at" fragte bei der Solidargemeinschaft "Rechtshilfe Rapid" nach. Die betreffende Passage könnte schließlich als Selbstjustiz missverstanden werden.

Helmut Mitter, Vorstandsmitglied der Rechtshilfe, erklärt, warum dem nicht so sei: "Es geht um Nulltoleranz. Wir können niemanden aussperren. Aber wir haben dem Betreffenden einfach kommuniziert, dass er sich in diesem Umfeld auf keinen Fall mehr aufhalten sollte."

Welche rechtlichen Folgen es für den Mann geben könnte, ist unklar, hat mit Rapid und den Fans nichts zu tun. Die Fanszene ging auch deshalb an die Öffentlichkeit, "weil wir das auslagern wollen. Es übersteigt unsere Möglichkeiten."

Vorbildliches Vorgehen



Ziel sei es, dass sich die Betroffenen bei externen Stellen, die im offenen Brief erwähnt werden, melden sollen. Dort gibt es die nötigen Ressourcen und die Erfahrung im Umgang mit solchen Fällen. "Außerdem würden sich bei uns viele aus Scham womöglich nicht melden."

Der Verein selbst wurde vor der Veröffentlichung in Kenntnis gesetzt, war aber nicht involviert. Ein "Zeichen einer funktionierenden Fanszene" nennt Mitter das, der das Vertrauen des Klubs hervorhebt.

Zu diesem Zeitpunkt lässt sich erst feststellen, dass die geschilderte Reaktion der Fanszene zumindest in einem wesentlichen Punkt vorbildlich verlaufen ist: Das Thema der sexuellen Gewalt wird sensibel behandelt und auch die eigene Rolle der Fanszene selbstkritisch betrachtet. "Überall dort, wo sich Minderjährige aufhalten und ein starkes Machtgefälle vorherrscht, ist Wachsamkeit geboten."

(S. Klein)

Das Statement im Original (von der Homepage der Ultras Rapid):



Offener Brief der aktiven Gruppen des Block West

30.8.2019

Unsere Fanszene ist mit erschütternden Tatsachen konfrontiert. Es handelt sich dabei um ein sehr heikles Thema, das zugleich stark tabuisiert wird. Genau das ist aber der falsche Weg und deshalb wollen wir es offen ansprechen: Es verhärtet sich der Verdacht, dass eine Person aus der Rapid-Fanszene, Jugendliche sexuell missbraucht hat. Darüber zu schweigen ist nach den ersten schwierigen Wochen der Fassungslosigkeit für uns keine Option. Wir versuchen, die Betroffenen zu unterstützen und potenzielle zukünftige Opfer zu verhindern.

Auch wenn es sich beim Täter um einen kranken Einzeltäter handelt, soll das nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Beschaffenheit einer Fanszene es dem Mann erleichtert hat, sexualisierte Gewalt auszuüben. Die Person wurde mit der gebotenen Härte aus dem Szeneumfeld entfernt. Wir sind uns jedoch bewusst, dass die Problematik damit alleine nicht erledigt ist.

In den vergangenen Tagen erfuhren wir vom Tod eines bekannten Austria-Fans, der vor allem für die Hinterbliebenen außerordentlich traurig ist. Die mutmaßlichen Umstände, die jedoch zu dessen Ableben geführt hatten, erinnern uns stark an den Fall in unserer Fanszene. Diese Parallelen führen uns auf drastische Weise vor Augen, dass auch die Fußballszene vor sexuellen Übergriffen, wie sie aus männerdominierten Kreisen bekannt sind, nicht verschont bleibt.

Daher möchten wir mit dieser Aussendung zwei Dinge bewirken:

Es ist uns ein Anliegen, öffentlich für diese Problematik zu sensibilisieren und Sprachbarrieren zu brechen. Überall dort, wo sich Minderjährige aufhalten und ein starkes Machtgefälle vorherrscht, ist Wachsamkeit geboten. Man sollte Hinweise und Signale auf eine sexuelle Störung dieser Art ernst nehmen. Wir diskutieren viel darüber, ob es nicht möglich gewesen wäre, die Verhaltensmuster frühzeitig zu erkennen.

Wir wollen die Opfer bestmöglich stärken und ihnen Rückhalt geben. Es gibt professionelle unabhängige Stellen, bei denen Betroffene sich melden können. Dort ist die notwendige Anonymität und das Know-how im Umgang mit derartigen Fällen vorhanden. Wir haben mit diesen bereits Vorgespräche geführt und wollen auf deren wichtige Arbeit verweisen:

Männerberatung Wien

Website: www.maenner.at

E-Mail: [email protected]

Tel.: 01/603 28 28 11

Weißer Ring – Verbrechensopferhilfe

Website: www.weisser-ring.at

E-Mail: [email protected]

Tel.: 01/712 14 05

Die aktiven Gruppen des Block West, am 30. August 2019

(SeK)