Bezirksüberblick Wien Wahl

Brennpunkt Favoriten – Wohin der 10. Bezirk steuert

Wiens größter Bezirk steht unter Druck: Wohnbau, Sicherheit und Integration spalten die Parteien. Das planen die Parteien – "Heute" hat nachgefragt.
Wien Heute
07.04.2025, 15:17
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Favoriten ist ein Mikrokosmos Wiens: mehr Einwohner als Linz, ein Sprachenmix in den Schulen, dichter Gemeindebau neben weitläufigem Naturraum – und dazwischen soziale Konflikte, Bauprojekte, Hitzesommer und politische Grabenkämpfe. Während SPÖ, ÖVP, FPÖ, Grüne und NEOS völlig unterschiedliche Wege vorschlagen, bleibt die Frage: Wer hat den besten Plan für Favoriten. "Heute" hat alle Forderungen im Überblick.

Vielfalt und Leistbarkeit – das fordert die SPÖ

Bezirksvorsteher Marcus Franz tritt erneut an, die jüngste Kandidatin auf der SPÖ-Liste ist Sophie Gaál (19). Das Team sieht sich als Spiegelbild der Favoritner Vielfalt. Die SPÖ dominierte 2020 mit 47,4 Prozent klar das Wahlergebnis in Favoriten.

SP-Bezirksvorsteher Marcus Franz betont insbesondere Vielfalt und Leistbarkeit in seinem Bezirk.
Walter Fejtek

Wohnen muss leistbar bleiben: Favoriten stemmt sich gegen den Preisanstieg am Wohnungsmarkt. Großprojekte wie der Willi-Resetarits-Hof sowie neue Gemeindebauten an der Favoritenstraße 250, Kurbadstraße, Wienerfeld West und am Hebbelplatz sollen für dauerhaft leistbaren Wohnraum sorgen – auch für junge Menschen und Familien.

➤ Begrünung gegen Hitze: Mit dem Tangentenpark und dem Walter-Kuhn-Park wurden neue Naherholungsräume geschaffen. Die groß angelegte Umgestaltung der Favoritenstraße bringt 135 neue Bäume, Wasserelemente, Bewegungsflächen und Wiens erstes "Supergrätzl" – ein Modell für kühlere, lebenswertere Bezirkszentren.

Sicherheit im Fokus: Laut SPÖ fehlen im Bezirk rund 200 Polizisten. Franz fordert zusätzliche Planstellen vom Innenministerium. Parallel wurde das Fair-Play-Team zur Unterstützung ausgebaut.

Bildung, Gesundheit, Verkehr: Die Klinik Favoriten wird generalsaniert, Schulen werden modernisiert. Die U2-Verlängerung zum Wienerberg sowie ein neuer Radhighway Richtung Niederösterreich sollen die Mobilität verbessern.

Integration und Kontrolle – das fordert die ÖVP

Nadine Koch, 35, kandidiert für die ÖVP. Sie wuchs im Gemeindebau in Favoriten auf, ihre Familie verkauft seit 40 Jahren Maroni in Wien. Mit 18 Prozent wurde die ÖVP 2020 zweitstärkste Kraft im zehnten Bezirk in Favoriten.

Nadine Koch, Spitzenkandidatin der ÖVP, fordert eine schärfere Gangart bei Integration und Sicherheit.
DFM

Sprache als Schlüssel: 73 Prozent der Pflichtschüler in Favoriten sprechen nicht Deutsch im Alltag. Die ÖVP fordert verpflichtende Deutschförderung ab dem Kindergarten, eine durchmischte Wohnungsvergabe und ein Ende der "Ghettobildung".

➤ Hotspots entschärfen: Keplerplatz und Reumannplatz gelten als Brennpunkte. Die ÖVP fordert Videoüberwachung, Alkoholverbote, Ausweitung von Waffen- und Schutzverbotszonen sowie mehr sichtbare Polizeipräsenz.

Rothneusiedl erhalten: Die geplante Verbauung für 21.000 Menschen auf 124 Hektar Ackerfläche wird strikt abgelehnt. Laut ÖVP würde Favoriten eine zweite Seestadt drohen.

➤ Keine Millionen ohne Mitsprache: Die 20-Millionen-Euro-Umgestaltung der Favoritenstraße sei ohne Bürgerbeteiligung erfolgt – das kritisiert die ÖVP als demokratisch bedenklich.

Null-Toleranz und soziale Kontrolle – das fordert die FPÖ

Die FPÖ Favoriten setzt auf klassische Law & Order Themen, soziale Priorisierung für Österreicher und härtere Regeln. In Favoriten holte die FPÖ 2020 10,52 Prozent und blieb damit klar hinter der SPÖ. Dieses Jahr will man sich mit Spitzenkandidat Stefan Berger klar steigern.

Spitzenkandidat Stefan Berger will das Ergebnis von 2020 noch steigern.
FPÖ Wien

➤ Mehr Polizei & Abschiebungen: Gewalt- und Sexualdelikte sollen mit Null-Toleranz geahndet werden. Straffällige Ausländer sollen konsequent abgeschoben werden, ein Asylstopp wird gefordert.

Gemeindewohnungen nur für Inländer: Nur österreichische Staatsbürger und langjährige Bezirkseinwohner sollen Zugang zu Gemeindewohnungen erhalten.

➤ Sozialleistungen kürzen: Keine Mindestsicherung für Asylwerber, Kontrolle gegen Sozialmissbrauch. Die FPÖ lehnt automatische Gebührenerhöhungen in wirtschaftlich angespannten Zeiten ab.

Grünraum und Bildung – das fordern die Grünen

Spitzenkandidatin Katrin Fallmann (29) lebt seit 2019 in Favoriten. Sie setzt auf lebensnahe Politik und mehr Aufenthaltsqualität. 8,98 Prozent erzielten die Grünen 2020 – ein solider dritter Platz.

Können sich die Grünen unter Katrin Fallmann in Favoriten noch verbessern?
CCenter / Grüne Wien

Sichere Radwege: Besonders in der Columbusgasse sei Radfahren gefährlich. Die Grünen fordern baulich getrennte, breite Radwege – auch für Kinder sicher nutzbar.

Öffentlicher Verkehr: Querverbindungen innerhalb des Bezirks müssten ausgebaut werden. Weniger Umsteigen, kürzere Intervalle, mehr Busse.

Bildung mit Perspektive: Deutschförderung ab dem Kindergarten, mehr Pädagogen und Schulsozialarbeit sollen für Chancengleichheit sorgen.

Imagewandel und Innovation – das fordern die NEOS

Spitzenkandidat Philip Weinberger (29) lebt seit seiner Geburt im Bezirk. Er engagiert sich als Pfadfinderleiter und war Bezirksrat in der letzten Periode. Die NEOS kamen 2020 auf 4,15 Prozent – knapp über der Hürde für ein Mandat.

Philip Weinberger ist NEOS Spitzenkandidat für Favoriten.
NEOS Wien

Favoriten aufwerten: Der Bezirk leide unter einem ungerechtfertigt schlechten Ruf. Die NEOS wollen durch Aufklärung, positive Kommunikation und Integrationsprojekte gegensteuern – für ein besseres Selbstbild und mehr wirtschaftliche Attraktivität.

Nachhaltige Stadtentwicklung: Neubauprojekte sollen gemeinsam mit den Bürgen geplant werden. Mehr Grünflächen, weniger Beton, faire Raumaufteilung.

Bildung & Gesundheit verknüpfen: Projekte wie "School Nurses", neue Sportplätze und Primärversorgungszentren sollen Gesundheit und Bildung zusammendenken und den Alltag erleichtern.

Platz der Kulturen: Der frühere "Sonnwendplatzl" beim Hauptbahnhof wurde von den NEOS zum "Platz der Kulturen" umbenannt – als Zeichen für Vielfalt und Miteinander.

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 08.04.2025, 14:27, 07.04.2025, 15:17
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