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Tomatenschlacht steigt heuer wieder – ein Ort sieht Rot

Jedes Jahr am letzten Tag im August ist es soweit: Im spanischen Ort Bunol steigt die Tomatina. Die Bilder des verrückten Festes gibt es hier:

Nikolaus Pichler
Jedes Jahr im August sieht der spanische Ort Bunol Rot
Jedes Jahr im August sieht der spanische Ort Bunol Rot
JOSE JORDAN / AFP / picturedesk.com

Die Spanier und ihre Fiestas – das ist wirklich ein Kapitel für sich. Denn in Spanien wird gerne bunt und laut gefeiert. Egal, ob es sich um einen gesetzlichen Feiertag oder einfach um das Namensfest für einen Schutzpatron handelt, alles ist Grund genug für eine Fiesta, die sich oft sogar über mehrere Tage hinzieht. Eine besonders wilde, abgedrehte Feier findet jedes Jahr in der kleinen Stadt Buñol bei Valencia statt. Hier versammeln sich am letzten Mittwoch im August Tausende von Touristen aus aller Welt, um zusammen mit den Einheimischen La Tomatina zu feiern.

Über 20.000 Besucher kommen jedes Jahr nach Buñol, unter ihnen zahlreiche Japaner und Australier, die das schräge Tomatenfestival besonders lieben. Auch heuer fand das verrückte Tomatenfest in Spanien wieder statt. Die Bildergalerie gibt es unten zum Durchklicken:

Mythen um Entstehung ranken sich

Wie es genau zu diesem exzentrischen Fest kam, kann man nicht mit Sicherheit sagen. Es gibt vier bis fünf unterschiedliche Entstehungsgeschichten. Fest steht jedoch, dass die Tomatina keinen religiösen oder politischen Hintergrund hat, sondern schon immer eine reine Spaßveranstaltung war – und noch ist. Eine Version zur Entstehung lautet, dass eines Nachts ein Jugendlicher aus Versehen in eine Kiste mit reifen Tomaten fiel, woraufhin eine wilde Tomatenschlacht zwischen den Kids entbrannte.

Im nächsten Jahr wurde diese dann nachgespielt und so war die Tomatina geboren. Eine weitere Variante lautet, dass Passanten einen Straßenmusiker mit Tomaten bewarfen, da sie seine Musik nicht mochten. Dieser ließ sich das jedoch nicht bieten und warf beherzt zurück. In weiteren Versionen erzählt man sich von einem Nachbarschaftsstreit als Anlass oder auch von einem Handgemenge, zu dem es bei einer Prozession zu Ehren des Stadtvaters kam.

An diesem Tag fand erste Tomatenschlacht statt

Was auf jeden Fall feststeht, ist das Datum der ersten Tomatenschlacht: Im August des Jahres 1945 fand sie zum ersten Mal statt. Und mit den Jahren wurde sie immer beliebter. Zu einer Zwangspause kam es lediglich zu Zeiten des Diktators Franco. Er befand das Fest als Störung der öffentlichen Ordnung und hat die Tomatina Mitte der 50er Jahre kurzerhand verboten. 1959 wurde sie dann wieder erlaubt und 2002 sogar zum Fest nationalen Interesses erklärt. Zwei Jahre später, 2004, schaffte es das Tomatenfest mit der Rekordzahl von 38.000 Teilnehmern und 125.000 Kilogramm geworfenen Tomaten sogar ins Guinness Buch der Rekorde als weltweit größte Lebensmittelschlacht.

Schon am Morgen karren bis zu zehn LKWs überreife Tomaten in die Kleinstadt Buñol. Die Lieferanten sind angehalten, wirklich nur überreife Tomaten anzubieten, damit sich niemand an dem als Wurfgeschoss umfunktionierten Gemüse verletzt. Doch bevor sie ihre Ladung auf die Straßen kippen und die Schlacht losgeht, muss erst noch eine richtig absurde Tradition absolviert werden: Beim Palo jabón, dem Schinkenstürmen, versuchen die Teilnehmer möglichst schnell die Spitze eines mit Seife eingeriebenen Baumpfahles zu erklimmen, um einen dort befestigten Schinken „zu pflücken“. Erst wenn das geschafft ist, geht – gegen elf Uhr am Vormittag – die matschige Schlacht endlich los.

So läuft Tomatenschlacht ab

Die Ladung wird von den Lastwagen gekippt und alle versuchen möglichst viel Munition zu ergattern. Dann herrscht für eine Stunde das komplette Chaos: Jeder bewirft jeden mit dem vorher in der Hand zerquetschen Gemüse, Wildfremde seifen sich gegenseitig mit Tomatenpampe ein und reiben sich den roten Schnodder in Haare, Gesicht und an alle Stellen, die man gerade so erwischt. Nach einer Stunde ist dann – zack – alles vorbei. Und zwar exakt nach einer Stunde, das verlangt der Ehrenkodex. Was bleibt, sind Flüsse aus rotem Tomatensaft, die durch die Straßen der Stadt laufen.

Manche Teilnehmer stehen sogar knietief in Tomatensoße! Um diese klebrige Angelegenheit möglichst schnell zu beseitigen, steht die Feuerwehr schon bereit und säubert mit viel Wasser aus vielen Schläuchen die Straßen. Auch hier ist es wieder Ehrensache, dass alle Teilnehmer beim Putzen helfen. Sie selbst werden von hilfsbereiten Anwohner mittels Gießkannen und Wasserschläuchen von den gröbsten Tomatenresten gesäubert. Am Bahnhof gibt es zudem mobile Duschen. Wo hat man sonst schon so ein tolles Gemeinschaftserlebnis: Man feiert, bewirft sich mit Tomaten und putzt dann einträchtig zusammen, bevor man sich auf eine der zahlreichen After-Tomatina-Partys in Valencia begibt.

Teilnehmerzahl musste sogar begrenzt werden

Die größte Tomatenschlacht der Welt findet traditionell in der Gemeinde Buñol statt. Zur Orientierung: Buñol liegt 38 Kilometer westlich von der Stadt Valencia, mit dem Auto braucht ihr ca. eine halbe Stunde. Normalerweise geht es hier recht ruhig und gemütlich zu, nur während des Tomatina-Festes stürmen über 20.000 Besucher den Ort, um das große Fest zu feiern. Aber auch sonst ist die kleine Gemeinde durchaus einen Besuch wert. Es gibt wunderschöne Parks, Grünanlagen und auch eine Burg aus dem dreizehnten Jahrhundert. Ganz in der Nähe sind auch die Höhlen “Cueva Alta”, der Fluss Juanes und die Turche Höhle, die ihr besichtigen könnt.

Als die Tomatina immer beliebter wurde, hat man 2013 die Teilnehmerzahl erstmals begrenzt. Aktuell dürfen 22.000 Besucher teilnehmen, für die 160 Tonnen Tomaten bereitstehen. Da das Festival sehr beliebt ist, solltet ihr euch frühzeitig um Tickets kümmern. Die günstigsten kosten 10 Euro. Es gibt auch zahlreiche Agenturen, die Komplettpakete mit Shuttleservice, After-Party oder T-Shirts anbieten.

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