Wer ab Sonnenuntergang an der alten Hauptpost in der Dominikanerbastei vorbeispaziert, wird künftig Zeuge eines besonderen Spektakels: Unter dem Titel Museum of Change (MOC) wird die Fassade des denkmalgeschützten Gebäudes zur Projektionsfläche für eine KI-Show der Sonderklasse.
Kurator und Medienkünstler SHA bringt es bei der Präsentation am Montagabend auf den Punkt: "Das Museum of Change möchte zu einem dialogischen Umgang mit Technik statt Angst anregen." Licht, Klang, Bild und Raum verschmelzen zu einem Gesamtkunstwerk, das sich ständig verändert – denn die Bilder stammen von einer künstlichen Intelligenz, die live generiert, was die Fassade schmückt.
Ganz ohne menschlichen Einfluss geht's aber nicht: SHA, der sich selbst als "Wahrnehmungsforscher" bezeichnet, hat den zugrunde liegenden Algorithmus gemeinsam mit einem Team aus zehn Programmierern über Jahre hinweg trainiert – mit Bildern, Sprache und ganz viel Geduld.
Die Fassade wird so zur Bühne für eine KI, die auf Basis weltweiter Postkartenmotive arbeitet – ein Verweis auf die frühere Nutzung des Hauses. "Diese Weltbilder wurden in die KI eingespeist", erklärt SHA, "die daraus in ihrer antrainierten Bildsprache die Projektionen entwickelt und auf die Architektur abstimmt."
Wer’s genauer wissen will, zückt das Handy: Der digitale KI-Guide "SHAKI" erzählt via Smartphone alles über die Entstehung des Projekts. Hinter dem Ganzen steckt die Eigentümergesellschaft PG8 GmbH, die das Viertel rund um die ehemalige Post seit Jahren beleben möchte – mit Erfolg.
"Wir alle sind eins", lautet SHAs Botschaft. Zumindest bei Sonnenuntergang – wenn die Hauptpost Wiens ein Fenster in die Zukunft öffnet.