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Camping mit Dauerparty rund um Spielberg-GP

Heute Redaktion
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95.000 Zuschauer kamen zum Grand Prix von Österreich in Spielberg. Die meisten von ihnen übernachteten auf einem der nahegelegenen Campingplätze, so wie "Heute.at"-Sportchef Markus Miksch. Er schildert seine Eindrücke vom Zeltfest in der Steiermark.

in Spielberg. Die meisten von ihnen übernachteten auf einem der nahegelegenen Campingplätze, so wie "Heute.at"-Sportchef Markus Miksch. Er schildert seine Eindrücke vom Zeltfest in der Steiermark.

Als alter Pfadfinder bin ich mit dem Thema Camping bestens vertraut. Trotzdem konnte ich interessante neue Erfahrungen sammeln. Im Prinzip unterscheidet sich Grand-Prix-Camping nicht groß von Festival-Camping. Die Wohnmobile, Wohnwägen und Zelte stehen dicht gedrängt beieinander. Der entscheidende Unterschied: Es gibt Strom, und dadurch bieten sich zahlreiche Möglichkeiten.

"Atemlos" als Dauerbrenner

Etliche Camper nahmen riesige Musikanlagen und Flatscreens mit, manche Party-Gruppe baute eine richtige Disco mit Lichtanlage und Nebelmaschine auf. Selbst der eine oder andere Mini-Swimmingpool war im Spielberg-Gepäck. Wo Riesenboxen, da auch laute Musik. Wenn man über den Campingplatz spaziert, hat man stets musikalische Begleitung.

Sehr große Unterschiede beim Musikgeschmack gibt es nicht. "Atemlos" hörte ich am Weg vom Eingang des Platzes bis zum Zelt oft mehrmals hintereinander. Oder man bekam es zum Schlafengehen und Aufstehen aufgelegt. Der mir vorher nicht bekannte Text hat sich so innerhalb weniger Tage (leider) in meinem Hirn eingebrannt. Aber ich bin ein toleranter Mensch, es kann halt nicht nur guten Musikgeschmack geben.

Macho-Welt? Vonwegen!

Ich bin zum Glück auch einer, der keinen leichten Schlaf hat. Sonst wäre es angesichts der Musiklautstärke auch schwierig geworden. Allerdings wurde es, je länger das Wochenende dauerte, abends auch immer früher leiser. Offensichtlich ließ da die Feier-Kondition allmählich nach. Außerdem spielte sich auch viel vom Party-Geschehen in den umliegenden Ortschaften ab, wo Stadln kurzerhand zu Discos umgestaltet wurden. Selbst Gogo-Tänzerinnen gab es mancherorts.

Ein großer Unterschied zu einem Musikfestival ist auch der geringe Frauenanteil. Eine Männer-Partytruppe, die eine Mini-Disco aufgebaut hatte, lud via Lautsprecherdurchsagen Frauen ein, sich zu ihnen zu gesellen. Der Zuspruch war, vielleicht auch aufgrund des lallenden Untertons, nicht vorhanden. So tanzten dann zwei Männer eng umschlungen mit nacktem Oberkörper zu Roxettes Schnulze "It must have been love". Conchita Wursts Botschaft ist somit auch in der Machowelt des Motorsports angekommen, ein rührender Moment.

Einmal durfte ich auch als "Lebensretter" einspringen. Als ich eines Morgens zum Auto, das ich woanders geparkt hatte, spazierte, hörte ich plötzlich ein Klopfen. Ich sah mich kurz um und entdeckte einen Mann, der mir durch die Heckscheibe seines Autos zuwinkte und deutete, dass ich herkommen solle. Er hatte auf der Ladefläche seines Kombi übernachtet, aber nicht bedacht, dass bei den hinteren Türen die Kindersicherung aktiviert war. Da die Vorderbank und die Ladefläche durch ein Gitter abgetrennt waren, konnte er nicht vorklettern und sich selbst befreien.

Hat jemand meinen Sessel gesehen?

Lustig war auch der Tag des Spiels habe ich nichts mitbekommen. Aber es wäre schön, wenn sich derjenige, der sich meinen Campingsessel in der Nacht auf Samstag ausgeborgt hat, bei mir melden könnte.

Markus Miksch, Spielberg