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Canadi attackiert Rapid: "Alle glücklich mit Platz 3"

Lange hat Damir Canadi geschwiegen. Jetzt packt Rapids Ex-Coach über seine Zeit in Hütteldorf aus, kritisiert dabei die Klubbosse und die Spieler.

Heute Redaktion
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Mit Atromitos ist Damir Canadi in Griechenland im Aufwind, bei Rapid erlebte er eine Talfahrt. Mit einem Punkteschnitt von 0,79 war der Wiener der schlechteste Trainer aller Zeiten in Hütteldorf. Im November 2016 hatte er Mike Büskens abgelöst, ein paar Monate später ersetzte ihn Goran Djuricin. Der liegt mit Rapid in der Tabelle aktuell auf Rang drei.



Nicht das Einzige, das Canadi am Rekordmeister stört. In der Sky-Sendung "Talk&Tore" rechnete er jetzt mit dem Klub ab. Hier die wichtigsten Aussagen im Überblick.

Canadi über die enttäuschende Zeit bei Rapid:

"Was richtig weh getan hat, war die menschliche Ebene. Nicht Einer kann beurteilen, wie Damir Canadi ist, weil es wenige gibt, die mich kennen und einschätzen können. Es ist wenig über das Sportliche berichtet worden. Es ist mehr über die menschliche Ebene berichtet worden, wie ich angeblich agiert habe. Komischerweise habe ich über sechzehneinhalb Jahre viele Spieler, die mich heute noch schätzen. Ich habe viele Spieler weitergebracht. Was da damals gekommen ist, das war weit unter der Gürtellinie. Ein paar haben ihre Köpfe geschützt und dann schicken wir eben einen voraus. Ich habe acht Monate nichts gesagt, habe alles geschluckt. Alles andere wäre falsch gewesen. Heute kann ich besser einschätzen und besser über den Dingen stehen."

Canadi über die Komfortzone bei Rapid:

"Fakt ist, dass Sturm Graz zehn Punkte vorne ist und als Rapid könnte man auch dort stehen mit der Mannschaft, die man zur Verfügung hat. Sturm zeigt mit Jungen diese Dinge vor, die für mich etwas mit Komfortzone zu tun haben. Da habe ich hineingestochen und dann habe ich nach fünf Monaten die Rechnung präsentiert bekommen."

Canadi über das Potenzial bei Rapid:

"Fakt ist, dass sie vor mir keinen Erfolg gehabt haben, mit mir keinen Erfolg gehabt haben und jetzt vielleicht auch nicht das da ist, was sie gerne hätten. Das ist ein Titel. Der Verein hat zehn Jahre lang keinen Titel. Das ist Fakt. Ich hätte alles dafür getan, dass wir einen Titel holen. Und dafür musst du auch Entscheidungen treffen, die unangenehm sind. Rapid hat hervorragende Spieler. Die Frage ist, ob sie auch die Mentalität haben, um Titel zu gewinnen."

Canadi über seine Titel-Ambitionen mit Rapid:

"Ich war einer der wenigen Trainer, die keinen Spieler abgegeben haben und keinen geholt haben. Ich hatte Spieler, die in Millionenhöhe gekauft worden sind, wo man jetzt aber sieht, dass keiner von denen irgendwo spielt. Traustasson, Jelic, Schösswendter, keiner hat die Chance, irgendwo zu spielen. Der Verein hat eine ganz andere Zielsetzung gehabt. Heute lese ich, dass alle glücklich sind, wenn sie Dritter sind. Letztes Jahr hat es nur geheissen, dass man Meister werden muss. Da ist eine unterschiedliche Wahrnehmung da. Das hat der Verein ausgegeben, ich habe es angenommen und ich bin auch dazu gestanden, auch heute noch. Ich wollte einiges im Winter verändern, das hat nicht funktioniert. Bis in den Sommer bin ich nicht mehr gekommen. Von daher wäre ich überzeugt gewesen, dass ich mit Rapid sicherlich auch einen Titel hätte holen können."

Canadi über den Überfall in Athen:

"Es war eine Riesenherausforderung. Das Ganze hängt noch in den Köpfen, auch für meine Tochter, die neun Jahre alt ist. Auch meine Frau ist sehr ängstlich. Das ist ein längerer Prozess, dass wir das aufarbeiten. Es gab hintennach noch einige Nachwehen. Sie haben uns alle Konten aufgemacht. Erst vor vierzehn Tagen war der letzte Vorfall. Das waren sehr bewegende drei Monate für mich."

Canadi über den aktuellen Erfolg mit Atromitos:

"Der Präsident hat einen Riesenumbruch gestartet und fünfzehn neue Spieler geholt. Im Verein hat er auch sehr viel gewechselt und wollte eine neue Energie hineinbekommen. Ich hätte mir nicht gedacht, dass es so schnell funktioniert. Wir haben nicht so eine gute Vorbereitung gespielt, haben analysiert und mit den vier Neuzugängen im August haben wir dann Stabilität bekommen und konnten die Spiele positiv gestalten."

Canadi über seinen Kollgen Peter Stöger:

"Ein unglaublicher Trainer. Wie er mit der Medienlandschaft umgeht. Wie er nach vorne geht. Auch, wie er das jetzt mit Nagelsmann runterspielt. Ich weiß, was das heißt. Respekt. Er gehört mittlerweile zu den Top-15-Trainern der Welt, wenn du so einen Verein trainierst."

(kp)