Sport

30. Pferd stirbt auf der Todesstrecke in den USA

Heute Redaktion
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Über der US-Pferderennbahn Santa Anita liegt seit Weihnachten ein Fluch. Nun ziehen die Eigentümer erste Konsequenzen – und geraten ins Visier der Justiz.

"The Great Race Place, right in your backyard." Dieser Leitsatz (auf deutsch "Der große Rennplatz, direkt in deinem Hinterhof") steht als Überschrift auf dem offiziellen Twitter-Account des Santa Anita Parks. Wer derzeit die Pferderennanlage in Südkalifornien besucht, wird allerdings mit Protestsprüchen wie "Welcome to the death track" ("Willkommen auf der Todesstrecke") oder "you bet, they die" ("du wettest, sie sterben") von Demonstranten begrüßt. Denn am Wochenende setzte sich die Todesserie fort, die schon in den vergangenen Monaten immer wieder für Schlagzeilen sorgte.

Seit Weihnachten sind auf der Rennbahn nun schon 30 Pferde verstorben. American Currency ist das jüngste Opfer. Der von Jerry Hollendorfer betreute Wallach musste am Samstag nach einem im Training erlittenen Beinbruch eingeschläfert werden. Der Hall-of-Fame-Trainer hat nun schon das vierte Pferd in der am 26. Dezember 2018 gestarteten Saison verloren.

Die Stronach-Gruppe, der neben dem Santa Anita Park sechs weitere Strecken in den USA gehören, hat Trainer Hollendorfer nun von Rennen auf der wohl berühmtesten Bahn in Nordamerika ausgeschlossen. Er sei "nicht länger willkommen", begründeten die Besitzer in einer Mitteilung. Für die Todesfälle werden korrupte Trainer und Pferdebesitzer verantwortlich gemacht. "Sie gefährden den Pferdesport national", zitiert die "New York Times" die Gruppe.

Weitere Opfer trotz Maßnahmen

Die Todesfälle werden laut US-Medien nun von der Bezirksstaatsanwaltschaft von Los Angeles, in deren Bezirk sich die Rennstrecke (in der Stadt Arcadia) befindet, untersucht. Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom sowie die demokratische Senatorin Dianne Feinstein haben nach dem jüngsten Zwischenfall mit Todesfolge die Verantwortlichen öffentlich kritisiert.

Die Stronach-Gruppe soll schon im März die Sicherheitsvorschriften massiv erhöht haben, damit die Pferde auf der Rennbahn besser geschützt sind. Sie stelle "die Sicherheit von Pferden und Reitern über alles". Nirgends in ganz Amerika seien die Regeln strikter, berichten Medien. Gebracht hat es offenbar nichts, was die Besitzer schwer bedauern.

Die Zukunft des Santa Anita Parks ist ungewiss. Tierschützer fordern die sofortige Schließung der Rennbahn, auf der Anfang November der traditionsreiche Breedes' Cup ausgetragen werden soll. Langjährige Mitarbeiter hingegen stehen für einen Erhalt der Anlage ein. Sie verweisen auf die vielen Arbeitsplätze, die verloren gehen würden, und gehen für ihre Anliegen ebenfalls auf die Straße.

Klimawandel mögliche Ursache?

Über die Gründe für die Unfälle mit Todesfolgen für 30 Tiere kann bislang nur spekuliert werden. Für Rick Arthur, medizinischer Direktor für Pferde beim California Horse Racing Board, sind klimatische Veränderungen eine mögliche Ursache. "Normalerweise haben wir hier knochentrockene Wetterbedingungen, in diesem Jahr war aber das Gegenteil der Fall." Durch die höhere Luftfeuchtigkeit habe der Boden der Rennbahn eine andere Beschaffenheit bekommen. Dieser Theorie sollen nun neben den Behörden auch Spezialisten auf den Grund gehen.

Ein User auf Twitter ist jedenfalls überzeugt: "Das eigentliche Problem im Santa Anita sind die Streckenbeläge." Hollendorfer zu suspendieren, sei zwar richtig gewesen, aber: "30 Pferde starben und es waren längst nicht alle von Hollendorfer ausgebildet." Ob neben dem Hall-of-Fame-Trainer auch die Eigentümer der Rennbahn aus den Todesfällen weitere Konsequenzen ziehen müssen, wird sich weisen. Sie scheinen jedenfalls überzeugt zu sein, dass nach der am Sonntag zu Ende gegangenen Saison im September die nächsten Pferderennen auf der Todesstrecke ausgetragen werden, wie der jüngste Twitter-Post zeigt.

Tierschützer fordern mit eindeutigen Parolen die Schließung der Pferderennbahn:

Während sich Mitarbeiter für einen Erhalt stark machen:

(ddu)

(20 Minuten)

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