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Chris Jericho: "Es braucht keinen neuen John Cena!"

Heute Redaktion
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WWE-Superstar Chris Jericho und seine Band Fozzy besuchten am Sonntag Wien und gastierten in der Szene. Die Heute.at-Sportredakteure Phillip Platzer und Markus Miksch haben sich mit dem sympathischen Kanadier getroffen und über seine Musik-Karriere und das Wrestling-Business zu plaudern. Hier gibts das komplette Interview!

-Business zu plaudern. Hier gibt’s das komplette Interview!

Hallo Chris! Wie war eure Tour bislang?

Es ist unsere dritte Show in drei verschiedenen Ländern, an drei Abenden. Wir haben in den Niederlanden angefangen und sind über Deutschland nach Österreich gekommen.

Also ein ganz schön stressiger Zeitplan?

Nein, eigentlich nicht wirklich. Unsere Tourpläne sind eigentlich immer recht voll. Auf dieser Tour spielen wir 21 Shows an 24 Abenden. Das ist unsere Arbeit und die macht uns Spaß. Wir versuchen so gut wie möglich freie Tage zu vermeiden, weil wir an diesen trotzdem die Fixkosten tragen müssen. Wir mögen es aktiv zu sein, freie Tage bedeuten normalerweise Schwierigkeiten.

Wie oft warst du schon mit Fozzy in Österreich?

Es ist unser drittes Mal. Einmal haben wir schon in der Szene gespielt, das andere Mal im Flex. Wir hatten hier immer tolle Shows. Das Publikum in Wien ist immer aufregend und laut. Es macht uns immer Freude nach Österreich zu kommen.

Hattest du Zeit für ein bisschen Sightseeing?

Bei unserem letzten Mal in Wien haben wir uns ein wenig die Stadt angesehen. Aber wir haben immer sehr viel zu tun. Da gibt es Pressetermine, VIP-Meetings und so weiter. Nach den Shows ist es üblicherweise auch immer sehr spät. Als wir von Augsburg hier her gefahren sind, war es zum Beispiel zwei Uhr in der Früh. Aber dann kann man auch nicht gleich schlafen und ist voller Energie. Dann schläft man auch mal bis zu Mittag und danach bleibt dann nicht mehr viel Zeit. Aber ich glaube nicht, dass eine Sightseeing-Tour und ein paar alte Gebäude die Stadt ausmachen. Um die Stadt zu verstehen muss man die Show spielen, die Leute fühlen und erleben, wie sie Fozzy rufen. Wenn man mir ein Foto von einem 400 Jahre alten Schloss zeigt, dann interessiert mich das nicht wirklich, aber ein tolles Publikum, das ist, was mich wirklich interessiert und was wir an Österreich auch sehr lieben. Natürlich ist das Essen auch sehr fein.

Kennst du auch österreichische Musiker?

Ja, da gibt es ein paar klassische Komponisten. Ist Mozart nicht Österreicher? Bei diesen klassischen Musikern weiß ich aber nie ob sie aus Deutschland oder Österreich stammen. Beethoven ist doch auch Österreicher. Aber gibt es eigentlich bekannte österreichische Rock'n'roll-Bands?

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Wer sind deine musikalischen Vorbilder?

In unserer Band gibt es zahlreiche Einflüsse, aber wir alle lieben Black Sabbath und Iron Maiden. Aber wenn man sich unsere Musik anhört, dann merkt man auch, dass wir sehr gerne Pink Floys, die Beatles, Queen, aber auch Bands, wie Journey oder Cool and the Gang hören. Meine absoluten Favoriten sind die Beatles, Rolling Stones, Iron Maiden, Metallica, Queen, AC/DC und The Police.

Den zweiten Teil des Interviews gibt's auf der nächsten Seite:

Wenn du dich zwischen deiner Musik-Karriere und deiner Tätigkeit als Wrestler entscheiden müsstest, wie wäre deine Wahl?

Ich muss nicht wählen! In dieser Sache habe ich Ähnlichkeiten mit eurem Landsmann Arnold Schwarzenegger: Als Kind hat er gemeint, dass er der weltgrößte Bodybuiler und Schauspieler werden wird. Die Leute haben ihn ausgelacht. Als ich ein Kind war, habe ich gesagt, dass ich in einer Rock-Band spielen und Wrestler werden will. Auch ich wurde ausgelacht. Aber 30 Jahre später bin ich genau das. Natürlich, je älter ich werde, desto mehr konzentriere ich mich auf Fozzy. Meine Tage als Vollzeit-Wrestler sind vorbei, aber ich komme immer wieder zur WWE zurück, weil das Wrestling Spaß macht und ich es genieße.

Musik ist auch eine wichtige Komponente beim Wrestling. Hast du jemals überlegt einen Fozzy-Song als dein Entrance-Theme zu nehmen?

Nein, für meinen Entrance nicht. Meine 'Break the Walls down'-Musik ist ein Evergreen und hängt sehr stark mit meiner Person zusammen. Trotzdem gab es immer wieder Überlegungen etwas zu ändern. Als ich 2007 zurückgekommen bin, wollte ich eine Black Label Society-Version von meinem Song verwenden, aber das hat dann auch nicht wirklich gepasst. 2012 stand kurz 'Nightmare' von Avenged Sevenfold im Raum, aber wir haben es immer bei der ursprünglichen Musik belassen, weil die Leute einfach wissen: Hey jetzt kommt Chris Jericho! Als PPV-Soundtracks wurden aber schon ein paar Fozzy-Songs verwendet.

Wie viel Mitspracherecht haben die Wrestler eigentlich bei der Auswahl der Theme-Songs?

Ich kann nur für mich sprechen und ich bin an einem Punkt angekommen, wo ich eigentlich überall mitreden kann. Ich habe nicht immer das letzte Wort, aber immerhin kann ich mitbestimmen. Was die neuen Gesichter angeht, weiß ich es nicht, weil ich keiner von ihnen bin, aber ich denke, dass es da auch stark auf die indiviuellen Situationen ankommt.

Kannst du uns einen kleinen Zukunftsausblick geben? Wie wird das Wrestling-Business in den nächsten Jahren aussehen?

Ich weiß es nicht! Es ändert sich immer alles, aber im Endeffekt kommt es immer auf ein paar grundlegende Dinge an: Du musst ein guter Performer sein und eine Verbindung mit dem Publikum haben, es ist eigentlich sehr ähnlich mit dem Leben in einer Band. Du musst eine Beziehung mit den Fans aufbauen und sie richtig fühlen. Wenn du ein tolles Publikum hast, dann wird die Show immer besser sein, als mit einem schlechten. Du kannst das perfekte Match machen, wo jeder Move zu 100 Prozent passt, oder ein fehlerfreies Konzert spielen, wenn das Publikum leise ist, dann wird es immer schlecht sein. Auf der anderen Seite kannst du alles verpatzen und Fehler machen, wenn die Fans durchdrehen und richtig laut sind, dann hast du trotzdem alles richtig gemacht. Es geht immer nur um die Reaktion der Menge, das ist im Wrestling genauso wie im Musik-Business. Wrestling ist nicht mehr das, was es vor zehn Jahren war, aber wenn die Typen im Ring diese einfachen Dinge beachten und umsetzen, dann wird es immer gut sein. Die wichtigste Änderung in der Zukunft wird sicher das WWE Network mit sich bringen. Der Fokus wird mehr auf der Gesamtheit der WWE liegen, als auf einzelnen Superstars. Die Company selbst wird das Gesicht der WWE werden. Es wird keinen neuen John Cena, Rock oder Hulk Hogan geben. In der Zukunft wird sich der Fokus auf mehrere Wrestler verteilen.
Welche der neuen, jungen Superstars werden die WWE in ihre Zukunft führen?

Das ist sehr schwer zu sagen, ich mag sie eigentlich alle. Alle arbeiten richtig, richtig hart. Heute ist es für die Wrestler schwieriger, weil ihnen genau gesagt wird, was sie zu tun haben und sie müssen sich an Interview-Skript halten. Klar sind zum Beispiel Roman Reigns, Dean Ambrose oder Seth Rollins sehr gute Jungs, aber wir werden es erst dann herausfinden, wer es wirklich schaffen kann, wenn der Weg, den sie einschlagen auch der richtige ist. Leider ist das eher mittlerweile zur Seltenheit geworden, weil sie immer mehr in gewisse Schubladen gesteckt werden und ihnen alles vorgegeben wird.

für die WWE?

Solche Dinge passieren einfach. Wenn jemand ausfällt, muss der nächste nachkommen und seinen Platz einnehmen. Wrestling ist echt! Klar ist es Showbusiness, aber Verletzungen wie diese sind die harte Realität. Der einzige Weg richtig damit umzugehen ist: Fünf Minuten traurig sein, aber dann sofort am Comeback arbeiten. Wir werden in nächster Zeit herausfinden, wer sich den Spot von Rollins schnappt. Verletzungen im Sport können immer passieren. In der NHL hat sich erst letztens Connor McDavid, Supertalent der Edmonton Oilers, so schwer verletzt, dass er die ganze Saison ausfallen wird. 

Werden wir dich noch einmal als WWE Champion erleben?

Ich war in meiner Karriere rund 30 Mal Champion, ich habe alles erlebt. Das ist super, aber ob ich jetzt neunfacher oder 37-facher Champion bin interessiert mich nicht mehr. Ich habe meine Duftmarke im Wrestling gesetzt. Wenn man mich vor fünf Jahren gefragt hätte, hätte ich sofort angenommen, aber heute denke ich mir, dass ich das alles schon hatte. Ich komme immer wieder zurück, weil es mir einfach Spaß macht. Was auch immer passiert, das passiert. Natürlich wäre es toll noch einmal Gold um die Hüften zu tragen, aber wenn es nicht so ist, dann macht das auch nichts.

Neben dir ist zum Beispiel Paul Heyman ein ganz Großer am Mikrophon, wie ist deine Beziehung zu ihm?

Er ist ein guter Freund, ich liebe es mit ihm zu reden. Er ist auf jeden Fall einer der Größten. Er war ein Pionier mit der ECW, da hat er etwas Cooles und Revolutionäres erschaffen. Aber Paul ist im Moment in einer ähnlichen Situation wie ich. Wenn er wollen würde, könnte er das gesamte Booking im Business übernehmen, aber ich glaube nicht, dass er das im Moment will. Er ist mit seiner Rolle als Brock Lesnars Advokat sehr zufrieden. Aber jedes Mal, wenn man Paul sieht, weiß man, dass etwas Großartiges passieren wird. Wenn man sein ganzes Leben lang im Wrestling-Business verbracht hat, dann kommt aber irgendwann einmal der Punkt, wo man seine Ambitionen ein wenig zurückschraubt und auf Teilzeit umstellt.

Eine letzte Frage noch: Wie viele deiner legendären 1004 Holds kannst du wirklich?

Ich glaube es sind sieben. Hey, es ist alles Showbusiness! Das Segment damals war echt lustig, es waren sieben Moves und 993 Armbars.

Autoren: Phillip Platzer und Markus Miksch