Klimaschutz

COP26 – Ohne Plan? Scharfe Kritik von Umwelt-NGOs

Am Mittwoch wurde ein erster Entwurf der COP26-Abschlusserklärung veröffentlicht. Verhandlungen laufen auf Hochtouren.

Lydia Matzka-Saboi
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Klimagipfel wie die COP26 in Glasgow stellen den Klimaschutz zwei Wochen lang ins Zentrum der Weltöffentlichkeit. Der Druck auf politische Entscheidungsträger wird erhöht.
Klimagipfel wie die COP26 in Glasgow stellen den Klimaschutz zwei Wochen lang ins Zentrum der Weltöffentlichkeit. Der Druck auf politische Entscheidungsträger wird erhöht.
Christoph Soeder / dpa / picturedesk.com

Der Entwurf der Abschlusserklärung für die COP26 ruft die etwa 200 Staaten dazu auf, den Ausstieg aus der Kohle zu beschleunigen und Subventionen für fossile Energieträger zu streichen.

Weiter heißt es in dem Dokument, dass der Ausstoß der Treibhausgase schnell, stark und nachhaltig gedrosselt werden muss, und zwar um 45 Prozent bis 2030 und auf netto Null bis zur Mitte des Jahrhunderts.

Betont wird die Dringlichkeit, noch in dieser "kritischen Dekade" schneller und ehrgeiziger beim Klimaschutz voranzukommen, aber auch bei der Anpassung an Klimaschäden und der Finanzierung von Klimahilfen.

In diesem Zusammenhang sei es "sehr besorgniserregend", dass die derzeitigen Hilfen zur Anpassung an die Erderwärmung für arme Länder unzureichend seien. Die Industriestaaten werden in dem Dokument aufgefordert, ihre Gelder für die Klimaanpassung "mindestens zu verdoppeln".

Scharfe Kritik von Umweltschutzorganisationen

Greenpeace-Chefin Jennifer Morgan reagierte mit scharfer Kritik auf den Entwurf. Dies sei kein Plan zur Lösung der Klimakrise. "Die Verhandler sollten gar nicht erst darüber nachdenken, diese Stadt zu verlassen, ohne einen Deal geschlossen zu haben, der den Herausforderungen gerecht wird." Im Kapitel über Klimahilfen müssten "echte Zahlen" und ein Finanzplan stehen, in einer Größenordnung von Hunderten Milliarden Dollar.

Auch Johannes Wahlmüller, Klimasprecher von Global 2000, kritisiert im Gespräch mit "Heute" vor Ort in Glasgow das vorläufige Abschlussdokument und fordert deutliche Nachbesserungen: "In diesem Entwurf ist kein Plan enthalten, wie die Klimapläne der einzelnen Staaten an die wissenschaftlich klar notwendigen Emissionsreduktionen angepasst werden sollen!"

Es gebe auch keinen Plan, wie man die Finanzierung von Klimaschäden abdecken will. "Wir bleiben beim Kurs auf die Klimakatastrophe", warnt der Global 2000-Experte. "Zukünftige Generationen und hart getroffene Menschen vor allem im globalen Süden werden allein gelassen. Das darf nicht das Ergebnis von Glasgow werden!"

COP26 biegt in die Zielgerade

Die dicken Bretter, die es in Glasgow noch zu bohren gilt sind: 1.) Klimafinanzierung - also Fragen der Klimawandelanpassung sowie nach der konkreten finanziellen Unterstützung ärmerer Länder, also jener Staaten - Stichwort Klimagerechtigkeit - die am wenigsten zur Klimakrise beigetragen, allerdings am meisten darunter zu leiden haben. 2.) Kohlenstoffmärkte, also der Handel mit CO2-Zertifikaten und 3.) die Art, wie die Länder ihre Emissionen melden müssen, mit dem Ziel einer einheitlichen und verbindlichen Berichtslegung.

Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) verhandelt bei der COP26 in Glasgow federführend für die EU die Kohlenstoffmärkte: "Beim internationalen Emissionshandel ist es mir besonders wichtig, dass wir hier ein System finden, das keine Doppelanrechnungen von Emissionsreduktionen zulässt. Denn Schummeln im Klimaschutz, das wird unserem Planeten nicht helfen."

Verhandlungen bis Freitag

Die COP26 in Glasgow läuft noch bis Freitag – zumindest offiziell. Frühere Klimagipfel zogen sich mit Verhandlungen über die letzten aber entscheidenden Details zur Abschlusserklärung meist weit in den nächsten Tag hinein.

Ziel ist es, die Begrenzung der Erderhitzung auf maximal 1,5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu halten und zu regeln, wie das Pariser Klimaabkommen von 2015 konkret umgesetzt werden soll. Bisher reichen die Pläne bei weitem nicht aus.

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    Dunst der Umweltverschmutzung. Damit die globale Klimakrise beherrschbar bleibt, muss die Erderhitzung deutlich unter zwei Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau begrenzt werden.
    Dunst der Umweltverschmutzung. Damit die globale Klimakrise beherrschbar bleibt, muss die Erderhitzung deutlich unter zwei Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau begrenzt werden.
    PHILIPPE DESMAZES / AFP / picturedesk.com

    Alles nur Show? Nein.

    Weltklimakonferenzen sind wichtig und haben bereits einiges bewirkt. Die COP21 in Paris vor sechs Jahren schaffte einen wegweisenden Klimavertrag. Erstmals einigte sich die Staatengemeinschaft darauf, die Erderhitzung auf deutlich unter zwei und möglichst auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu halten. Ein Meilenstein in der Klimapolitik.

    Klimagipfel wie die COP26 in Glasgow stellen den Klimaschutz zwei Wochen lang ins Zentrum der Weltöffentlichkeit. Das erzeugt nicht nur eine hohe mediale Aufmerksamkeit, sondern sorgt auch für Druck auf politische Entscheidungsträger, sich verstärkt für Klimaschutz einzusetzen.