Leser

Familie in Wien verheimlicht Corona vor Behörden

Ein Wiener berichtet, seine Nachbarn missachten jegliche Quarantäne-Vorschriften und lügen die Behörden an. Er fürchtet um seine eigene Gesundheit. 

Marlene Postl
Teilen
Dieser Wiener ist höchst besorgt um seine Gesundheit.
Dieser Wiener ist höchst besorgt um seine Gesundheit.
picturedesk / privat

Ein Wiener berichtet im Gespräch mit "Heute" von einem unglaublichen Vorfall im 16. Bezirk. Seine Nachbarn sollen mit Corona infiziert sein, dies aber vor den Behörden geheim halten. Tagelang versuchte der Mann, die Gesundheitsbehörde zu alarmieren, jedoch völlig vergeblich. Auch die Polizei war schon mehrmals vor Ort, jedoch werden einfach keine Maßnahmen gesetzt. 

Walter F. (Name von der "Heute"-Redaktion geändert) ist völlig verzweifelt. Er wohnt mit seiner Familie in einem Zinshaus in Wien-Ottakring. Weil er und sein Sohn Risikopatienten sind, hat der Wiener seine Arbeit für die Zeit der Pandemie aufgegeben, er wäre sonst gezwungen, stets Kundenkontakt zu haben. Doch nicht einmal in seinem eigenen Heim ist der Wiener mehr sicher. 

Mutter vertraute einer Nachbarin an, dass der Sohn Corona habe

Durch eine Nachbarin erfuhr Walter, dass andere Bewohner des Hauses sträflich gegen das Infektionsgesetz verstoßen. Im Haus wohnt eine Familie mit drei erwachsenen Kindern, aufgeteilt in zwei Wohnungen. In der einen Wohnung die Eltern mit ihren zwei Töchtern, in der anderen der erwachsene Sohn. Jener Sohn hat sich mit Corona angesteckt, die Familie versuchte aber, den Fall unter Verschluss zu halten. 

"Obwohl der Sohn Corona hatte, kam die Mutter noch mehrere Male zu ihm in die Wohnung und hat für ihn gekocht. Mir ist aufgefallen, dass sie plötzlich mit Maske in die Wohnung ihres Sohnes ging. Das hat sie sonst nie getan, es kam mir komisch vor. Schließlich verriet mir eine Nachbarin, die Mutter habe sich ihr anvertraut: Der Sohn hat Corona", berichtet Walter im Gespräch mit "Heute". Der Wiener ist vollkommen erschüttert und hat Angst um die Gesundheit seiner Familie. 

Familie bewegt sich frei, obwohl sie K1 sind 

"Wir wohnen in einem alten Haus, die Bäder sind am Gang. Wir sind gezwungen, ab und zu den Weg der Familie zu kreuzen. Ich habe kein Verständnis für dieses Verhalten und habe sofort die Behörden alarmiert", erzählt der Wiener. Er hatte mit seinem geistesgegenwärtigen Verhalten allerdings wenig Erfolg. Die Polizei war zwar vor Ort, viel wurde aber nicht ausgerichtet. Der junge Mann hatte, wie sich herausstellte, tatsächlich Corona und bekam einen behördlichen Absonderungsbescheid. Der Rest der Familie bewegt sich allerdings nach wie vor frei. 

Der Sohn hatte seine Familie scheinbar nicht als Kontaktpersonen angegeben, obwohl er dazu verpflichtet wäre: "Die Mutter war beim Sohn und hat für ihn gekocht. Dann war sie wieder beim Rest der Familie. Die sind alle in die Arbeit gegangen. Ich sehe sie in ihren Autos herumfahren. Sie arbeiten alle in Berufen mit Kundenkontakt, die Eltern sowie auch die Töchter. In Österreich sterben die Menschen an Corona und diese Leute schleppen das Virus hinaus in die Welt, als sei nichts", zeigt sich Walter verzweifelt.

Behörden fühlen sich nicht zuständig

Er setzte sämtliche Hebel in Bewegung: Anrufe und Emails an das Bezirksgesundheitsamt, 1450 und die Polizei. Man hörte ihm zu, nahm seine Daten auf und wimmelte ihn schließlich ab. Die einzigen Behörden, die tatsächlich vor Ort waren, war die Polizei – die Beamten konnten aber konkret nichts ausrichten. "Der Sohn ist laut Angaben der Familie seit Samstag krank, das Virus hat eine Inkubationszeit von bis zu zwei Wochen. Auch wenn die Familie vielleicht einen Schnelltest gemacht hat, was ich bezweifle, heißt das nicht, dass sie nicht infiziert sind. Diese Leute haben einfach kein soziales Gewissen", erzählt Walter.

Bei den Behörden wird der Wiener weiterhin im Kreis geschickt. Er berichtet, keiner fühle sich zuständig und niemand wisse, was man tun könne. Immer wieder wird gerätselt, wo die vielen Corona-Ansteckungen passieren. Einige beschuldigen den Handel oder die Gastronomie, die seit Monaten im Lockdown ist, andere suchen die Ursache in Schulen oder Büros. Wenn man eine solche Geschichte hört, wundert man sich nicht, dass die Corona-Zahlen weiterhin hoch und Wien im Lockdown bleibt.