Coronavirus

Neue Corona-Impfstoffe sind bereits völlig veraltet

Gleich zwei frisch angepasste Corona-Impfstoffe sollen am Donnerstag ihre Zulassung erhalten. In Österreich sollen nun alle ab 12 zum vierten Stich.

Roman Palman
Die vierte Corona-Impfung wird in Österreich allen Personen ab 12 Jahren empfohlen.
Die vierte Corona-Impfung wird in Österreich allen Personen ab 12 Jahren empfohlen.
Sebastian Willnow / dpa / picturedesk.com

Alpha, Delta, Omikron, BA.1, BA.4/BA.5,... – das Coronavirus mutiert so schnell, dass man bei der schieren Anzahl an neuen Varianten schon mal den Überblick verlieren kann. Das Problem: durch neue Mutationen kann es dem Erreger gelingen, den Impfschutz, der gegen die Ursprungsvariante entwickelt wurde, zu umgehen.

Am Donnerstag dürften nun, acht Monate nach ihrer Ankündigung, die ersten angepassten Vakzine von Biontech/Pfizer und Moderna gegen neue Corona-Varianten ihre Zulassung erhalten. Offiziell muss die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA noch in ihrer außerordentlichen Sitzung darüber entscheiden, doch das gilt als Formsache.

Neue Impfstoffe schon wieder veraltet

Wie "Die Presse" berichtet, sind beide Impfstoffe sind bivalent und richten sich sowohl gegen die Ursprungsvariante aus Wuhan als auch gegen Omikron – allerdings nur gegen die Ursprungsvariante BA.1. Diese wurde von den bedeutend anders gebauten Varianten BA.4 und BA.5 bereits vollständig verdrängt. Die Vakzine, die am Donnerstag also höchstwahrscheinlich ihre Zulassung erhalten werden, sind also bereits wieder heillos veraltet.

Die Entwicklung der angepassten Impfstoffe selbst ist für die Hersteller dabei gar nicht das Problem, vielmehr kommen sie mit ihren klinischen Studien nicht hinterher. Diese nehmen mehrere Monate in Anspruch, sind aber für eine neue Zulassung notwendig.

Das könnte sich in der Zukunft ändern, zumindest wenn man die Grippeimpfung als Maßstab nimmt. Denn für die jährlich angepassten Grippe-Impfstoffe sind für neue Zulassungen keine klinischen Studien mehr nötig, die Daten aus den Laboren reichen völlig aus. Das aber, weil die Totimpfstoffe bereits jahrzehntelang erprobt sind, die mRNA-Vakzine von Biontech/Pfizer und Moderna hingegen sind quasi Neuland.

Vierter Stich für (fast) alle

Und was heißt das jetzt für die künftige Corona-Impfung in Österreich? "Die Impfung ist und bleibt die wichtigste Maßnahme", hatte Gesundheitsminister Johannes Rauch erst bei einem Presseauftritt am Mittwoch neuerlich betont. Dabei wurde auch eine aktualisierte Empfehlung des Nationalen Impfgremiums (NIG) präsentiert: künftig wird allen Menschen in Österreich ab einem Alter von 12 Jahren auch die Auffrischungsimpfung, also der vierte Stich, ab 6 Monaten nach der Letztimpfung empfohlen.

Es habe keinen Sinn und sei "absolut unvernünftig" auf Varianten-Impfstoffe zu warten. "Bitte nicht zuwarten, jetzt zur Impfung gehen", lautete der Appell des an Rauchs Seite aufgetretenen Infektiologen Herwig Kollaritsch dazu.

Wann man sich die vierte Impfung abholen sollte – die offizielle Empfehlung des Ministeriums.
Wann man sich die vierte Impfung abholen sollte – die offizielle Empfehlung des Ministeriums.
Gesundheitsministerium

Doch jetzt dürfte es diese bald eine Zulassung erhalten und auch von Österreich bereits millionenfach bestellt werden. Was bringen die angepassten Vakzine dann überhaupt?

Deutlich besserer Ansteckungsschutz

Weil die neuen Impfstoffe gleich gegen zwei Varianten ausgerichtet sind, dürften sie auch allgemein einen höheren Schutz vor Ansteckungen bieten, so die Erwartung. "Die gebildeten Antikörper erkennen und eliminieren die Viren also effizienter", wird Corona-Experte Bernd Lamprecht, Vorstand der Universitätsklinik für Innere Medizin mit Schwerpunkt Pneumologie an der Johannes-Kepler-Universität Linz durch "Die Presse" zitiert.

Der Unterschied: In den ersten sechs bis acht Wochen nach der Verabreichung soll der Schutz vor einer Ansteckung durch die angepassten Impfstoffe bei etwas mehr als 70 Prozent liegen. Bei den bisher verwendeten Mitteln liegt dieser zwischen 50 und 70 Prozent.

Nach diesem Zeitraum fällt der Antikörper-Wert allerdings rasch ins Bodenlose und der Ansteckungsschutz ist bei beiden Impfstoffen nur noch minimal.

Schutz vor schweren Verläufen ähnlich

Vor schweren Verläufen dürften sowohl der alte als auch der angepasste Impfstoff ähnlich gut schützen: "Was das Verhindern schwerer Verläufe im Sinne eines Krankenhausaufenthaltes angeht, erwarten wir keinen Unterschied zu den bisher zugelassenen Impfstoffen. In dieser Hinsicht sind auch sie sehr effektiv", so Lamprecht.

Der Experte rät ebenfalls, nicht mit dem vierten Stich extra auf das Update zu warten: "Sind aber dann, wenn die erste Auffrischung fällig wird, die adaptierten Impfstoffe verfügbar, sollten sie auch zum Einsatz kommen, denn der Mehrwert durch den erhöhten Schutz vor Ansteckungen ist offensichtlich."

Weitere Vakzin-Updates in Vorbereitung

Sowohl Moderna als auch Biontech/Pfizer werkeln aber bereits an der nächsten Wirkstoffanpassung, dieses Mal gegen die aktuell vorherrschenden Varianten BA.4 und BA.5. Bislang gibt es aber nur Labordaten, keine klinischen Studien. Die US-Arzneimittelbehörde FDA könnte dennoch bald über die eingereichte Notfallzulassungen entscheiden, da man Labordaten im Zusammenhang mit den Studienergebnissen zum BA.1-Vakzin als ausreichend erklärt hat.

Auch die Amerikaner hätten gesehen, dass die Hersteller sonst dem Virus massiv hinterherhinken. Ob die EMA in Europa einen ähnlichen Weg gehen wird, ist noch unklar. Beide Pharma-Konzerne wollen aber auch hier ihren neuen Impfstoff bald ins Zulassungsverfahren schicken.

1/61
Gehe zur Galerie
    <strong>23.04.2024: Dieser Milliardär brachte René Benko zu Fall.</strong> Ein Mittagessen mit Logistik-Milliardär Klaus-Michael Kühne war der Anfang vom Ende. Benko bettelte bei dem Deutschen, <a data-li-document-ref="120032711" href="https://www.heute.at/s/dieser-milliardaer-brachte-rene-benko-zu-fall-120032711">kassierte jedoch eine Abfuhr &gt;&gt;&gt;</a><a data-li-document-ref="120032509" href="https://www.heute.at/s/beaengstigend-flieger-kreiste-stundenlang-ueber-wien-120032509"></a>
    23.04.2024: Dieser Milliardär brachte René Benko zu Fall. Ein Mittagessen mit Logistik-Milliardär Klaus-Michael Kühne war der Anfang vom Ende. Benko bettelte bei dem Deutschen, kassierte jedoch eine Abfuhr >>>
    "Heute"-Montage, Material APA-Picturedesk