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Crewmitglied hält unter Tränen Abschiedsrede

Heute Redaktion
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"Ihr seid die letzten Passagiere auf diesem Flugzeug": Ein Crewmitglied verabschiedete sich auf dem letzten Thomas-Cook-Flug mit einer emotionalen Rede.

Das letzte Thomas-Cook-Flugzeug startete in Cancun, Mexiko, und landete am Montagmorgen im britischen Manchester um 6.50 Uhr Ortszeit. Erst Stunden zuvor hat die Crew erfahren, dass sie ohne Arbeit nach Hause zurückkehren würden. Kurz vor der Landung verabschiedete sich ein Mitglied unter Tränen: "Ihr seid die letzten Leute, die in diesem Flugzeug waren. Kommt gut nach Hause!"

Ein Fluggast filmte die bewegenden Momente. Ein Crewmitglied beginnt im Video mit den Worten: "Wie manche von euch vielleicht mitbekommen haben, als ihr heute Morgen die Telefone eingeschaltet habt...", plötzlich reißt seine Stimme ab. Die Passagiere im Flugzeug ermutigen ihn, weiterzumachen. "Ich möchte diese Gelegenheit nutzen und mich bei der Crew bedanken, dass sie den ganzen Weg zurück nach Großbritannien so professionell gearbeitet und euch alle sicher und gesund wieder nach Hause gebracht hat", sagt er mit tränenerstickter Stimme. Am Ende ergreift auch der Pilot das Wort und bedankt sich: "Es war mir ein Vergnügen, 25 Jahre lang mit euch zusammenzuarbeiten."

Managerlöhne in Frage gestellt

Nach der Pleite des Reisekonzerns Thomas Cook hat der britische Regierungschef Boris Johnson die Vergütungen der verantwortlichen Spitzenmanager kritisiert. Er frage sich, ob die Führungskräfte sich hohe Summen genehmigen sollten, wenn ein Unternehmen derart den Bach heruntergehen könne. Wirtschaftsministerin Andrea Leadsom sagte dem TV-Sender "Sky News" am Dienstag, sie lasse untersuchen, ob Fehler des Managements den Zusammenbruch des ältesten Reiseveranstalters der Welt verursacht hätten.

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Der Schweizer Thomas-Cook-Konzernchef Peter Fankhauser verdiente 8,3 Millionen Pfund seit er im November 2014 den Vorstandsvorsitz übernommen hatte. Seine Vorgängerin Harriet Green kam während ihrer beiden Jahre an der Spitze von Thomas Cook auf knapp fünf Millionen Pfund. Und deren Vorgänger Manny Fontenia-Novoa, der ebenfalls schon an der Sanierung des Reiseriesen arbeitete, erhielt während seiner Zeit von 2003 bis 2011 gut 17 Millionen Pfund.

Unter Fankhauser hatte Thomas Cook in der Nacht zum Montag Insolvenz anmelden müssen, nachdem Verhandlungen mit Geldgebern gescheitert waren und auch die Regierung eine Finanzhilfe von 150 Millionen Pfund verweigert hatte.

Überbrückungskredit für Condor

Über staatliche Hilfe hatte auch die deutsche Regierung noch zu entscheiden. Die deutsche Cook-Airline Condor beantragte zu Wochenbeginn einen staatlichen Überbrückungskredit, um den Flugbetrieb aufrecht erhalten und sich vor der Pleite noch retten zu können. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hatte am Dienstag mitgeteilt, dass der Bund und das Land Hessen Condor je zur Hälfte einen Überbrückungskredit von 380 Millionen Euro gewähren.

Bundesfinanzminister Olaf Scholz hat die Finanzhilfen des Bundes und des Landes Hessen für den Ferienflieger Condor mit dem Schutz von Arbeitsplätzen und Reisenden begründet. Condor sei ein traditionsreiches Unternehmen, das unverschuldet in eine Notlage geraten sei, erklärte der SPD-Politiker am Dienstagabend in Berlin. Es sei richtig, gezielt zu helfen. "Mit dem begrenzten Überbrückungskredit ermöglichen wir den Erhalt Tausender Arbeitsplätze", sagte Scholz. "Außerdem schützen wir unzählige Reisende davor, im Ausland zu stranden."

In Großbritannien organisiert unterdessen die Flugbehörde weiter die Heimflüge der insgesamt rund 150.000 Touristen aus dem Vereinigten Königreich. In den kommenden zwei Wochen werde die Rückholaktion abgewickelt. Weltweit sind bis zu 600.000 Urlauber gestrandet, darunter mehr als 300.000 aus Deutschland.

Was zu tun ist

Wer eine Reise bei Thomas Cook oder einem von dessen Tochterunternehmen gebucht hat, sollte seine Reise nicht stornieren. Die Insolvenz des Reiseveranstalters selbst berechtigt nämlich nicht zum Rücktritt vom Vertrag. "Stornierungen sind nur gegen die Zahlung der vertraglich vereinbarten Stornogebühr möglich", warnt Birgit Auner vom Konsumentenschutz der Arbeiterkammer.

Wer eine Anzahlung geleistet hat, ist nicht verpflichtet, den Restbetrag zu zahlen, solange die Durchführung der Reise nicht sichergestellt ist. Sofern die Reise abgesagt wird, können Betroffene Ihre Anzahlung beziehungsweise den Gesamtbetrag über den Abwickler zurückverlangen.

Griechenland und Spanien

Für beliebte Urlaubsländer wie Griechenland und Spanien ist die Pleite ein Schlag. Griechische Tourismusverbände gehen davon aus, dass die Insolvenz von Thomas Cook den Sektor bis zu 500 Millionen Euro kosten könnte. Der Tourismusverband Sete rechnet mit Einbussen von 250 Millionen bis 500 Millionen Euro.

Die spanische Tourismusbranche wird derweil allein wegen der vom insolventen britischen Reisekonzern Thomas Cook nicht beglichenen Rechnungen nach Schätzungen mindestens 200 Millionen Euro verlieren. Das Aus von Thomas Cook trifft in Spanien vor allem die Kanaren, die Balearen und Andalusien. Mit dem britischen Reiseveranstalter waren im vergangenen Jahr rund 3,6 Millionen der insgesamt 82 Millionen ausländischen Touristen nach Spanien gekommen.