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Cuche hängt in Kitz seine Ski an den Nagel

Heute Redaktion
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Bild: Reuters

In Kitzbühel, seinem zweiten "Wohnzimmer", gab der Schweizer Ski-Superstar am Donnerstag im Rahmen einer Pressekonferenz sein Karriereende bekannt. Der 37-jährige Eidgenosse will sich mit Saisonende von der alpinen Weltcup-Bühne verabschieden.

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"Kitzbühel und die Streif ragen ganz speziell aus meiner Karriere heraus. Deshalb wollte ich mit dieser Entscheidung hier und heute einen weiteren Meilenstein setzen", erklärte Cuche, der (viermal Abfahrt, einmal Super-G) gefeiert hat.

"Würde auch bis 60 fahren, aber..."

Der frisch gebackene "Schweizer des Jahres" würde am liebsten fahren "bis ich 60 Jahre alt bin". "Aber ich bin überzeugt, dass ich jetzt den richtigen Zeitpunkt gewählt habe. Ich bin fit und gesund, kann immer noch vorne mitfahren und Rennen gewinnen. Auf diesem Niveau möchte ich abtreten", meinte das 1,74 Meter große und 89 Kilogramm schwere Kraftpaket.

Cuche hat in seiner Karriere beinahe alles gewonnen, vor allem auf dem Speed-Sektor. Der gelernte Fleischhauer aus dem Kanton Neuchatel siegte in bisher 18 Weltcup-Rennen, holte sechs kleine Kristallkugeln (viermal Abfahrt, einmal Super-G, einmal Riesentorlauf), sicherte sich vier WM-Medaillen (u.a. einmal Gold 2009 im Super-G) und eine Olympia-Silberne im Super-G 1998 hinter Hermann Maier.

"Weiße Flecken" stören nicht

Das fehlende Olympia-Gold steckt er laut eigenen Angaben ebenso weg wie den nicht gelungene Heimsieg in Wengen. "Man muss die guten Leistungen genauso akzeptieren wie die Niederlagen." Zwei Siege ragen für Cuche ganz besonders heraus. "Seit meinem Riesentorlauf-Sieg 2002 in Adelboden habe ich gespürt, dass ich mit den Schweizer Skifans sehr eng verbunden bin. Und 1998 mein erster Erfolg in Kitzbühel, hier hat alles angefangen. Kitzbühel ist und bleibt das Mekka der Abfahrer. Die Stimmung hier ist die verrückteste im ganzen Weltcup."

Die Entscheidung zum Rücktritt ist für Cuche nicht von heute auf morgen gefallen. Cuche trug die Gedanken schon zumindest ein Jahr mit sich. Durchgerungen zum Entschluss hat er sich auf der Anreise nach Kitz. "Da war ich der Entscheidung sehr nahe." Das Bauchgefühl reifte in Kitzbühel soweit, dass Swiss Ski Donnerstag früh kurzfristig eine Pressekonferenz für Cuche einberief.

Dank an die Familie

Speziell bedankt hat sich Cuche dabei bei seinen Eltern Marlies und Francis, Bruder und Manager Alain, Servicemann Chris Krause und Konditionscoach Florian Lorimier. Taschentuch brauchte Cuche keines, schließlich warten ja bis März noch einige sportliche Herausforderungen. "Aber die Emotionen kommen sicher noch stärker. Die Wehmut wird kommen."

Cuche greift nicht zum Fleischerbeil

Für seine Zukunft nach Saisonende steht nur fest, dass er nicht in die Fleischerei zurückkehren wird. Cuche hat bereits Gespräche mit seinen Partnern Audi, Head und Corum geführt, Details konnte er aber noch nicht verkünden. Eventuell wird es mit Audi auch Abstecher in den Motorsport geben. Auf jeden Fall will er sich für den Skinachwuchs in seiner Heimat einsetzen. "Ich möchte meinen Beitrag leisten, dass mein gelebter Traum auch in Zukunft für junge Talente erreichbar ist."

Schweizer kann Klammer übertrumpfen

Die nahe Zukunft heißt aber Kitzbühel, wo er, falls das Wetter mitspielt, am Freitag (Super-G) und Samstag (Abfahrt) seine Abschiedsvorstellungen gibt. Unter speziellem Druck sieht er sich nun nicht, ganz im Gegenteil. "Ich muss hier nicht gewinnen, ich darf hier gewinnen." Sollte ihm das gelingen, würde er den Allzeit-Rekord von Franz Klammer (vier Abfahrtssiege in Kitzbühel) überbieten. Auch danach will er bis zum Winter-Schluss ordentlich Druck auf die jungen Herausforderer ausüben: "Im Leergang werde ich jetzt sicher nicht in den Frühling rollen."