Wien

Wienerin braucht im Monat 500 Euro für Tierfutter

Irene H. (71) kümmert sich um neun Tiere. Doch die Futterpreise werden immer höher – hier hilft der Verein "Pfotenmarkt auf Rädern" aus.

Yvonne Mresch
Irene H. (71) lebt mit sieben Katzen und zwei Hunden zusammen. Gabi Collmann vom Verein "Pfotenmarkt auf Rädern" liefert ihr regelmäßig Futter für die Vierbeiner.
Irene H. (71) lebt mit sieben Katzen und zwei Hunden zusammen. Gabi Collmann vom Verein "Pfotenmarkt auf Rädern" liefert ihr regelmäßig Futter für die Vierbeiner.
Sabine Hertel

Pünktlich um 10 Uhr morgens läutet es bei Irene H. an der Tür. Es ist Samstag, ein Tag auf dem sich Vier- und Zweibeiner gleichermaßen freuen. Denn samstags kommt die neue Lieferung vom "Pfotenmarkt auf Rädern". Der 2017 gegründete Wiener Verein unterstützt bedürftige Tierbesitzer mit Futter.

Teuerungen machen Tierversorgung immer schwieriger

Die tierliebe Wienerin lebt mit sieben Katzen und zwei Hunden auf 45 Quadratmetern in Floridsdorf. "Ich hatte immer schon Tiere, eigentlich seit der Geburt", erzählt sie. "Aber immer ein oder zwei. Dass es jetzt so viele sind, war nie geplant." Fast alle Vierbeiner waren Streuner und haben eine schwere Vergangenheit, teils Misshandlung erfahren. Bei Irene H. dürfen sie sich von ihren Strapazen erholen.

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    Die Kisten sind voll und werden von den Ehrenamtlichen zu den Wohnungen getragen.
    Die Kisten sind voll und werden von den Ehrenamtlichen zu den Wohnungen getragen.
    Sabine Hertel

    Doch die Teuerungen machen der Pensionistin zu schaffen: "Ich würde um die 500 Euro monatlich zahlen, bekomme die Mindestpension. Auch wenn ich selbst nicht viel brauche und alles für die Tiere nehme, ist das sehr viel Geld. Vor allem, weil ich ja auch Tierarztkosten habe", sagt sie. Alle zwei Monate bekommt sie deshalb Unterstützung von der mobilen Tiertafel. 

    Lieferung bis vor die Wohnungstür

    "Viele unserer Kunden könnten sich die Tiere sonst nicht leisten. Dazu kommt, dass wir oft der einzige Sozialkontakt sind, weil sie meist nicht mehr mobil sind", sagt Gabi Collmann, Freiwillige beim "Pfotenmarkt". "Wir bekommen Geld- und Futterspenden, sortieren alles im Lager und liefern diese dann bis vor die Wohnungstüre." Je nach Menge und Anzahl der Tiere (für vier wird maximal geliefert) ist ein Beitrag zwischen 20 und 40 Euro alle sechs Wochen zu bezahlen. Das Geld geht wieder in den Kauf von Futter oder wird im Notfall an Klienten ausgegeben: "Wenn ein Tier stirbt oder jemand hohe Tierarztkosten hat, helfen wir manchmal auch", so Collmann.

    "Leute wissen nicht, wo sie das Geld hernehmen sollen"

    Bei ihrer Arbeit erleben die Freiwilligen immer wieder emotionale Momente: "Wenn man sieht, dass Leute eigentlich nicht mehr gehen können, sich aber aufraffen um den Hund rauszubringen", erzählt Collmann. "Aber auch, wenn ein Tier stirbt oder die Menschen einfach nicht wissen, wo sie das Geld hernehmen sollen." Dennoch bleibt das Schöne im Gedächtnis: "Man hört so viel Negatives. Umso berührender ist es zu sehen, wie die Leute sich um ihre Tiere kümmern. Sie sind oft ihre einzige Stütze." Bei den Besuchen wird auch darauf geachtet, dass es den Vierbeinern gut geht. "Wir sehen uns das natürlich an und wenn wir merken, es passt nicht, versuchen wir entweder zu unterstützen oder einen neuen Platz zu suchen." 

    Freiwillige dringend gesucht

    Die Nachfrage an dem Angebot sei aufgrund der Teuerungen gestiegen. "Wir haben aktuell zwischen 80 und 90 Kunden, aber es werden immer mehr", sagt die ehrenamtliche Helferin. Doch es fehlt an genügend Freiwilligen und Autos. "Wer möchte, soll sich bei uns melden. Wir brauchen Leute, die auch schwere Kisten in Häuser ohne Lift tragen können und freuen uns über jede helfende Hand", appelliert sie.

    Für Irene H. ist ein Leben ohne Tiere unvorstellbar: "Ich könnte sie nicht weggeben. Und irgendwie schafft man es, wenn man will. Sie bedeuten mir alles." Ob bei sieben Katzen und zwei Hunden nun Schluss ist? "Ich sage das immer", lacht die 71-jährige. "Aber wenn ich dann ein Tier frieren sehe, schaffe ich es nicht, 'Nein' zu sagen!" Ihr größter Wunsch: "Dass die Tiere noch lange leben!"

    Wer den "Pfotenmarkt auf Rädern" unterstützen möchte, kann sich hier über Mitarbeit oder Sachspenden informieren oder an folgendes Konto spenden: Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien AG / IBAN: AT17 3200 0000 1266 2060 / BIC: RLNWATWW

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