Hoffnung auf Waffenruhe

"Dann wird es für Putin schwer" – Insider packt aus

Ein Friedensgespräch zwischen der Ukraine und Russland steht auf Messers Schneide. Der Ex-Ukraine-Sondergesandte der OSZE sagt, worauf es nun ankommt.
12.05.2025, 22:19
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Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski ist bereit für das vom russischen Staatschef Wladimir Putin vorgeschlagene Friedensgespräch. "Ich werde am Donnerstag auf Putin in der Türkei warten, persönlich", schrieb Selenski am Sonntag auf der Plattform X. Der Kremlchef hatte in der Nacht zuvor die Aufnahme von Verhandlungen in der Türkei angeboten, um über ein mögliches Ende für den über drei Jahre dauernden Krieg in der Ukraine zu beraten. Ob es nun tatsächlich stattfinden wird, ist dennoch mehr als fraglich.

Russland stößt sich nämlich am Ultimatum. Die russische Regierung nannte die Forderung des deutschen Bundeskanzlers Friedrich Merz, das Angebot einer 30-tägigen Waffenruhe sofort anzunehmen, "inakzeptabel". "Die Sprache von Ultimaten ist inakzeptabel für Russland, sie ist nicht angemessen", erklärte am Montag Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. "So kann man nicht mit Russland sprechen." Zugleich ließ der Kreml verlauten, man sei entschlossen, "aktiv nach Wegen für eine langfristige friedliche Lösung der Ukraine-Frage zu suchen".

Putin mit weiteren Sanktionen gedroht

Der neue deutsche Kanzler hatte am Sonntagabend gemeinsam mit dem ukrainischen Präsidenten Selenski und seinem französischen Amtskollegen Emmanuel Macron gefordert, dass Russland das Angebot annehme – ansonsten würden weitere Sanktionen gegen das Land verhängt. Auch Donald Trump hatte sich laut den europäischen Staatschefs zeitweise für dieses Ultimatum ausgesprochen – dann kam Putin. Der russische Präsident schlug nämlich vor, dass sich die Kriegsparteien in Istanbul zu Gesprächen treffen.

Wie es weitergehen könnte, dazu war am späten Montagabend der ehemalige Ukraine-Sondergesandte der OSZE, Martin Sajdik, in der "ZIB2" bei ORF-Moderator Armin Wolf. "Wenn ich mir die Situation derzeit anschaue, dann muss ich ehrlich sagen, bin ich skeptisch", so Sajdik zum Zustandekommen des Friedensgesprächs. Zwar habe US-Präsident Donald Trump angedeutet, auch zum Treffen kommen zu wollen, "aber Putin muss erst einmal zusagen". Ein solcher Dreier-Gipfel brauche zudem eine entsprechende Vorbereitung.

Das große Aber zu Putins Versteckspiel

Aber: "Wenn Trump hinfährt und auch Selenski kommt, dann wird es für Putin schwer", so der Ex-Sonderbeauftragte. Sollte das Treffen dann tatsächlich stattfinden, könnte das Ergebnis sein, dass beide Seiten für die eigenen Zwecke einen Waffenstillstand verkünden, so der Insider. "Wenn dass das Wort der Präsidenten ist, dann ist das vielleicht nicht mehr so einfach, dann das im Kampfgebiet nicht mehr umzusetzen." Allerdings messe die Front mehr als 2.000 Kilometer, da einen Waffenstillstand einzuhalten sei mehr als schwierig, so Sajdik.

Sollte Putin wiederum nicht teilnehmen, könnte es sein, dass auch Selenski nicht komme, so der Experte – man könnte sich aber auch darauf einigen, dass die beiden Außenminister stattdessen aufeinandertreffen würden. Besonders Sergej Lawrow sei als diplomatischer Experte bekannt und könnte dann Einigungen erzielen, die der Ukraine nicht angenehm seien, hieß es. Könnten Putins Forderungen überhaupt erfüllt werden? Trump könne wohl die Ukraine nicht zwingen, die Bedingungen zu akzeptieren, so der Ex-Sondergesandte.

"Ukrainer haben ein beachtliches Selbstbewusstsein"

Das Motto sei ganz klar, so Sajdik: "Nichts über die Ukraine ohne die Ukraine." Das habe sich auch bei den Verhandlungen beim Rohstoffabkommen der Ukraine mit den USA gezeigt, bei dem die Ukraine einiges habe herausschlagen können. "Man darf auch nicht unterschätzen, die Ukrainer haben ein beachtliches Selbstbewusstsein. Jetzt mehr als drei Jahre kann Russland die Ukraine nicht besiegen", so Sajdik. "Schwer zu erahnen" sei indes, was Trump wirklich wolle, der zuerst Selenski aus dem Weißen Haus werfen ließ, zuletzt aber Ukraine-freundlich auftrat.

"Vielleicht war es der Heilige Geist, der geholfen hat", lachte Sajdik in Anspielung auf ein Gespräch zwischen Selenski und Trump im Petersdom. Der Ex-Sondergesandte für die Ukraine ging davon aus, dass erst spät in Washington klargeworden sei, dass man nicht über die Ukraine und nicht über ganz Europa "einfach so drüberfahren kann, auch wenn sie es immer wieder sagen". Was am Ende dieser Woche herauskomme, das sei unklar, so Sajdik abschließend, aber: "Jeder kleine Schritt bedeutet, dass Menschenleben gerettet werden."

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