Wer am Montag ein tiefes Dröhnen über Wien hört, darf sich nicht wundern: Die Pummerin im Stephansdom wird an diesem Tag für ein seltenes Probeläuten angeschlagen. Grund ist eine notwendige Reparatur, bei der es um Feinabstimmungen am Klangkörper geht.
Das seltene Ereignis übernehmen die Experten der renommierten Glockenfirma Grassmayr aus Innsbruck. "Es handelt sich um ein reines Probeläuten, das zur akustischen Feinjustierung notwendig ist", heißt es dazu von der Erzdiözese Wien.
Die Pummerin ist mit ihren 21.383 Kilogramm die größte Glocke Österreichs – und eine der klanggewaltigsten Europas. Sie wird nur zu ganz besonderen Anlässen geläutet, etwa zu Weihnachten, Ostern, dem Nationalfeiertag oder bei historischen Ereignissen wie der Wahl eines neuen Papstes.
Sie wurde am 5. September 1951 in der Glockengießerei St. Florian, Oberösterreich, aus den Trümmern der alten Pummerin gegossen, am 26. April 1952 von Linz nach Wien gebracht, von Kardinal Theodor Innitzer geweiht "der Königin von Österreich, damit durch ihre mächtige Fürbitte Friede sei in Freiheit" (Inschrift, 1951), am 27. April (nach der feierlichen Wiedereröffnung des Doms nach der Zerstörung von 1945) erstmals angeschlagen und dann neben der Stephanskirche zur Schau gestellt. Nach Umbau des Adlerturms wurde sie am 5. Oktober 1957 auf diesen gehoben und am 13. Oktober 1957 erstmals geläutet.
Die neue Pummerin hat einen Durchmesser von 3,14 Metern (größte Wandstärke 23 Zentimeter), eine Höhe (einschließlich der Krone) von 2,94 Metern und wiegt (einschließlich Klöppel [813 Kilogramm] und Scharnierschraube [550 Kilogramm]) 21.383 Kilogramm.
Der ornamentale Schmuck zeigt sechs Türkenköpfe auf den Armen der Henkelkrone, drei Bildreliefs (Madonna [Rekonstruktion nach der alten Pummerin], Szene aus der Türkenbelagerung 1683, Brand 1945) sowie eine Weiheinschrift mit Wappen (darüber Staatswappen, unterhalb eine Kombination aus den Wappen von Oberösterreich, des Kardinals Innitzer, des Linzer Bischofs Josef Fließer und der Glockengießerei St. Florian). Die Pummerin sollte die Basis für ein zwölfstimmiges Geläute abgeben, zu dem aber die alten Glocken im nördlichen Heidenturm klanglich nicht passten.
Dass sie nun auch an einem gewöhnlichen Montag ertönt, dürfte bei vielen Wienern für Gänsehaut sorgen – und für ein akustisches Erlebnis der besonderen Art.