Terror in Wien

Das ist die WEGA-Taktik bei Anschlägen

Ernst Albrecht, Chef der WEGA, erklärt in einem Interview die beste Taktik bei Anschlägen wie jenem in Wien Anfang der Woche.

Leo Stempfl
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Der Kommandant der WEGA, Ernst Albrecht bei der Präsentation der WEGA medics.
Der Kommandant der WEGA, Ernst Albrecht bei der Präsentation der WEGA medics.
(Bild: Helmut Graf)

Ernst Albrecht war gerade am Heimweg, als er über Funk von den Schüssen am Schwedenplatz erfuhr. Später stellte sich heraus, dass nicht nur er, als Chef der WEGA, sondern auch sein Sohn als Notfallsanitäter vor Ort war. Im Interview mit "Wien heute" spricht er über den Abend und erklärt die Taktik des Spezialkommandos bei Schießereien wie dieser.

In der Terrornacht waren neben 1.000 Streifenpolizisten auch 140 Beamte der Wiener Einsatzgruppe Alarmabteilung (WEGA) im Einsatz. Diese werden immer dann alarmiert, wenn es besonders brenzlig wird. Jeden Tag gäbe es rund zehn Alarmierungen, meistens liegt kein Ernstfall vor. Am 2. November war es anders.

"'Schüsse‘, schon mit entsprechender Tonlage, entsprechender Hektik"

Schon bald hatte man den Ernst der Lage erkannt. Zwar seien WEGA-Beamte im Rahmen von Streifendiensten stets in der Stadt unterwegs, reguläre Polizisten sind meistens trotzdem als Erste vor Ort. Diese waren es auch, die sofort die Verfolgung aufnahmen.

Waffenmäßige Unterlegenheit

Schon kurz danach drehte sich der Terrorist um und eröffnete mit seiner Militärwaffe das Feuer auf die Streifenpolizisten. Aufgrund dieser "waffenmäßigen Unterlegenheit" wurde einer der Beamten getroffen und schwer verletzt, erzählt Albrecht. "Der Schlüssel war, dass die Beamten den Täter im Auge behalten konnten, obwohl der Kollege schon angeschossen war."

Ein Polizist blieb beim Verletzten, denn zum Glück waren bereits weitere Beamte eingetroffen, die sich dem Täter annahmen. Kurze Zeit darauf erreichten auch zwei Wägen mit vier WEGA-Beamten den Tatort, nur neun Minuten nach dem ersten Notruf ging der Terrorist tödlich getroffen zu Boden.

Polizist soll Ziel werden

Die besondere Schwierigkeit bei solchen Einsätzen ist, dass grundsätzliche Polizeikonzepte weitgehend außen vorgelassen werden müssen. Statt Deeskalation gehe es bei aktiven Schützen vor allem darum, auf ihm "draufzubleiben". Die Strategie sei fast schon militärisch, so der WEGA-Chef.

"Das Ziel wird der Polizist."

"Druck machen, auf den Täter einwirken, wenn der schießt, schießen wir. Wir wollen ihn einfach stören", sagt Albrecht. So wird der Täter dazu gedrungen, auf die Polizisten zu schießen, statt auf Zivilisten. "Das Ziel wird der Polizist." Für Angst bleibt da gar keine Zeit, der Stress überlagere alles andere.

Das, obwohl es in der ersten Stunde äußerst chaotisch zuging, berichtet der WEGA-Chef. "Und da wurde nicht gefragt: Ist das ein Oberst oder ein Inspektor oder ein Polizeischüler, da waren wir alle eins. Das war für mich die Erkenntnis aus dem Einsatz."