Die Landflucht ist ungebrochen. Immer mehr Menschen zieht es in die Ballungsräume der Landeshauptstädte. Ihre Heimat wird damit zunehmend entvölkert. Während die Speckgürtel anwachsen, ist der Bevölkerungsrückgang etwa im niederösterreichischen Waldviertel, in Teilen der Steiermark und Kärntens deutlich spürbar.
Im ZIB2-Studio war dazu Freitagabend die Humangeografin und Abwanderungsexpertin Elisabeth Gruber (Universität Innsbruck).
Sie verdeutlichte, dass Abwanderung nicht nur bedeutet, dass die Hauptwohnsitzbevölkerung weniger wird. Gemeinden bekommen dann auch weniger Geld aus dem Finanzausgleich, was den Erhalt oder gar Ausbau von Infrastruktur erschwert: "Das ist eine problematische Abwärtsspirale." Denn das Infrastruktur-Angebot ist neben Job-Aussichten einer der Hauptgründe für die Landflucht.
Neben diesen quantitativen Aspekten gibt es auch noch qualitative Aspekte. "Abwanderung ist ein selektiver Prozess, es sind vor allem junge Menschen, die abwandern. Die fehlen dann, die demografische Alterung steigt." Heißt auch: Weniger Arbeitskräfte vor Ort, was wieder die Betriebe in Bedrängnis bringt.
Diese Abwärtsspirale zu stoppen, sei für Gemeinden "schwierig", sagt Gruber. "Wenn wir uns die Gemeinden anschauen, wo sich die Bevölkerung stabilisiert hat, dann waren das oft strukturelle Maßnahmen wie eben Verkehrsverbindungen, die sich verändert haben."
Das heiße aber nicht, dass Gemeinden NICHTS machen könnten. Laut der Abwanderungsexpertin können sie sehr wohl bei kleineren Faktoren gegensteuern. "Es sind die sozialen Aspekte, gesellschaftlichen Aspekte, wo Gemeinden aktiv werden können. Es geht zum Beispiel auch um das Thema Offenheit, Partizipation: Die Jungen vielleicht nicht nur bedienen, sondern mitgestalten lassen."
Könnte sich dieser Trend umkehren? Gerade die Digitalisierung sei ein Hoffnungsträger gewesen. "Es gibt eine Veränderung, allerdings eher insofern, als dass sich die Stadtregionen ausweiten. Die Pendeldistanzen werden größer."