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Das Schlimmste an einem Haibiss sind nicht die Zähne

Heute Redaktion
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Haie haben messerscharfe Zähne, aber nicht nur die sind lebensgefährlich für den Menschen. Die Meeresräuber tragen auch potenziell tödliche Bakterien in ihrem Maul.

Wenn ein Hai seine Zähne zeigt, dann möchte so ziemlich jeder Mensch genügend Sicherheitsabstand zwischen sich und dem Meeresräuber wissen. Nicht so die Mitglieder der auf Haie spezialisierten Forschungseinrichtung "Ocearch" – und manche von ihnen, wie Meeresbiologin Kimberly Ritchie, wollen die Beißerchen sogar ganz aus der Nähe betrachten.

Seit 2014 studiert die Wissenschaftlerin von der University of South Carolina schon die Haie an der US-Ostküste. Doch die intimen Begegnungen mit den gefangenen Raubtieren bergen auch unsichtbare Gefahren.

Wenn Haie zubeißen, kann die Verletzung selbst schnell nicht mehr das größte Problem für die Retter werden. Ritchie und ihr Team haben herausgefunden, dass Haie Erreger im Maul haben, die jenen fleischfressenden Bakterien sehr ähneln, die in den vergangenen Jahren mehrfach für schreckliche Schlagzeilen gesorgt hatten.

Die Biologen sammeln deshalb Proben verschiedener Haiarten, damit Mediziner im Falle einer Haiattacke auch über die möglicherweise übertragenen Bakterien informiert sind, erklärt Ritchie gegenüber der McClatchy Mediengruppe. Auch wenn es vielleicht nur ein Kratzer war, kann eine tödliche Infektion die Folge sein.

Uralte Lebewesen

Doch nicht alles an Haien bedeutet für uns Menschen eine Gefahr. Dass die Jäger gleich ein ganzes Sammelsurium an Bakterien in sich tragen, ist für die Medizin eine Riesen-Chance. Darunter befinden sich nämlich auch Mikroben, die für eine extrem ausgeprägte Selbstheilung verantwortlich sind. Forscher hoffen nun, dass diese auch für den Menschen wirksam gemacht werden können.

"Sehr cool an Haien und Korallen ist, dass sie wirklich uralte Organismen sind", so Ritchie weiter. "Sie sind viel, viel älter als Menschen und hatten deshalb mehr Zeit, eine symbiotische Beziehung mit Mikroben zu entwickeln. Sie haben auch uralte Immunsysteme."

"Sie sind verwundbar und hilflos"

Pro Hai hat die Biologin nur 15 Minuten Zeit, ihre Proben zu nehmen. So lange dauert es, bis ihre "Ocearch"-Kollegen den GPS-Sender an dem Tier montiert und auf seine Funktion getestet haben. Angst vor einem Biss hat sie nicht. Ein Rohr, das während der Prozedur für konstanten Wassernachschub an den Kiemen sorgt, verhindert ein Zuschnappen.

"[Die Haie] sind nahezu bewegungslos, weil es für sie das erste Mal ist, dass sie die Schwerkraft so zu spüren bekommen. Sie sind verwundbar und hilflos", schildert die Amerikanerin ihre Erlebnisse und zeichnet damit ein ganz anderes Bild der oft als blutrünstige Bestien stigmatisierten Tiere.

Kokosnüsse töten mehr Menschen

Experten halten die scheinbar gesellschaftlich verankerte Angst vor Haien sowieso für maßlos übertrieben. "Eher wird man von einer herabfallenden Kokosnuss getötet, als durch einen Haibiss", hatte Robert Hueter, der Direktor des Haiforschungszentrums in Sarasota, Florida, bereits in der Vergangenheit erklärt.

Rund 150 Menschen würden jedes Jahr auf diese unvermutete Art zu Tode kommen. Im Jahr 2018 wurden laut statista.com weltweit insgesamt 66 Haiangriffe auf Menschen gezählt, nur vier davon verliefen tödlich.