Klimaschutz

Das sind die stärksten Ideen des Klimarats

Der Klimarat der Bürgerinnen und Bürger präsentierte am Montag über 90 Empfehlungen "für ein klimagesundes Österreich".

Lydia Matzka-Saboi
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Die 100 Klimaräte wurden nach dem Zufallsprinzip ausgesucht. Das Team spiegelt in Zusammensetzung die Gesellschaft (Alter, Bildungsstand, Wohnort etc.) wider.
Die 100 Klimaräte wurden nach dem Zufallsprinzip ausgesucht. Das Team spiegelt in Zusammensetzung die Gesellschaft (Alter, Bildungsstand, Wohnort etc.) wider.
Der Klimarat

Der Klimarat der Bürgerinnen und Bürger präsentiert am Montag das Ergebnis seiner Arbeit. 100 zufällig ausgewählte Menschen hatten seit Mitte Jänner an sechs Wochenenden in zehn Arbeitsgruppen eine Vielzahl an möglichen Maßnahmen zur Erreichung der Klimaneutralität im Jahr 2040 erarbeitet. 15 Wissenschaftler und ein Moderationsteam begleiteten den Prozess.

Die Ergebnisse werden nun der Bundesregierung übergeben, am Montag Nachmittag an Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) sowie Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP). Gewessler hatte im Vorfeld angekündigt, sämtliche Empfehlungen genau prüfen und einiges davon auch umsetzten zu wollen. "Ich kann aber nicht versprechen, dass wir alle umsetzen werden können", sagte die Ministerin.

Der Koalitionspartner ÖVP fiel zuletzt mit negativen Äußerungen über den Klimarat auf. VP-Klimasprecher Johannes Schmuckenschlager bezeichnete das Gremium als "fahrlässige und untaugliche" PR-Aktion. Empfehlungen des Klimarats würden für ihn keine Relevanz haben.

"Bürger weiter als Politik"

Eines habe der Klimarat der Bürgerinnen und Bürger ganz klar gezeigt: Die Menschen würden hierzulande im Klimaschutz viel weiter gehen, als die Politik dies annimmt, sagte Georg Kaser, Klimaforscher an der Universität Innsbruck und Leiter des wissenschaftlichen Beirats des Klimarats bei der Präsentation am Montag in Wien.

Klimwandelleugner habe es in der von der Statistik Austria zufällig ausgewählten Gruppe nicht gegeben. Wie dringlich die Klimakrise ist, im Vergleich zu anderen wichtigen Themen der Gesellschaft, darüber wurde hingegen sehr wohl diskutiert.

Das sind die stärksten Empfehlungen des Klimarats

Die 93 Empfehlungen des Klimarats sind in insgesamt sechs Kapitel eingeteilt: Energie, Konsum und Produktion, Ernährung und Landnutzung, Wohnen, Mobilität und Allgemeines. Ein paar Highlights:

Die zehn stärksten Empfehlungen des Klimarats
- Einklagbares Grundrecht auf Klimaschutz
- Subventionen für fossile Energie abschaffen
- CO2-Preis (geplant sind ab Herbst 30 Euro pro Tonne) soll deutlich angehoben werden, bis 2025 auf 120 Euro pro Tonne und bis 2030 auf 240 Euro pro Tonne
- Vernichtung von Neuwaren verbieten
- Vernichtung von Lebensmitteln verbieten
- Verpflichtende Verwendung klimafreundlicher Lebensmittel in Restaurants und Großküchen
- Offensive zur Sanierung aller Bestandsbauten
- Mengenrabatt für Lebensmittel verbieten (würden nur dazu führen, dass zu viel gekauft wird)
- Rücksendungen im Online-Handel kostenpflichtig machen
- Es dürfen keine neuen Flächen mehr umgewidmet werden, bevor nicht bereits gewidmetes Bauland oder leerstehende und/oder versiegelte Flächen genutzt werden.
Mehr Infos hier

Der Klimarat

Nach dem Zufallsprinzip wurde eine Art "Mini Österreich" zusammengesucht. Die 100 Klimaräte (plus 20 Ersatzmitglieder) wurden nach dem Zufallsprinzip ausgesucht. Das Team spiegelt in der Zusammensetzung die Gesellschaft (Alter, Bildungsstand, Wohnort etc.) wider.

Anfangs diskutierten 100, zum Schluss noch 88 Klimarätinnen und -räte, um Maßnahmen zu erarbeiten, wie Österreich bis 2040 klimaneutral werden könnte. Faktisch sind wir von dem Ziel sehr weit entfernt. Österreich emittiert in etwa gleich viel Treibhausgase wie 1990. Bis 2030 müssen die Emissionen halbiert werden, dazu hat Österreich sich innerhalb der EU bereits verpflichtet. Es bleiben also nur mehr siebeneinhalb Jahre für diese Monsteraufgabe.