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Debüt mit 29, drei Assists – Liga-Phänomen Pranter

Heute Redaktion
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Sebastian Klein - Mit 29 Jahren absolvierte er sein erstes volles Bundesliga-Match, zerlegte die Austria mit drei Assists. "Heute" schildert den seltsamen Fall des Benjamin Pranter.

Aufsteiger Wattens ist in der Bundesliga angekommen. Schon im ersten Spiel überrannte die WSG Tirol die Wiener Austria mit schnellen Kontern (3:1). Einen bekamen die Veilchen dabei so gar nicht unter Kontrolle: Benjamin Pranter.

Viele Bundesliga-Fans sahen ihn in der ersten Runde aber zum ersten Mal und staunten wohl nicht schlecht, als er die Austria mit drei Assists förmlich im Alleingang zerlegte. Alle Tore vorbereitet. Zusammengezählt zehn Pässe und Flanken in den Strafraum. Die Defensive der Gäste wird den Namen Pranter so schnell nicht mehr vergessen. Auf der linken Angriffsseite wirbelte er Ex-Teamspieler Florian Klein und Thomas Ebner schwindelig, die ihn nie in den Griff bekam. Zum Vergleich: Klein (32 Spiele) und Ebner (19 Spiele) sammelten beide je zwei Assists in der gesamten letzten Saison.

Benjamin Pranter – der neue aufstrebende Liga-Youngster? Wer in den letzten Jahren brav auch die zweite Liga verfolgt hat, weiß es besser. Pranter ist fast schon ein Wattener Urgestein, seit 2011 beim Klub. Mit 29 Jahren absolvierte er allerdings sein erstes volles Bundesligaspiel. "Heute" sprach mit ihm über seinen spannenden Werdegang.

Der seltsame Fall



Pranter war schon in Wattens, als die Gegner noch Seekirchen und Neumarkt hießen, nicht im Tivoli sondern im Gernot-Langes-Stadion gespielt wurde. Genau genommen hieß es damals sogar noch Alpenstadion. Wie kam es, dass ein U20-Teamspieler in der Gemeinde mit 8000 Einwohnern landete und knapp neun Jahre nach den ersten Bundesliga-Minuten zum ersten Mal in der höchsten Klasse durchspielte?

"In jungen Jahren hatte ich zwei schwere Verletzungen. Ich war beim Probetraining bei Austria Lustenau, riss mir dabei das Kreuzband. Ich kämpfte mich zurück, spielte zum ersten Mal in der Bundesliga für Wacker Innsbruck, riss mir das Kreuzband ein zweites Mal." Im Oktober 2010 nahm das Leben des jungen Kickers eine plötzliche Wende.

"Ich habe danach mit dem Profi-Fußball abgeschlossen. Ich ging nach Wattens in die Regionalliga und fing an zu studieren." Den Bachelor in Sport und Eventmanagement hat er inzwischen in der Tasche, nimmt den Master in Führung im Leistungssport in Angriff. Wattens entpuppte sich für Pranter als Goldgriff.

Hier konnte er sich auf seine Karriere danach vorbereiten, während er in der Regionalliga das tat, was er am liebsten macht: Fußballspielen. "Kufstein oder Schwaz hätten damals vielleicht mehr gezahlt. Wer weiß, dann würde ich wahrscheinlich immer noch unten spielen. Ich wuchs mit dem Verein mit. Bis in die Bundesliga." Wie es dort für ihn weitergeht, kann er nicht einschätzen. Pranter wirkt selbst von seinem Debüt verblüfft. Seine Leistung spielt er herunter, hebt immer wieder das Kollektiv hervor.

Diese familiäre Atmosphäre sei gleichzeitig die große Stärke seiner Mannschaft. Das Familiäre. "Der Trainer gibt uns das Vertrauen und die Freiheiten. Er selbst genießt schon lange (seit 2013, Anmerkung) das Vertrauen des Klubs." Keine Selbstverständlichkeit in einem "viel zu schnelllebigen Geschäft".

Zusätzlich beflügeln soll der Innsbrucker Tivoli. "Die Stimmung gegen die Austria war schon unglaublich." Er hat beide Tiroler Klubs erlebt. Ob er glaubt, dass die Tiroler Fußball-Fans die WSG im Tivoli akzeptieren würden? "Natürlich hängt viel von den Leistungen ab. Aber das Potenzial ist da. Die Leute wollen guten Fußball sehen. Sie wollen die Bundesliga. Sie wollen Rapid und die Austria. Das bieten wir." Umso besser, wenn diese Klubs dann auch noch ohne Punkte heimgeschickt werden ...

Im zweiten Bundesliga-Spiel gegen Altach musste Pranter als Sturmspitze ran, sah auf dieser Position nur wenig Land. Dennoch wird man den Namen Benjamin Pranter noch öfter hören.

"Heute"-Experte Tim Armitage wählte ihn ins erste Team der Runde der Saison:



Team der 1. Runde

Team der Saison

Rookie-Team der Saison

(SeK)