Seit einigen Tagen eskalieren die Proteste in Serbien immer mehr. Am Montagabend haben regierungskritische Demonstranten wieder Büros der regierenden Fortschrittspartei (SNS) von Präsident Aleksandar Vučić angegriffen.
In Belgrad flogen Steine und Blendgranaten auf die Parteizentrale, woraufhin die Bereitschaftspolizei eingreifen musste. Das hat ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP beobachtet.
Die Proteste gegen die Regierung dauern schon seit November an. Anfangs waren sie meist friedlich, doch in der vergangenen Woche ist die Stimmung gekippt. Immer wieder kam es zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten, die gegen Korruption und die Regierung auf die Straße gehen, und Anhängern von Präsident Vučić.
In einer Fernsehansprache drohte der serbische Präsident indes harte Konsequenzen an und nannte die Demonstranten "Terroristen". Noch am Sonntag sagte Vučić: "Sie werden die volle Entschlossenheit des serbischen Staates sehen. Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um Recht, Frieden und Ordnung wiederherzustellen."
Nicht nur in Belgrad, sondern auch in Novi Sad und Valjevo gab es Proteste. Viele Menschen wurden festgenommen, es gab auch Verletzte. Nach einem eher ruhigen Sonntagabend sind am Montag wieder tausende Menschen auf die Straße gegangen.
Seit Monaten wird in Serbien immer wieder heftig gegen die Regierung und die weitverbreitete Korruption demonstriert. Auslöser war der Einsturz des Bahnhofsvordachs in Novi Sad am 1. November 2024. Dabei kamen 16 Menschen ums Leben. Der Hauptbahnhof war erst im Juli 2024 nach dreijähriger Renovierung wieder voll in Betrieb genommen worden.
Die Proteste begannen ursprünglich, weil die Demonstranten Antworten auf die Ursachen des Unglücks wollten. Doch schnell richteten sich die – vor allem von Studierenden getragenen – Kundgebungen gegen die Regierung und die Korruption im Land.
Mitte März fand die bisher größte Demonstration statt, an der rund 300.000 Menschen teilgenommen haben. In letzter Zeit wurden regierungskritische Demonstranten immer wieder von teils vermummten Regierungsanhängern attackiert.