Hasserfüllte Parolen

Der Skandal vom Glastonbury-Festival und seine Folgen

Das Punk-Hip-Hop-Duo Bob Vylan skandierte am Glastonbury-Festival hasserfüllte Parolen. Jetzt ermittelt die britische Polizei.
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01.07.2025, 15:23
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Was ist passiert?

Der Auftritt der britischen Gruppe Bob Vylan am Glastonbury-Festival im Süden Großbritanniens hat für hitzige Kontroversen gesorgt: Rapper Bobby Vylan skandierte am Konzert am Wochenende unter anderem "Death, death, death to the IDF" - also "Tod, Tod den IDF". IDF steht für "Israeli Defense Forces", also das israelische Militär.

Die BBC, die den Auftritt am Glastonbury live übertrug, ist nun in der Defensive: Dass die israelfeindlichen Parolen zunächst unkommentiert gesendet wurden, stieß auf breite Kritik – zumal Bob Vylan bereits zuvor mit umstrittenen Aussagen zum Gaza-Krieg aufgefallen waren.

Reaktionen

Die Festival-Organisatoren hatten sich bereits kurz nach dem Vorfall klar distanziert (siehe Box). Die BBC bezeichnete die Parolen als antisemitisch und räumte am Montag ein, dass die Ausstrahlung des Auftritts hätte gestoppt werden müssen.

Im BBC-Player werde man ihn nachträglich nicht mehr anschauen können. Man respektiere die Meinungsfreiheit, stelle sich aber entschieden gegen Anstiftung zur Gewalt. Zu ihrer Verteidigung führte BBC an, dass während des Livestreams auf dem Bildschirm vor diskriminierender Sprache gewarnt worden sei.

Die Empörung erreichte schnell auch die Downing Street 5: Premierminister Keir Starmer sagte, es gebe keine Entschuldigung für Hassreden. Die BBC müsse erklären, wie es zur Ausstrahlung dieser Szenen gekommen sei. Kulturministerin Lisa Nandy forderte eine "dringende Erklärung", welche Sorgfaltsprüfung die BBC vor dem Auftritt unternommen habe. Man begrüße, dass der Auftritt nun nicht mehr angesehen werden könne.

Die israelische Botschaft in Großbritannien erklärte, sie sei "zutiefst beunruhigt über die hetzerische und hasserfüllte Rhetorik, die auf der Bühne des Glastonbury Festivals zum Ausdruck kam".

Das sagt die Band

Am Samstagabend postete der Leadsänger der Band, Bobby Vylan, auf Instagram ein Selfie mit dem Kommentar: "Während die Zionisten in den sozialen Medien heulen, habe ich gerade spätabends (vegane) Eiscreme gegessen." Später postete die Band einen Aufruf zum Protest für einen Wandel in der Außenpolitik, der differenzierter klang als die Parolen vom Festival. Reue war darin nicht zu erkennen.

Am Sonntag teilte Sänger Bobby Vylan in den sozialen Medien mit, dass er seit der Show "mit Nachrichten der Unterstützung und des Hasses überschüttet" werde. "Nur wenn wir unseren Kindern beibringen, sich für den Wandel einzusetzen, den sie wollen und brauchen, können wir diese Welt zu einem besseren Ort machen", schrieb er.

Folgen für die Musiker

Die britische Polizei teilte mit, sie sei über die Äußerungen der Musiker auf dem Festival informiert und prüfe Videobeweise, um festzustellen, ob Straftaten begangen worden seien. Die geplante US-Tour der Band ist bis auf Weiteres auf Eis gelegt: Das US-Außenministerium hat den Mitgliedern ihre Visa entzogen. Hintergrund seien die hasserfüllten Parolen am Glastonbury-Festival, so Vize-Außenminister Christopher Landau auf der Plattform X. "Ausländer, die Gewalt und Hass verherrlichen, sind keine willkommenen Besucher in unserem Land", schrieb Landau.

Schon Vorband mit Schmähgesängen

Das Duo Bob Vylan - die beiden Mitglieder halten ihre echten Namen aus Gründen der Privatsphäre geheim – war am Samstagnachmittag direkt nach der irischen Hip-Hop-Gruppe Kneecap aufgetreten. Auch Kneecap hatte auf dem Festival eine große Menschenmenge dazu gebracht, "Free Palestine" zu skandieren.

Sie richtete auch einen Schmähgesang gegen Premier Starmer. Dies, weil dieser sagte, dass er den Auftritt von Kneecap in Glastonbury für unangemessen halte, zumal ein Bandmitglied wegen Terrorvorwürfen angeklagt ist: Liam O’Hanna, der unter dem Künstlernamen Mo Chara auftritt, wird die Unterstützung einer verbotenen Organisation vorgeworfen. Er hatte im vergangenen Jahr bei einem Konzert in London eine Hisbollah-Flagge geschwenkt.

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