Gesundheit

Profilerin erklärt: So entstehen Terroristen

Sie töten für eine Ideologie. Willkürlich und wahllos werden die "Schuldigen" bestraft und verängstigt. Doch, wie kann es soweit kommen?

Christine Kaltenecker
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Wann greifen sie zur Waffe?
Wann greifen sie zur Waffe?
Picturedesk (Symbolfoto)

Die Psyche des Menschen ist komplex. Genetik, Prägung, Erziehung und Erfahrungen - all das spielt eine Rolle und macht uns letztlich aus. Doch was muss passieren, damit ein - meistens - junger Mensch zur Waffe greift, um ein "höheres Ziel", abseits von moralisch und ethischen Grundsätzen, zu erreichen? "Heute.at" unterhielt sich mit Kriminologin Patricia Staniek.

Als "Profilerin" taucht sie täglich in die Psyche eines Menschen ein. Täuschen und Tarnen sowie Manipulation des Gegenübers sind nur ein kleiner Aspekt ihrer Arbeit und umgeben uns wie Sauerstoff. Was spielt sich aber im Kopf eines Terroristen ab? Was unterscheidet ihn von dir und mir?

"Zunächst muss man einmal die Vergangenheit der radikalisierten Jugendlichen heranziehen", so Staniek. "Die Meisten haben eine negative Vorgeschichte, kommen womöglich aus Kriegsgebieten und wachsen quasi mit 'rollenden Köpfen' auf". Nicht schwer vorstellbar also, dass ein Kind ohne Wurzeln, ohne Identität oder Zugehörigkeit leicht zu verführen ist. "Wenn jemand dann auch noch mental instabil ist, hat man leichtes Spiel!"

"Eine Marketing- und PR Strategie wird verfolgt"

Eine Ideologie an sich ist ja nichts schlechtes, sofern sie einem anderen keinen Schaden zufügt. Terroristische Ideologien verfolgen allerdings andere Ziele. "Ein Schuldiger muss gefunden werden und die Gehirnwäsche funktioniert relativ simpel", so Staniek. Den Jugendlichen wird eine "Familie" präsentiert - endlich gehören sie zu jemanden und "der dort" möchte das womöglich verhindern. Die Familie zerstören und die Illusion der heilen Welt. "Wer nicht für uns ist, ist gegen uns!", heißt es dann und die Tragödie nimmt ihren Lauf. "Eine perfekte Marketingstrategie wird hier über einen längeren Zeitraum angewendet", sagt die Profilerin.

Keine Toleranz für Terror

Auch wenn sie vermutlich das "warum" besser versteht, als unsereins, so sagt auch Patricia Staniek: "Vergangenheit hin oder her, dem Terror darf man keine Toleranz entgegenbringen." Ein Amoklauf beispielweise folgt immer einem narzisstischen Plan und dem Demonstrieren der eigenen Macht. "Gestern war kein strategischer Plan dahinter", so Staniek. "Der Zweck dahinter war Angst zu schüren und zu irritieren". Nun, das ist ihnen wohl gelungen.

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    Vier Tote und viele teils schwer Verletzte – das ist die traurige Bilanz eines Terroranschlags in der Wiener Innenstadt.
    Vier Tote und viele teils schwer Verletzte – das ist die traurige Bilanz eines Terroranschlags in der Wiener Innenstadt.
    Reuters