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Deshalb verzichtet die beste Spielerin auf die WM

Weltfußballerin Ada Hegerberg verzichtet auf die WM, obwohl sie fit ist. Die Norwegerin streitet mit dem Verband und kämpft für Gleichberechtigung.

Heute Redaktion
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Anstatt mit dem norwegischen Team um den WM-Titel zu kämpfen, ist Ada Hegerberg bei dem Großereignis als TV-Expertin im Einsatz. Vor zwei Jahren hatte die Weltfußballerin nach einem Streit mit dem Verband ihren Rücktritt aus dem Nationalteam erklärt. Der Grund: Der Umgang mit Fußballerinnen und ihre Beteiligung an Prämien.

Der Streit sorgte für Aufsehen und blieb nicht ohne Folgen. Der Verband erhöhte die Prämien für Nationalspielerinnen und sogar das Männer-Team erklärte sich bereit, auf einen Teil ihrer eigenen Prämien zu verzichten.

Für Hegerberg reicht das aber nicht aus. "Fußball ist der beliebteste Sport in Norwegen für Mädchen und Jungen und das schon seit Jahren, aber gleichzeitig haben Mädchen nicht die gleichen Chancen wie die Jungen", meinte die 23-Jährige einst in einem Interview mit dem "Guardian".

Ein Comeback im Nationalteam schließt die Stürmerin aus. Im norwegischen Fußballmagazin "Josimar" hat sie nun erstmals über ihre Erfahrungen gesprochen, als sie sich beim norwegischen Verband für gleiche Bezahlung stark gemacht hat. "Bei so vielen Trainingslagern war es hart. Ich war mental gebrochen", erklärt die Spielerin von Olympique Lyon.

"Es war ein zutiefst deprimierendes Gefühl. Ich hatte Albträume, nachdem ich bei der Nationalmannschaft war. So etwas sollte man nicht haben", meint Hegerberg. Insgesamt hat sie 66 Länderspiele für Norwegen absolviert. "Mir kam schlagartig der Gedanke, dass ich meine Laufbahn im Nationalteam beenden muss. "Alles fiel danach von mir ab, und ich habe wieder gut geschlafen."

Obwohl viele norwegische Spielerinnen nach der Prämienerhöhung dem Verband öffentlich dankten, blieb die dreifache Champions-League-Siegerin bei ihrer Entscheidung. "Es kann hart sein, allein für etwas einzustehen, an das man glaubt", betonte sie gegenüber dem TV-Sender "CNN". "Aber ich bin bereit, das auszuhalten, um für meine Werte und Überzeugungen einzustehen - und meinen Weg zu gehen. Ich war sehr ehrlich mit den Verantwortlichen des Nationalteams. Für mein Gefühl war es nicht gut genug - und es ist nicht gut genug."

Lohnungleichheit im Sport und der sogenannte "Gender Pay Gap" sind nicht nur in Norwegen ein Problem. Auch in anderen Ländern wird die Kritik immer lauter. Die deutsche Torhüterin Almuth Schult etwa mahnte den DFB diesbezüglich.

Das australische Team wehrt sich ebenfalls lautstark gegen die Unterschiede zwischen den Geschlechtern und fordert eine drastische Erhöhung des WM-Preisgeldes. Die Superstars Alex Morgan und Megan Rapione aus den USA sind der Meinung, die FIFA zeige nicht genug Einsatz für die Thematik.

Zum Vergleich: Das französische Männer-Team kassierte im vergangenen Jahr für den WM-Titel 32 Millionen Euro. Die Weltmeisterinnen erhalten hingegen nur 3,5 Millionen Euro Preisgeld.

Von der FIFA kam bisher keine Reaktion.

(str)

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