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DFB-Manager Bierhoff: "Frankreich ist Favorit!"

Heute Redaktion
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Bild: imago sportfotodienst

Noch zwei Siege sind es bis zum Traumfinale im berühmten Maracana-Stadion, doch die Zweifel an einer triumphalen deutschen WM-Titelmission in Brasilien wachsen. Zu deutlich traten beim beschwerlichen Viertelfinal-Einzug gegen engagierte, aber spielerisch nicht zur ersten Fußball-Güteklasse zählende Algerier die Defizite im Team von Joachim Löw zutage.

gegen engagierte, aber spielerisch nicht zur ersten Fußball-Güteklasse zählende Algerier die Defizite im Team von Joachim Löw zutage.

Unbeantwortet sind auch weiterhin entscheidende Fragen zur persönlichen WM-Fitness von Leistungsträgern wie Bastian Schweinsteiger oder Sami Khedira, aber ebenso zu den Coaching-Qualitäten des Bundestrainers. "Im Moment kann man eher in der Favoritenrolle sehen", bemerkte selbst der deutsche Teammanager Oliver Bierhoff vor dem nächsten K.o.-Spiel am Freitag in der Endspielarena in Rio de Janeiro gegen den wiedererstarkten Champion von 1998.

Nur drei Tage bleiben Löw und seinem ausgelaugten Team, um sich besser auf die Franzosen vorzubereiten als ihnen das gegen die leidenschaftlichen Nordafrikaner in Porto Alegre gelungen war. "Ein Horrorfilm war es nicht, aber wir haben sicherlich nicht gut gespielt", erklärte der wegen der Erkrankung von Mats Hummels in die Innenverteidigung gerückte Jerome Boateng.

Schürrle: "Algerien hat es uns schwer gemacht"

"Am Ende haben wir trotzdem verdient gewonnen. Aber wir wissen natürlich, dass wir viele Sachen verbessern müssen", räumte der 25-jährige Abwehrspieler ein. Für den auch als Libero überzeugenden Tormann Manuel Neuer ist Frankreich "die stabilste Mannschaft im Turnier. Das ist keine einfache Aufgabe für uns", erklärte der Welttorhüter.

Schnell war am Montagabend vor 43.063 Zuschauern im kühlen Porto Alegre und 28 Millionen Fans daheim vor den TV-Schirmen klar geworden, dass weder der Trainer mit seinem Matchplan noch die Spieler mit ihrer lange Zeit behäbigen Spielweise den krassen Außenseiter beeindrucken konnten. "Wir hätten das Spiel auch lieber anders gewonnen, aber Algerien hat gut gespielt und es uns schwer gemacht", gestand Andre Schürrle.

Erlösung erst in der Verlängerung

Mit seinem Tor in der Verlängerung (92.) löste der Chelsea-Profi den Knoten. Mesut Özil (119.) legte dann entscheidend nach. "Wir wissen, dass die Franzosen offensiv nochmal stärker sind und mehr Qualität haben, da müssen wir von der ersten Minute an besser spielen", betonte Schürrle. Auch mit dem Spiel.

Löw, der an der Seitenlinie teilweise ratlos und distanziert gewirkt hatte, verschwand sofort nach dem Abpfiff in den Katakomben und übergab seinem Assistenten Hansi Flick die ersten Aufgaben. Gemeinsam mit Manager Bierhoff bedankte sich der Co-Trainer zunächst beim algerischen Coach Vahid Halilhodzic und klatschte dann jeden deutschen Spieler erleichtert ab.

Löw: "Haben nicht gut gespielt, aber sind weiter"

Der Bundestrainer selbst schaltete indes in einen Positiv-Modus um: "Soll ich jetzt nach dem Weiterkommen unter die letzten Acht stark enttäuscht sein? Wäre das angebracht? Wir haben natürlich gesehen, dass wir in der ersten Halbzeit nicht gut gespielt haben. Aber solche Spiele gibt es bei jedem Turnier, in denen man den unbedingten Willen haben muss, in die nächste Runde zu kommen", sagte Löw.

Auf dem dreistündigen Rückflug zurück ins WM-Basiscamp nach Porto Seguro nahm Löw eine erste Bestandsaufnahme vor. Hummels plagt ein grippaler Infekt. Der überforderte WM-Neuling Shkodran Mustafi fällt mit einem Muskelbündelriss im Oberschenkel wohl für den Rest der WM aus. Boateng, Per Mertesacker und vor allem Schweinsteiger quälten sich über die Ziellinie oder schieden zuvor aus. "Er war kräftemäßig einfach völlig am Limit", sagte Löw über Mittelfeldmann Schweinsteiger, der von Krämpfen geplagt in der Verlängerung ausgewechselt werden musste.

Hoher Kräfteverschleiß als Nachteil

Der höhere Kräfteverschleiß könnte zum Handicap werden. "Wir mussten in die Verlängerung gehen. Das ist ärgerlich, wenn man sieht, dass hat und das auch in der regulären Zeit", bemerkte Neuer. Man habe gesehen, "wie wir kämpferisch agieren können", hob Thomas Müller einen hoffnungsvollen Aspekt hervor. Der vierfache Turnier-Torschütze bereitete dieses Mal Schürrles wichtigen Treffer vor und war neben Neuer der engagierteste deutsche Spieler. "Die ganze Truppe hat gebissen, jeder ist ans Limit gegangen. Das gibt Hoffnung auf mehr", meinte der Bayern-Torjäger.

"Man kann nicht immer davon ausgehen, dass eine Mannschaft fantastisch spielt", betonte Löw. "Das haben wir vielleicht in der Vergangenheit bei dem einen oder anderen Turnier gemacht - und sind ausgeschieden. Man muss nicht immer fantastisch spielen, aber gewinnen."