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Rapid verschließt die Augen vor der Horrorbilanz

Rapid verlor zum Ligastart gegen Salzburg. Die jüngste einer langen Reihe von Enttäuschungen gegen die "großen" Gegner.

Heute Redaktion
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"Wir wären Dritter, wenn man die Spiele zusammenrechnet", hatte sich Rapid-Trainer Didi Kühbauer nach der abgelaufenen Saison geärgert. Sein Team hatte die Meisterschaft als Siebenter beendet. Eine Aussage, die wohl als Realitätsverweigerung durchgeht. Die Hütteldorfer hatten sich im Abstiegs-Play-off gegen die schwächeren Klubs rehabilitiert, während sich die Großen die Punkte gegenseitig abgeknöpft hatten.

Der Auftakt zu neuen Spielzeit ging am Freitagabend in die Hose. Rapid verlor daheim gegen Meister Red Bull Salzburg 0:2. Von Misstönen war danach keine Spur. Der Tenor von Trainer Kühbauer und Sportdirektor Zoran Barisic: Die Leistung war stark, Red Bull sei ohnehin Titelfavorit Nummer eins und "jetzt noch schwieriger zu bespielen", wie der Coach analysierte. Salzburg hatte im Sommer die Leistungsträger Dabbur, Lainer, Schlager, Wolf und Gulbrandsen abgegeben und war mit neuem Trainer und blutjunger Truppe an den Start gegangen.

Zumindest in diesem Punkt gibt Kühbauer die Statistik recht. Rapid verlor das zweite von drei Duellen in diesem Kalenderjahr und war am Freitag am weitesten von einem Sieg entfernt. Im Frühjahr hatten die Hütteldorfer eine Bullen-B-Elf mitten im Europacup-Stress mit einer guten Leistung 2:0 geschlagen, im Cup-Finale einen desolat wirkenden Liga-Krösus nicht bestrafen können (0:2).

Am Freitagabend verwerteten die Gastgeber ihre wenigen Möglichkeiten nicht, ließen sich am anderen Ende des Feldes von den Youngsters Patson Daka (20), Erling Braut Haaland (19) den ganzen Abend lang austanzen. Die Gegentore: Resultate von Eigenfehlern.

Zunächst ließ der großgewachsene Haaland Rapids Sechser Srdjan Grahovac auf engem Raum schlecht aussehen, dann auch Mert Müldür ins Leere rutschen, legte Takumi Minamino (35.) die Führung auf. Maximilian Hofmann verschenkte später den Ball. Hinter ihm klaffte eine eine Lücke, die Masaya Okugawa nützte und Keeper Tobias Knoflach nach halbherzigem Herauslaufen umkurvte (82.).

Eigenfehler – ein altbekanntes Problem. Niederlagen gegen einen Top-Sechs-Klub – für Rapid-Fans eine unliebsame Gewohnheit. Denn hier fangen Realität und die Aussagen Kühbauers an, sich zu spießen. "Eigentlich Dritter", hatte Don Didi gesagt, nach guten Resultaten gegen Admira, Wacker und Co.

Das Problem des Klubs sind aktuell nicht die Spiele gegen die Kleinen. Die Horrorbilanz gegen die Großen sollte Sorgen bereiten, wird aber zumindest nach außen kaum thematisiert.

In der letzten Saison gab es aus 13 Ligaspielen gegen die Top sechs der Bundesliga nur magere zwei Siege. Aus sieben Heimspielen gar nur einen einzigen Sieg im Allianz Stadion – das oben angesprochene 2:0 gegen Red Bull. Dem Sieg standen vier Niederlagen (Austria, St. Pölten, LASK und Sturm) und zwei Remis (WAC, Sturm) gegenüber. Auswärts: nur ein Sieg, das 4:0 in St. Pölten, vier Niederlagen (WAC, Austria, LASK und Salzburg) und ein Remis (Sturm).

Es folgten die versöhnlichen Ergebnisse in der Abstiegsrunde. Kaum ging es im Play-off um den Europacup gegen Sturm, setzte es daheim die nächste Niederlage (1:2). Auswärts siegte Rapid 1:0, verlor gesamt durch Auswärtstore. Hierzu sei gesagt, dass Rapid in beiden Spielen gegen eine katastrophal auftretende, mauernde Sturm-Mannschaft dominierte.

Macht gesamt drei Siege aus 15 Ligaspielen gegen die Top-Klubs. Das verlorene Cup-Finale und der Liga-Auftakt zur neuen Saison verschlechtern diese Bilanz weiter. Zur zusätzlichen Veranschaulichung: Gäbe es auch in Cup und Play-off Punktspiele, hätte Rapid nicht einmal ein Viertel der möglichen Zähler gegen Salzburg, LASK, Austria, SKN, WAC und Sturm geholt.

"Man hat heute gesehen, dass Salzburg nicht so weit über uns steht, aber in diesem Spiel waren sie den Tick besser. Ich glaube wohl, dass wir in dieser Saison sicher nicht diese Rolle spielen wie letzte Saison", lautete am Freitagabend das Fazit von Kühbauer. Woher er dieses Selbstvertrauen nimmt, ist nicht ganz klar.

Die Neuzugänge zeigten im ersten Spiel keinen schlechten Auftritt. Aus den Leistungen von Thorsten Schick, Maximilian Ullmann und Taxi Fountas herauszulesen, dass Rapid durch sie die Lücke zu den besten Klubs schließen kann, geht aber erst mal nur mit viel Fantasie.

Fountas war aktiv, bemüht seine Schnelligkeit einzubringen, machte aber gegen die Bullen-Defensive keinen Stich. Ullmann gab nach dem Spiel selbst zu, noch mit einem Trainingsrückstand zu kämpfen. Schick machte über rechts Tempo. Im vordersten Drittel konnte er aber nicht für Gefahr sorgen. (S. Klein)