Streik, "Geiselnahme", U-Turns

Die neun irrsten Transfer-Sagas des Sommers

Streiks, Drohungen, geplatzte Träume und Last-Minute-Deals – dieser Transfersommer schrieb Geschichten, die spannender waren als jedes Spiel.
Sport Heute
02.09.2025, 15:39
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Der Sommer 2025 hatte alles zu bieten: Superstars, die sich wegstreikten, Klubs, die in letzter Sekunde kalte Füße bekamen, und Transferpossen, die eher an Spionagefilme als an Fußball erinnern. Manche Spieler erfüllten sich ihren Traum, andere scheiterten auf der Zielgeraden – und manche Klubs gerieten durch das Chaos selbst ins Wanken. Hier sind die irrsten Transfer-Sagas des Sommers in einer Übersicht. Die englische Premier League stand dabei im Mittelpunkt.

144 Millionen Euro für Alexander Isak

Isak erpresste sich mehr oder weniger von Newcastle weg und ermöglichte sich nach wochenlangem Drama den eigenen Traumtransfer. Erst schoss er die Magpies in die Champions League. Dann weigerte er sich im Sommer, zu seinem Klub zurückzukehren, sorgte mit einem öffentlichen Brief in Form einer Insta-Story für Aufsehen – und bekam am Ende seinen Willen: den aufsehenerregenden Mega-Transfer zu Liverpool am Deadline Day. In Newcastle ist er vom Fanliebling zum großen Verräter verkommen.

Der streikende Yoane Wissa

Ähnlich verhielt es sich bei Wissa, wenn auch mit weniger Scheinwerferlicht. Wissa streikte sich bei Brentford raus, bekam auf den letzten Drücker seinen Willen und wird zum Isak-Nachfolger bei Newcastle.

Glasner verhinderte Liverpool-Transfer

Bitter für Marc Guehi: Der Kapitän von Crystal Palace verhielt sich im Vergleich zu Isak und Wissa vorbildlich, gab buchstäblich bis zum letzten Tag alles für seinen Klub und Trainer Oliver Glasner. Noch am Sonntag schoss er Palace beim 3:0-Prestigesieg bei Aston Villa mit einem Traumtor zu drei Punkten. Am Montag wurde ihm der fast fixe Transfer zu Liverpool verwehrt. Der Klub hatte sein Abschiedsvideo schon vorbereitet, Guehi den Medizincheck bei den Reds absolviert.

Hintergrund: Glasner soll mit dem Rücktritt gedroht haben, weil ihm Palace nicht wie versprochen für den Fall des Abgangs des Kapitäns und Abwehrchefs vorab einen Ersatz besorgt hatte.

Das doppelte Spiel von Eberechi Eze

Zuvor hatte Glasner schon mit Eze seinen großen Offensiv-Star verloren. Der englische Teamspieler sorgte auf seine Weise für eine besondere Saga. Er war sich mit Tottenham einig, die Klubs auf der Zielgeraden der Verhandlungen. Eze, seit Kindheitstagen ein Arsenal-Fan und ehemaliger Jugendspieler der Gunners, klingelte auf den letzten Wegen nochmal bei Trainer Mikel Arteta durch, ob es denn keine Chance auf einen Wechsel in den roten Teil Nordlondons gäbe.

Und tatsächlich: Die kurzfristige Verletzung von Kai Havertz öffnete die Tür einen Spalt weit – Eze stürzte mit dem Kopf voran durch und streifte sich das Arsenal-Trikot über.

Der doppelte U-Turn von Nicolas Jackson

Slapstick pur: Nicolas Jackson zu den Bayern. Erst wartete der Stürmer, der bei Enzo Marescas Chelsea nicht mehr gefragt war, über Wochen, welche Chance sich auftun könnte. Als Isak-Ersatz zu Newcastle? Liverpool und Newcastle stritten bis zum allerletzten Tag um den schwedischen Angreifer, Chelsea und Jackson wurde das irgendwann zu blöd. Auch andere Spuren wie jene zu Aston Villa verliefen im Sand. Dann wurde Bayern hellhörig, weil Chelsea auch einer Leihe nicht abgeneigt war. Jackson und seine Entourage spielten Transfer-Verteilerkreis Fabrizio Romano schon einen Schnappschuss aus dem Privatjet zu. Noch bevor die Maschine aufsetzte, zog ein rauer Wind über dem Flughafen München auf. Dessen Ursprung könnte das heftige Seufzen von Sportboss Max Eberl gewesen sein, als ihm Chelsea am Telefon mitteilte: Neuzugang Delap frisch verletzt, wir brauchen Jackson doch noch.

Nicht nur bei Eberl und den Münchnern lagen die Nerven blank. Jackson und sein Agent reagierten erbost, drohten mit Streik. Chelsea blieb hart – nur um dann doch wieder weich zu werden. Auf den U-Turn folgte ein U-Turn. Anstelle von Jackson holten sie Marc Guiu von seiner Sunderland-Leihe zurück, nach nur drei Wochen. Jackson durfte wieder nach München – dieses Mal um zu bleiben. Zumindest bis nächsten Sommer. Chelsea freut sich über absurd hohe Leih-Kosten von 16 Millionen, weil die Bayern dringenden Handlungsbedarf hatten.

Die "Geiselnahme" des Morgan Gibbs-White

Eine Transfer-Story, die Fans zu Vergleichen aus dem Kriminal animierte, ereignete sich schon einen Monat vor Transferschluss. Was zunächst wie ein unkompliziertes Geschäft via Ausstiegsklausel aussah, entwickelte sich für Tottenham zum Albtraum. Die Spurs aktivierten die 60-Millionen-Klausel, sicherten sich vermeintlich die Dienste von England-Teamspieler Morgan Gibbs-White. Dann wurde es schräg: Sein Klub Nottingham drohte mit Klage. Die Klausel war geheim. Tottenham könne also nur von ihr erfahren haben, wenn es ohne Erlaubnis mit dem Spieler und seinem Agenten Kontakt hatte.

Gibbs-White und Marinakis im Video zur Vertragsverlängerung.
Nottingham Forest

Das kurze Tauziehen endete abrupt, als der umstrittene Nottingham-Besitzer Evangelos Marinakis ins Trainingslager der "Trees" jettete, mit Gibbs-White gemeinsam ein Video aufnahm. In diesem gab das Duo nicht nur die Vertragsverlängerung bekannt. Gibbs-White sagte dabei auch noch den Namen des Griechen so oft, dass im Internet schnell belustigte Kommentare die Runde machten, es müsse sich um ein Entführungsvideo handeln, Marinakis eine Waffe hinter MGWs Rücken halten. Marinakis’ wiederholter Ärger mit der griechischen Justiz ist nicht nur gut dokumentiert, sondern wurde jüngst von den verärgerten Palace-Fans auch in Form eines Banners grafisch dargestellt (Nottingham durfte statt des Glasner-Teams in die Europa League).

Rodrygo bleibt bei Real

Bei Real Madrid galt der Brasilianer plötzlich als Luxusproblem: Neben Mbappé und Vinícius drohte ihm unter Xabi Alonso nur die Nebenrolle, weshalb sein Name auf der Transferliste auftauchte. Arsenal, Liverpool und vor allem Manchester City wurden als mögliche Abnehmer gehandelt – dort hätte er Savinho ersetzen können. Doch trotz aller Gerüchte und dem Reiz eines WM-Jahres blieb es bei Spekulationen: Rodrygos Abschied manifestierte sich nicht. Und auch Savinho, der wegen Transfer-Avancen bisher im City-Kader stets fehlte, ist auch nach Transferschluss noch im Kader.

Prügler Rabiot flog raus

Rabiot schoss sich bei Marseille mit einer Watsche ins Aus. Der 53-fache französische Teamspieler streckte bei einem Kabinenstreit einen 19-jährigen Kollegen nieder. Für Rabiot gab es keinen Weg zurück: Der 30-Jährige musste für seinen Eklat gehen und kam schließlich beim italienischen Topklub Milan unter.

Das Panik-Goalie-Karussell

City verlor zwei seiner ersten Saisonspiele. Besonders beim 0:2 daheim gegen Tottenham war zu sehen, dass James Trafford der Nummer 1 im Team von Pep Guardiola noch nicht gewachsen sein dürfte. City nützte eine überraschende Möglichkeit: Donnarumma, einer der erfolgreichsten und besten Keeper der Welt, wurde nur zwei Monate nach dem Champions-League-Triumph mit PSG im Alter von 30 Jahren von den Franzosen aussortiert. Pep schlug zu. Sein langjähriger Einser Ederson war schon zuvor aufs Abstellgleis geraten und ging nun zu Fenerbahçe.

Auch United hatte die Fühler nach Donnarumma ausgestreckt. Die Goalie-Probleme des Rekordmeisters sind nicht neu und konnten auch vom Türken Altay Bayındır nicht gelöst werden. Der Nachfolger von Onana, der immer für einen Patzer gut war, musste bereits in die zweite Reihe zurück – allerdings nicht wie kurzzeitig gedacht hinter Argentiniens Weltmeister-Goalie Emiliano Martínez. Er fehlte bei Aston Villa am Sonntag bei der 0:3-Niederlage gegen Glasners Palace im Kader, wartete am Montag vergeblich auf den Anruf aus Manchester. Jetzt bleibt er doch – weil United Senne Lammens von Antwerpen wählte.

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 02.09.2025, 15:51, 02.09.2025, 15:39
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