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Die Red-Bull-Piloten im exklusiven Doppel-Interview

Heute Redaktion
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"Heute.at" sprach kurz vor dem Grand Prix von Österreich mit dem Red-Bull-Duo Daniel Ricciardo und Daniil Kwjat über das bevorstehende Rennen in Spielberg, die Probleme mit Renault, leicht fahrbare Formel-1-Boliden und die Rolle des modernen Formel-1-Piloten.

"Heute.at" sprach kurz vor dem über das bevorstehende Rennen in Spielberg, die Probleme mit Renault, leicht fahrbare Formel-1-Boliden und die Rolle des modernen Formel-1-Piloten.

Welcher Gedanke kommt euch als erster, wenn ihr an Spielberg denkt?

Daniel Ricciardo: "Die grünen Hügel und die tolle Atmosphäre."

Daniil Kwjat: "Kurve acht und neun."

Euer Team hat laut überlegt vor dem Rennen in Spielberg den Motor außerplanmäßig zu wechseln, was mit einer Rückversetzung bestraft wird. Gibt es schon eine entgültige Entscheidung darüber?

Ricciardo: "Endgültig gefallen ist sie noch nicht, aber wir denken definitiv darüber nach. Es kann sein, dass wir wechseln werden."

Wie sind eure Erwartungen für die restliche Saison. Werdet ihr ums Stockerl kämpfen?

Kwjat: "Wir sind in einer schwierigen Situation und im Moment nicht in der Lage um diese Positionen zu kämpfen, obwohl wir es gerne würden. Dazu müssen wir uns in vielen Belangen verbessern, man muss gleichzeitig an mehreren Schrauben drehen. Um das Aufzuholen müssten wir zugleich bei der Entwicklung des Chassis als auch bei der Leistungssteigerung des Motors Sprünge nach vorne machen."

Ricciardo: "Wir sind aus dem Titelrennen draußen, deswegen ist alles was wir tun können, uns auf die nächste Saison vorzubereiten. Es wäre ein riesiger Schritt nach diesem Jahr wieder um den Titel zu kämpfen, aber das Team hat das Potential dazu."

Wie seht ihr die Entwicklung bei eurem Motorenpartner Renault? Wie lange wird es dauern, dass ihr wieder auf Augenhöhe mit dem Rest seid?

Ricciardo: "In den nächsten paar Rennen sollte es Updates an der Power-Unit geben. Warten wir es ab. Im Moment sind wir aber so weit hinten, um einen großen Schritt zu machen, damit wir noch in diesem Jahr auf ein Level mit Mercedes und Ferrari kommen. Hoffentlich schaffen wir es aber für das kommende Jahr."

Immer öfter hört man, . Wie lautet eure Meinung?

Ricciardo: "Die Formel 1 ist das Top-Level und wird immer eine große Herausforderung sein. Es ist schwierig, die zwei Zehntel zu finden, die dich schneller machen als die anderen. Ich denke aber, dass die Renault-World Series und auch die GP2 zu knapp an der Formel 1 dran sind. Damit will ich nicht sagen, dass diese Nachwuchsserien langsamer sein sollten - die Formel 1 sollte einen Schritt machen und die Autos schneller werden. Je schneller du bist, desto mehr sind deine Reflexe und deine Kondition gefordert. Die Erfahrung kommt dann auch mehr zum Tragen."

Kwjat: "Da stimme ich Dani zu. Und als Rennfahrer will man einfach immer das Auto mit der größten Leistung und besten Downforce. Es wäre gut, wenn man sich die Rennen nicht nur nach dem Status der Reifen sondern auch die eigene Kondition managen müsste. Das ist nicht mehr so wichtig wie früher. Es wäre schön, wenn die Autos wieder so schnell wären wie vor fünf, sechs Jahren. Und man darf auch nicht darauf vergessen, dass die Zuschauer genügend Überholmanöver sehen. Ich würde aber nicht behaupten, dass es jetzt zu einfacher ist zu gewinnen, denn das wäre unfair."

Seid ihr mehr Instiktfahrer oder verlasst ihr euch mehr auf Datenblätter?

Ricciardo: "Ich verlasse mich im Auto auf mein Gefühl, vor allem auf das im Hintern. Man reagiert darauf wie sich das Auto anfühlt und was es macht."

Kwjat: "Du musst dich auf deinen Instinkt verlassen. Aber natürlich studiert man die Daten, um gewisse Dinge besser zu verstehen."

Daniel, ich habe dich 2010 einmal im Rahmen der World Series in Brünn interviewt. Dabei standen wir vor einem Wohnmobil, daneben schraubten die Mechaniker an deinem Auto. Fünf Jahre später fährst du Formel 1, reist um die Welt und hast deine persönliche Pressesprecherin. Wie hat sich dein Leben verändert?

Ricciardo: "Wenn man die Jahre Revue passieren lässt, fällt einem erst auf wieviel sich verändert hat. Jedes Jahr hat sich etwas weiterentwickelt und man gewöhnt sich dran. Es ist nun normal für uns, Pressesprecherinnen zu haben, um die Welt zu reisen und dort dann Leute zu haben, die sich vor Ort um einen kümmern. Es ist natürlich schön diesen Komfort als Formel-1-Fahrer zu haben, aber wir versuchen auch aufgrund der Fülle von Aufgaben unsere Tagesabläufe effizient zu gestalten, um Zeit zu sparen. Mein persönliche Sicht auf das Leben hat sich nicht groß verändert, ich habe sogar einen noch größeren Erfolgshunger. Privat versuche ich auch weiterhin dieselben Dinge zu tun."

Und du Daniil, bist du noch immer derselbe wie vor deinem Einstieg in die Formel 1?

Kwjat: "Abgesehen vom Sportlichen hat sich mein Leben nicht grob verändert. Du arbeitest jetzt aber mit anderen Leuten, verwendest andere Technik und die Menschen sehen dich anders als vor ein paar Jahren. Aber daran gewöhnt man sich und es hilft einem, dass man Top-Ergebnisse auf der Rennstrecke erzielt."

Red Bull ist ein österreichisches Team, damit seid ihr sicher schon öfters in Österreich gewesen. Habt ihr vielleicht sogar eine Lieblingsspeise?

Ricciardo: "Definitiv Wiener Schnitzel und Kaiserschmarrn! Aber mit unserem dichten Terminkalender ist es unmöglich irgendwo länger zu verweilen. Ich war schon oft in Salzburg im Hangar 7 und im Red-Bull-Hauptquartier in Fuschl, wo man als Nachwuchspilot viel Zeit verbringt. Dort wird man sportmedizinisch sehr gut betreut."

Kwjat: "Ich war auch schon oft in Österreich und war hier auch schon Skifahren in St. Anton und in Seefeld. Ich mag auch sehr gerne Wiener Schnitzel."

auch darüber, was sie sich vom öffentlichen Auftreten eines Formel-1-Piloten erwarten. Wie ist das aus Fahrersicht - muss man heute ein Entertainer sein, der sein Leben auf Social-Media-Plattformen breittritt?

Ricciardo: "Das kommt auf die Persönlichkeit an. Wenn du als Fahrer auf dem roten Teppich, solltest du dich dort auch wohl fühlen. Andererseits helfen solche Auftritte natürlich, um Netzwerke zu entwickeln. Lewis Hamilton konnte dadurch seinen Bekanntheitsgrad steigern. Andererseits hieße es sicher, wenn er nicht gewinnen würde, er lässt sich ablenken und ist nicht fokussiert. Er beweist aber, dass du diesen Lifestyle haben und gleichzeitig erfolgreich sein kannst. Wenn du damit umgehen kannst, ist das gut für dich und die Formel 1."

Kwjat: "Ich bin ein eher ruhiger Typ und liebe einfach den Sport. Ich bin kein großer Fan von Social Media, ich konzentriere mich da lieber auf die Rennen. Andere machen das lieber, ich bin da anders. Ich schau mir in meiner Freizeit gerne YouTube-Videos an und finde, dass die Formel 1 einen eigenen YouTube-Channel haben sollte. Millionen Menschen schauen täglich Videos und wenn es etwas Spannendes, wie Dokumentationen und Filme geben würde, hätten die Menschen sicherlich größeres Interesse an der Formel 1."