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"Die Schule hat größere Probleme als Corona"

Glattauer gibt Noten. Heute: Schluss mit K1-Quarantäne! Schule ist mehr als Corona. Und: Bildung wird in Österreich immer noch vererbt.

Niki Glattauer
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Niki Glattauer war Lehrer und Schuldirektor und vergibt in <em>"Heute"</em>&nbsp; Noten.<br>
Niki Glattauer war Lehrer und Schuldirektor und vergibt in "Heute"  Noten.
Sabine Hertel

Neujahrswunsch: Schluss mit K1-Quarantäne!

Ein Wochenende ist es alt, das neue Jahr – und schon ist wieder alles beim Alten: Neujahrsbaby Ariz aus Mödling kam entgegen rechtem Geschwurbel doch nicht Bill-Gates-gechipt zur Welt, die Bildung wird entgegen linken Hoffnungen nach wie vor fleißig vererbt statt fleißig erworben (siehe unten), und über den Schulen hängt entgegen allen Zusicherungen wieder das Damoklesschwert der Schließung, auch wenn Damokles jetzt Omikron heißt.

Dabei gäbe es ein einfaches Gegenmittel: nämlich das Ändern der Quarantäne-Regeln. Wenn wir je einen einigermaßen normalen Alltag zurückwollerten (Wiener Konjunktiv), sollten wir dort damit beginnen, wo die Gefahr zu erkranken am geringsten ist: bei den Schülern. Heißt: Das Kind, das erkrankt, geht in den Krankenstand und kommt zurück, wenn es gesund(getestet) ist. Alle anderen gehen in die Schule. Mit K1, K2 und Massenquarantänen "auf Verdacht" muss 2022 Schluss sein.

Note: (Noch) Nicht genügend

Glattauer gibt Noten
Niki Glattauer war 25 Jahre Lehrer und Schuldirektor in Wien. Er hat bisher 13 Bücher veröffentlicht, alle zum Thema Schule wurden Bestseller. Jeden Montag vergibt er in einer Kolumne für "Heute" Schulnoten.
Alle seine Artikel findest Du hier.

Neujahrsvorsatz: Schule ist mehr als Corona …

Nach meinem Neujahrswunsch jetzt mein Neujahrsvorsatz: Ich werde in dieser Kolumne heuer nicht mehr nur über Corona schreiben. Die Schule hat größere Probleme. So fehlt es zum Beispiel an allen Ecken und Enden an Lehrerinnen (Männer freundlich mitgemeint)! Allein in Oberösterreich sucht man per vorgezogener und wiederholter Dienstpostenausschreibung verzweifelt 225 Pflichtschullehrer ("Heute" berichtete).

Österreichweit fehlen Daumen mal Pi 1.000 geprüfte Pädagoginnen. In Wien ist jede dritte Pflichtschullehrerin älter als 50, in den Berufsschulen jede zweite. Die Folgen sind, dass landesweit Hunderte Klassen unbesetzt bleiben oder von "Hilfskräften" ohne pädagogische Ausbildung geführt werden. In zig Volksschulen müssen sich Schulleiterinnen selber in die Klassen stellen, sofern sie zwischen den Türmen an Bürokratie und Verwaltung herausfinden, ohne dass diese einstürzen. Lehrer – verzweifelt gesucht. Aber wie finden? Vorschläge dringend erbeten.

Note: Nachprüfung

Alter Hut im neuen Jahr: die vererbte Bildung

Der neue Nationale Bildungsbericht belegt es: In Österreich wird Schulbildung vererbt. Jedes zweite Kind in der AHS-Unterstufe hat Eltern mit einem akademischen Titel, nur drei Prozent solche mit höchstens Pflichtschulabschluss. Umgekehrt haben 65 Prozent der Kinder, die nach der VS in eine MS gehen, Eltern ohne Matura. Und mit Leistung hat das halt leider oft gar nichts zu tun. So wechseln durchschnittliche Volksschüler (zum Beispiel in Mathe 550 Punkte) dann, wenn sie die "richtigen" Eltern haben, doppelt so häufig in die AHS wie andere durchschnittliche Schüler.

So traurig dies mit Blick auf Bildungsgerechtigkeit auch ist, Drama ist es keines, wenn man den Fokus ändert. Ist man wirklich erst dann ein Mensch, wenn man in einer AHS oder BHS war? Braucht man für ein erfolgreiches Leben (von glücklich rede ich gar nicht) wirklich ein Maturazeugnis? Ich glaube nicht.

Note: Eh okay
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