Sport

Diese Frau erklärt uns ab sofort den Fußball

Heute Redaktion
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Frau Prohaska! Elisabeth Tieber analysiert im ORF die Damen-Fußball-EM. Im "Heute"-Interview spricht die 27-Jährige über ihren Spitzname und mehr.

Diese Frau erklärt den rot-weiß-roten Fans in den nächsten Wochen den Fußball. Elisabeth Tieber wird für den ORF die Spiele der Damen-EM analysieren. Österreich feiert in den Niederlanden ja seine Endrunden-Premiere. Erster Gegner am Dienstag (18 Uhr, Liveticker: heute.at) ist die Schweiz.

Elisabeth Tieber ist 27 Jahre alt, gebürtige Grazerin, machte 18 Länderspiele und war bis vor einigen Monaten Teil unseres "Frauen-Wunderteams". "Mein Bruder spielte bei Sturm, mein Cousin beim GAK – so kam ich zum Fußball. Ich habe mit den Jungs von klein auf immer gespielt", erzählt sie "Heute". "Anfang 20 bin ich als Legionärin nach Deutschland zu Sindelfingen gewechselt." Weitere Stationen: Sturm Graz, dann Luzern und Neunkirch in der Schweiz, später auch für ein halbes Jahr Finnland. Tieber schließt nebenbei eine Ausbildung als Sport- und Fitnesskauffrau ab. Derzeit macht sie einen Lehrgang zur Sportjournalistin. Seit einem halben Jahr kickt sie nicht mehr.

"Meine Karriere habe ich aber noch nicht offiziell beendet", sagt sie. "Heute" bat die Neo-ORF-Expertin zum Interview.

"Heute": Frau Tieber, dürfen wir Frau Prohaska sagen?

Elisabeth Tieber: "Dafür fehlen mir die Locken im Haar. (lacht) Aber als Spitznamen finde ich Frau Prohaska lustig."

Im Ernst: Sie erklären als Frau den Tausenden Teamchefs im Land jetzt den Fußball. Angst davor?

"Angst nicht, Respekt aber schon. Aber ich habe Ahnung vom Fußball und ich bin nicht auf den Mund gefallen. Mein Ziel ist es, den Leuten den Damen-Fußball näher zu bringen."

Dann starten wir damit: Können Sie ein paar Frauenfußball-Mythen aufklären?

"Ja, gerne."

Es gibt keine guten Frauen-Torhüter.

"Naja. Wir reden bei Männer- und Frauenfußball über zwei verschiedene Sportarten. Frauen sind körperlich benachteiligt. Sie werden also immer langsamer spielen und nicht so hoch springen. Aber: Frauen stehen im Schnitt nach Fouls zehn Sekunden schneller auf als Männer und sie jubeln um die Hälfte kürzer."

Im Frauen-Fußball gibt es nichts zu verdienen.

"Stimmt nicht. Die Gagen sind aber ganz andere als bei den Männern. Die Gehälter sind extrem unterschiedlich – nach Land und Verein. Ich konnte als Profi gut leben, aber wenig zur Seite legen."

Im Frauenfußball ist Homosexualität kein Tabu.

"Stimmt. Es gibt Frauen, die dazu stehen und sagen: Ja, ich bin mit einer Frau zusammen. Bei den Männern fällt mir nur Thomas Hitzlsperger ein – er outete sich nach der Karriere: Respekt."

Kommen wir zur EM: Österreichs Damen sind erstmals dabei. ÖFB-Sportdirektor Ruttensteiner sagt: "Jeder Punkt ist eine Sensation." Sehen Sie das auch so?

„Nein. Das sehe ich anders. In der Vorrunde sich sechs Punkte drinnen, aber auch null. Schweiz und Island sind schlagbar. Nur die drei Punkte gegen Frankreich im zweiten Gruppenspiel wären eine Sensation."

Auf was kommt es an?

"Entscheidend wird das erste Spiel gegen die Schweiz. Verliert Österreich, stehen die Chancen schlecht. Frankreich ist im Normalfall eine Nummer zu groß. Im dritten Spiel gegen Island wird es ähnlich wie gegen die Schweiz. Es entscheidet die Tagesform und die Kraft – drei Spiele in einer Woche sind ungewohnt."

Österreichs Fußball-Damen legten einen großen Erfolgslauf hin – bis auf Platz 24 der Weltrangliste. Was zeichnet dieses Team aus?

„Der Teamgeist. Ich weiß, wovon ich spreche. Bis vor kurzem war ich ja selbst Teil dieser Mannschaft."

Österreichs Damen haben sogar eine Titelprämie ausgehandelt.

„Das finde ich gut. Es kann alles passieren. So ist Sport."

Wer ist besonders wichtig? Schnaderbeck?

"Sie ist die Führungspersönlichkeit und menschlich extrem wichtig, kann am Platz auch einmal etwas ändern. Mit ihrem angeschlagenen Knie ist sie für die erste Partie aber fraglich: Am Platz halte ich sie für ersetzbar. Gini Kirchberger hat das zuletzt gut gemacht."



Torjägerin Nina Burger?


"Sie macht die Tore – und das seit Jahren."



Welcher TV-Experte ist für sie der Beste?


"Oliver Kahn und Mehmet Scholl finde ich sehr gut.Bei Kahn habe ich das nicht so erwartet. Er war als Spieler bei Interviewern sicher nicht besonders beliebt. Scholl sieht sehr viel."

(mh)