Birmingham steht still: Punkt 13 Uhr Ortszeit beginnt heute der öffentliche Trauerzug für Ozzy Osbourne, den unvergessenen "Prince of Darkness". Die britische Industriestadt verabschiedet sich damit von ihrem wohl berühmtesten Sohn.
Der legendäre Black-Sabbath-Frontmann war am 22. Juli im Alter von 76 Jahren in seinem Anwesen in Welders, Buckinghamshire verstorben. "Ein Sohn Birminghams" kehrt heim, erklärt Oberbürgermeister Zafar Iqbal: "Ozzy war mehr als eine Musiklegende – er war ein Teil unserer Identität."
Die Straßen sind seit dem frühen Morgen gesperrt, der öffentliche Nahverkehr wird großräumig umgeleitet. Tausende Fans werden erwartet, um ihrem Idol die letzte Ehre zu erweisen. Die Route führt, begleitet von der Blaskapelle Bostin' Brass, über die Broad Street zur berühmten Black-Sabbath-Bridge und Bench, wo seit Tagen Blumen, Briefe und Devotionalien liegen.
Nur wenige Tage vor seinem Tod hatte Ozzy beim Abschiedskonzert im Villa Park Stadium mit seinen alten Weggefährten Tony Iommi, Geezer Butler und Bill Ward ein letztes musikalisches Kapitel aufgeschlagen – jetzt wird dieses endgültig geschlossen.
Bereits vor Jahren hatte sich Ozzy in der "Sunday Times" selbst dazu geäußert, wie er sich seine Beerdigung vorstellt. "Es wird kein Herumreiten auf den schlechten Zeiten geben", sagte der Musiker damals. "Man sollte nicht vergessen, dass viele Menschen ihr ganzes Leben lang nichts als Elend sehen, daher sind die meisten von uns in diesem Land - insbesondere Rockstars wie ich - in jeder Hinsicht sehr glücklich. Deshalb möchte ich nicht, dass meine Beerdigung traurig ist, sondern dass sie eine Gelegenheit ist, 'Danke' zu sagen."
Später sagte er der Musikzeitschrift "NME", er wünschte, dass "A Day In The Life" von den Beatles bei seiner Beerdigung gespielt werde. Nach dem Trauerzug findet eine kleine, private Beisetzung im engsten Kreis statt.
So etwas wie das Alpha und das Omega in der musikalischer Karriere des "Prince of Darkness". Es ist sowohl der letzte Song, den Ozzy Osbourne jemals live aufführte – als auch jener, der den Aufstieg von Black Sabbath in den Heavy-Metal-Olymp begründete. Das Gitarrenriff von Tommy Iommi zählt wohl zu den bekanntesten und einprägsamsten der Rockgeschichte.
Der Song, 1970 eigentlich als "Drei-Minuten-Füller" für das gleichnamige Album "Paranoid" geschrieben, steht mittlerweile in der "Rock and Roll Hall of Fame".
Bei seinem letzten Konzert hatte Ozzy einige ergreifende Worte für seine Fans übrig, als er die Show im Villa Park Stadium in seiner Heimatstadt Birmingham – wo Black Sabbath vor etwa 56 Jahren gegründet wurde – zu einem emotionalen Abschluss brachte.
"Das ist der letzte Song überhaupt. Eure Unterstützung hat uns einen fantastischen Lebensstil ermöglicht, wir danken euch von ganzem Herzen", sagte er. "Danke für alles, ihr seid verdammt großartig. Birmingham für immer." Danach wurde ein Feuerwerk entzündet.
Die Beatles hatten einen großen Einfluss auf Osbourne gehabt, was besonders im Song "Dreamer" hörbar ist, seinem größten Singles-Hit in Österreich. In der "Sun" sagt er einmal, dass Paul McCartney angefragt wurde, um die Bass-Parts zu übernehmen. Der lehnte ab mit der Begründung, dass er nichts verbessern könne, was schon fertig sei.
Mit der Textzeile "After all, there's only just the two of us", zollt Ozzy den Fab Four dennoch Tribut, da ein Beatles-Lied mit dem Namen "Two of Us" existiert.
Laut der Zeitschrift "American Songwriter" sind die Texte von Ozzys Erkenntnis inspiriert, dass er sterben würde, wenn er nicht nüchtern würde. Das Lied (veröffentlicht 1991) ist seiner Frau Sharon gewidmet, weil sie ihm in seinen verrückteren Anfangsjahren beigestanden hat.
Beim "Back to the Beginning"-Abschiedskonzert am 5. Juli war dieser Song der einzige auf Osbournes Solo-Set, der nicht zu seinem Debütalbum "Blizzard of Ozz" gehörte.
"Mama I'm Coming Home" war Ozzys einzige Solo-Top-40-Single in den US-Billboard-Charts und entwickete sich über die Jahre zu einem absoluter Fan-Favorit – das unterstreicht auch Jelly Rolls Tribut bei Ozzys Einführung in die "Rock and Roll Hall of Fame 2024".
"Crazy Train" war 1980 Ozzy Osbournes erste Solo-Single (nach der zwischenzeitlichen Trennung von Black Sabbath). Es ist auch sein bislang meistgespieltes Lied, mit etwa 1.187 Live-Auftritten, über 75 Millionen Aufrufen auf YouTube und mehr als 800 Millionen auf Spotify.
Der Song mit dem markanten Gitarrenriff wurde lange als Einzugslied des Premier-League -Fußballclubs Aston Villa FC, der zu Ozzys Heimatstadt Birmingham gehört, verwendet. Nach dem Bekanntwerden des Ablebens des 76-Jährigen, zollte Pop-Ikone Cyndi Lauper ihm damit Tribut.
Ein Titel, der angesichts der aktuellen Ereignisse bei so manchem Rockfan für einen Kloß im Hals sorgen dürfte, war offenbar das Ergebnis einer durchzechten Nacht mit Rocksängerin Lita Ford, die ebenfalls von Ozzys Frau Sharon gemanaged wurde.
"Ihre Ehe lag damals in Scherben und ich glaube, jedes Wort kam direkt aus seinem Herzen", erinnert sich Lita im Podcast "Professor of Rock". Kurioserweise wurde "Close My Eyes" Ozzys größter Hit in den Staaten (Platz 8).
Anfang der 2000er-Jahre wurde Ozzy durch die Reality-TV-Show "The Osbournes" zur Ikone der Trashkultur. Der wilde Rockstar zeigte sich plötzlich unverblümt – teils tollpatschig in Unterhosen, teils als liebevoller Familienvater und Ehemann. Mit seiner Tochter Kelly nahm er 2003 die Black-Sabbath-Ballade (!) "Changes" als Duett auf.
Der Song wurde zu Ozzys einziger Nummer 1 in seinem Heimatland. Dennoch findet sich "Changes" auch auf zahllosen Listen der schlimmsten Songs der Nullerjahre.
Der letzte Song, den Ozzy vor seinem Tod veröffentlicht hat. Der britische Gitarrist und Sänger Billy Morrison gehörte zu seinen engsten Freunden.
Bereits 2015 geschrieben, haben sie den Song nun für Billys drittes Soloalbum "The Morrison Project" neu aufgenommen – inklusive Steve Stevens (Gitarrist von Billy Idol), dem 61-köpfigen Budapest Scoring Orchestra und dem Chor der John Burroughs High School.