Noch vor wenigen Jahren träumte Lucas Englander vom großen Durchbruch als Schauspieler, der Reinhardt-Seminar-Absolvent wollte es unbedingt international schaffen. Der Wiener studierte in der renommierten Stella Adler Acting School in New York, wo schon Stars wie Robert de Niro und Marlon Brando groß wurden, doch er brach frühzeitig ab. Danach zog es den 1,88 Meter großen Darsteller ans Theater nach London, nach Berlin und immer wieder zurück in die Heimat.
Seine erste große Hauptrolle ergatterte der heute 32-Jährige 2020 im französischen Kinofilm "Les apparences", die ihm eine César-Nominierung einbrachte, bevor er von Hollywood entdeckt wurde. Englander spielte erst einen Heiler in der Fantasy-Serie "The Witcher", danach verkörperte er in der Netflix-Serie "Transatlantic" den jüdischen Flüchtling Albert Hirschmann. Nun hat er es endgültig geschafft: Englander ist einer der Hauptcharaktere in der soeben angelaufenen zweiten Staffel der Amazon-Hitserie "Nine Perfect Strangers" neben Nicole Kidman.
Seit Ende Mai ist er jeden Donnerstag in einer neuen Folge als deutscher Pharmakologe Martin Siebmacher zu sehen, der traumatisierte Besucher eines Retreats in den Alpen dabei helfen soll, anhand unorthodoxer Methoden gesund zu werden. Er soll dabei auch das Microdosing der Patienten mit psychedelischen Drogen überwachen, das Kidman – wieder überzeugend als mysteriöse, russische Mentaltrainerin Mascha – anwendet. "Ich bin stolz darauf, dass es im ersten Filmprojekt, für das ich in Amerika auf dem Roten Teppich stehe, um Therapie, Ehrlichkeit und Kommunikation geht", freut er sich auf Instagram.
"Ich habe meine Angst in die Rolle einfließen lassen, nicht der Mensch zu sein, den andere von mir erwarten. Auch meine Liebe für Tanz und Wissenschaft habe ich eingebracht", schildert er in einem Interview mit der Branchen-Plattform "Award Buzz". Obwohl er akzentfrei Englisch (und Französisch) spricht, schlug Englander vor, mit österreichischem Dialekt zu spielen. Die Idee wurde angenommen, das habe ihn "sehr berührt". Gedreht wurde "Nine Perfect Strangers" auch teilweise in Österreich, in Hallstatt und im Blühnbachtal in Salzburg.
Demnächst wird Englander in die Rolle des österreichischen Kult-Kanzlers Bruno Kreisky schlüpfen. Der Film "Der junge Kreisky" wurde gerade von Harald Sicheritz in Wien gedreht.