Niederösterreich

"Doppelmoral": SP will 20 Urgestein-Mitarbeiter feuern

Die SPNÖ will angeblich bis zu 20 langjährige Mitarbeiter abbauen. Eine Angestellte war vor 40 Jahren nach der Schule zur SPNÖ gekommen.

Reinhard Teufel (FP, r.) über Kündigungen der Hergovich-SPNÖ (l.): "Doppelmoral"
Reinhard Teufel (FP, r.) über Kündigungen der Hergovich-SPNÖ (l.): "Doppelmoral"
SPNÖ, FP

Feuer am Dach innerhalb der SP-Zentrale in St. Pölten, einige Mitarbeiter sollen vor dem Karriere-Aus stehen: Die Sozialdemokraten wollen bis zu 20 langjährige und erfahrene Mitarbeiter loswerden. Und just der ehemalige AMS NÖ-Chef und neue SPNÖ-Shootingstar Sven Hergovich, der übernächste Woche seinen 35. Geburtstag feiert, soll das Team massiv verjüngen wollen.

Aus nach 40 Jahren?

"Ja wir wissen es natürlich. Wieviele von uns wirklich betroffen sind, weiß ich nicht. Einige könnten eventuell in den Landesdienst flüchten, aber die älteren, teuersten Mitarbeiter soll es erwischen", so ein langjähriger Mitarbeiter der SPNÖ Anfang Oktober. Dabei soll auch eine Angestellte sein, die seit ihrem Schulabschluss den Sozis treu zur Seite stand - vier Jahrzehnte lang.

1/7
Gehe zur Galerie
    Udo Landbauer und Reinhard Teufel bei Herbstklausur am Donnerstag im Bezirk Baden
    Udo Landbauer und Reinhard Teufel bei Herbstklausur am Donnerstag im Bezirk Baden
    FPNÖ

    Ein anderer Mitstreiter schlug mehrere Landtagswahlen für die Roten in NÖ, immer unter anderen Chefs, indes stets mit vollem Einsatz und Engagement bis tief in die Nacht hinein. "Alles nichts wert offenbar", so ein Insider weiter. 

    "20 Kündigungsschreiben liegen am Tisch"

    Bei der Klubklausur der Freiheitlichen in NÖ am Donnerstagvormittag im Schloss Hernstein (Baden) kritisierte FPNÖ-Klubchef Reinhard Teufel die "Doppelmoral" der Sozialdemokraten: "Der eine (Anm.: Hergovich wollte Landbauer ein Plüschtier schenken) verläuft sich in der Spielzeugabteilung und findet nicht hinaus, der andere fliegt auf Steuerkosten nach Madrid (Anm.: Hannes Weninger) und 20 Kündigungsschreiben für langgediente, treue Mitarbeiter der SPNÖ liegen bereits am Tisch."

    Darum muss SPNÖ sparen

    Wahr ist, dass die SPNÖ bereits in einer Sitzung in der zweiten Septemberwoche über eine notwendige Verschlankung des Mitarbeiterapparates debattiert hatte. Denn: In der SPNÖ würden 80 Mitarbeiter werken, die SPNÖ verlor jedoch bei der Landtagwahl im Jänner 2023 schmerzlich, verlor zudem auch einen Landtagssitz, kam auf nur noch gut 20 Prozent der Wählerstimmen und wurde nur Dritter hinter den Freiheitlichen.

    Wolfgang Zwander, Landesgeschäftsführer der SPNÖ, redete nicht lange um den heißen Brei herum: "Als eine Folge der vergangenen Landtagswahl hat sich die SPNÖ eine Kompletterneuerung verordnet. Der Landesparteivorstand der SPNÖ hat in diesem Sinn eine Restrukturierung einstimmig unterstützt. Davon umfasst ist auch die Notwendigkeit von Einsparungen in den Bereichen Administration und Personal. Kündigungen sollen dabei weitgehend verhindert werden; in den wenigen notwendigen einstelligen Fällen einer Kündigung werden sie in Abstimmung mit dem Betriebsrat und im Rahmen eines Sozialplans durchgeführt. Solche Maßnahmen sind nie erfreulich, doch wenn jetzt nicht gehandelt wird, droht der Partei zeitnahe ein Verlust an politischer Handlungsfähigkeit. Klares Ziel der SPNÖ ist es, die Kampagnenfähigkeit der Partei trotz geringerer Mittel zu verbessern und die Weichen für kommende Wahlerfolge zu stellen."

    Man habe schließlich bei der Wahl doch einiges eingebüßt, verliere somit rund 900.000 Euro im Jahr und die Personalkosten würden nun mal rund 80 Prozent des Gesamtbudgets ausmachen, hieß es dazu aus der SPNÖ-Zentrale. 

    "Wir haben bei der Wahl verloren und das kostet uns rund 900.000 Euro im Jahr" - ein SPNÖ-Insider

    Und im "ersten Zug" seien nun vier Mitarbeiter betroffen, aber man achte selbstredend auf die persönlichen Umstände, werde niemanden im Regen stehen lassen - Stichwort etwa auch Altersteilzeit.

    Keine Studienreisen mehr

    Und zum Madrid-Flug heißt es aus der SPNÖ: ""Es besteht zwischen Landesparteivorsitzendem Sven Hergovich und Klubobmann Hannes Weninger Einvernehmen darüber, dass man in der derzeitigen Situation vor dem Hintergrund der laufenden Restrukturierungen in der SPÖ Niederösterreich aus symbolischen Gründen Abstand von weiteren Studienreisen nehmen wird."