Niederösterreich

AMS-Chef: "Haben jetzt viel mehr Zeit für Kunden"

AMS NÖ-Chef Sven Hergovich sprach mit "Heute" über Arbeitslosigkeit, Perspektiven, Projekte und vom AMS finanzierte Psychotherapie.

AMS NÖ-Geschäftsführer Mag. Sven Hergovich
AMS NÖ-Geschäftsführer Mag. Sven Hergovich
Heute/Lie

Mit seinen 33 Jahren zählt Sven Hergovich schon zu den Routiniers in der Branche: Denn seit mittlerweile über vier Jahren lenkt er die Geschicke als Geschäftsführer des AMS NÖ. Dem vorausschauenden und klugen Netzwerker gelang nach dem tollen Langzeitarbeitslosigkeitsprojekt 2020 der nächste große Wurf: Europas erstes Klima-Ausbildungszentrum entsteht nach Idee des 33-Jährigen in Sigmundsherberg (Horn).

"Heute" traf den Landesgeschäftsführer des Arbeitsmarktservice Niederösterreich am Dienstagabend in St. Pölten zum ausführlichen Gespräch rund ums Thema Arbeit.

Arbeitslosigkeit: "Rund 150.000 Niederösterreicher sind zumindest einen Tag im Jahr arbeitslos. Der Großteil davon, ich schätze zwei Drittel, findet aber binnen drei, vier Monaten wieder eine Stelle", so Sven Hergovich.

Langzeitarbeitslosigkeit: "Ist eine unserer Hauptbemühungen, diese zu bekämpfen. Die Langzeitarbeitslosigkeit in Niederösterreich sinkt vier Mal schneller als im Rest von Österreich. Wir betreuen sehr intensiv und nehmen uns mehr Zeit für unsere Kunden."

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    Zeit für Kunden: "Vor rund zwei Jahren hatte ein AMS-Betreuer rund 400 Kunden, jetzt sind es nur noch 200. In mehreren Stufen wurde mit Frühjahr 2022 unsere Organisationsreform abgeschlossen."

    Krankheit und Jobsuche: "Wenn jemand beispielsweise drei verschiedene Krankheiten hat, dann braucht es Zeit, herauszufinden, was der Kunde kann. Zu sagen, was er oder sie nicht kann, ist der falsche Ansatz."

    Psychische Erkrankungen: "Diese werden in unserer Zeit sicherlich nicht weniger. Wir in NÖ sind das einzige AMS, welches auch Psychotherapie im Rahmen der Arbeitstrainingszentren (vier Standorte in NÖ, in jedem Viertel ein ATZ, Anm.) anbietet. Denn es ist sinnvoller, jetzt sofort, als langfristig ins Arbeitslosengeld zu investieren."

    Wandel der Arbeitswelt: "Den Generationsunterschied bemerke ich jetzt nicht so stark, jedoch herrscht jetzt eine andere Arbeitsmarktsituation. Zum Beispiel kann ich heutzutage leichter das Arbeitszeitausmaß reduzieren."

    Arbeitsunfähigkeit: "Wir befinden uns gerade im intensiven Dialog mit der PVA und anderen Krankenkassen."

    Pensionsalter mit 65 auch in 30 Jahren: "Wenn es gelingt, die Erwerbsquote der 15- bis 65-Jährigen hoch zu halten, können Arbeiter und Angestellte auch in 30 Jahren mit 65 Jahren in Pension gehen. Viel länger ist oft auch nicht sinnvoll, weil es eine natürliche Grenze gibt. Mit 70 Jahren am Bau - das geht nicht."

    Tachinierer am AMS: "Die überwältigende Mehrheit will arbeiten."

    Klimaschutz-Ausbildungszentrum: "Das Gebäude in Sigmundsherberg wird bis Herbst 2023 ausgebaut, die Kosten betragen rund 6,4 Millionen Euro. Bei ganzjähriger Vollauslastung können 400 Personen eine Aus- oder Weiterbildung absolvieren. Hier werden gezielt Techniker ausgebildet, wie ein Kälteanlagen-Techniker, die wir in Zukunft einfach vermehrt brauchen werden. Und auch die Region wird gezielt gestärkt, Sigmundsherberg hat zudem eine gute Bahnverbindung nach Wien."

    Durchschnittlicher AMS-Bezug: "Beträgt ganz grob gesagt im Durchschnitt 900 Euro pro Person."

    Info zum AMS-Bezug und Arbeitslosenzahlen
    Ende August waren beim AMS in Niederösterreich 38.862 Personen arbeitslos vorgemerkt – ein Rückgang um -7.333 Arbeitslose oder -15,9% im Vergleich zum Vorjahr. Der AMS-Bezug beträgt 55 % Prozent vom letzten Nettoeinkommen. 56.094 Personen konnten in NÖ im Zeitraum von Jänner bis Ausgust 2022 via AMS in Arbeit vermittelt werden

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