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Doppler war zu groß für die Olympia-Kleidung

Heute Redaktion
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Der Großteil der 70-köpfigen österreichischen Olympiamannschaft für London fasst am Samstag und Sonntag im Hotel Marriott in Wien die Kleidung und Ausstattung für die Sommerspiele (27. Juli - 12. August) aus.

Einige prominente Sportler fehlten wegen Wettkämpfen und Trainingslagern aber, darunter Schwimm-Ass Markus Rogan, Tennis-Profi Jürgen Melzer, Radfahrer Bernhard Eisel oder Marathonläufer Günther Weidlinger. Für sie holten Funktionäre die insgesamt 55 Teile von Sakko über Sporthose bis Schuhe und Sonnenbrille ab.

Paszek sprang auf Zug auf

Als Letzte des ÖOC-Teams ist Tamira Paszek nach einer Entscheidung des Tennis-Weltverbandes noch auf den Olympiazug aufgesprungen, am Samstag war ihr die Freude darüber deutlich anzumerken: "Es ist ein tolles Gefühl, einfach unbeschreiblich", sagte die Wimbledon-Viertelfinalistin, die 2008 trotz Quotenplatzes nicht nominiert worden war. "Jetzt ist es umso schöner, die Kleidung zu bekommen." Paszek kam gemeinsam mit ÖTV-Sportdirektor Clemens Trimmel und ÖTV-Präsident Ronald Leitgeb.

Doppler zu groß für Anzug

Nachgebessert werden musste beim Anzug von Clemens Doppler. Der Beach-Volleyballer ist mit 2,00 Metern der Größte im ÖOC-Aufgebot. Taillierung, Ärmel- und Hosenlänge mussten von der Schneiderei in kürzester Zeit geändert werden. "Er hat einfach einen unmöglichen Körper", meinte Partner Alexander Horst. Seine Dimensionen machen Doppler auch das Einkaufen schwierig. "Stangenware zu kaufen, ist praktisch unmöglich", gestand der 31-Jährige.

Ob seiner Größe macht sich Doppler auch . Diese sollen laut Medienberichten lediglich 1,73 m lang sein, können aber ausgezogen werden. "Ich hoffe, die 1,73 sind nur ein Gerücht. Bei Olympia auf einer Matratze am Boden zu schlafen, wäre schon eine Niederlage", sagte der Oberösterreicher, der am Montag in einer Woche direkt nach dem Grand Slam in Klagenfurt nach London reist.

Wettersorgen in London

Das Olympia-Wetter wirft seine Schatten auch bei der Einkleidung voraus. Regenjacke und Regenhose waren zwei der am häufigsten begutachteten Stücke. Die Großwetterlage deutet bei den Spielen auf britische Bedingungen hin. Vor allem Outdoor-Sportarten machen sich ihre Gedanken. "Solange es nur regnet und nicht allzu kalt wird, geht es so halbwegs", meinte Beach-Volleyballer Alexander Horst. Gummistiefel waren bei den 55 ausgehändigten Stücken aber keine dabei.

Große Taschen, kleines Auto

Gleich vier randvolle Taschen mit Olympia-Utensilien musste Schützin Stephanie Obermoser mit nach Tirol nehmen. Neben ihrem Trainer und Schützenbund-Koordinatorin Margit Melmer, die bei der Junioren-EM in Bologna weilt, bekam die 23-Jährige auch die Outfits für ihren Stiefbruder Christian Planer mit. Der Olympia-Dritte von Athen 2004 sagte den Termin in Wien wegen einer anhaltenden Verkühlung ab. "Ich muss erst schauen, wie ich das alles in mein kleines Auto bekomme", scherzte Obermoser. Ihre Fracht erreichte einen Verkaufswert von fast 16.000 Euro.

Kinobesuch der Olympiamannschaft

ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel lud die Olympia-Mannschaft am Samstagabend ins Kino ein. Im Artis  stand "Invictus" auf dem Programm. In diesem Drama geht es um das südafrikanische Rugby-Team, das im WM-Finale 1995 im eigenen Land den haushohen Favoriten Neuseeland schlägt. Nelson Mandela, dem ersten schwarzen Präsidenten des Landes, gelingt es, diesen Erfolg als historischen Moment für die neue Einheit des Landes darzustellen.

Malaysier in Rot-Weiß-Rot

In Rot-Weiß-Rot gewandet wurde am Samstag auch ein Malaysier. Tan Chung Seang ist als Sparringpartner für das Badminton-Team akkreditiert. Der Weltklasse-Spieler trainiert seit Winter in Wien mit den Olympia-Startern Michael Lahnsteiner und Simone Prutsch. "Er ist in der Vorbereitung sehr, sehr wichtig", sagte Nationaltrainer John Dinesen über den 26-Jährigen. Tan war bereits 2008 in Peking bei den Olympischen Spielen - als Ersatzmann seines Heimatlandes Malaysia, in dem Badminton als Nationalsport gilt.

"Oben 44 und unten 38"

Der Einkleidungsdurchlauf hat bei Birgit Koschischek und Corinna Kuhnle etwas länger gedauert. Beide verfügen über einen schmalen Unterkörper und breite Schultern, da gibt es kein Einheitsmaß. "Ich habe oben Größe 40 und unten 36", verriet Schwimmerin Koschischek, wie sie zu kombinieren hatte. Bei Kanu-Doppel-Weltmeisterin Kuhnle klaffen die Kleiderangaben noch ein wenig weiter auseinander. "Oben 44 und unten 38", erklärte Österreichs Medaillen-Hoffnung.

London-Leibchen besser als Peking-Outfit

Für Nina Dittrich ist es trotz ihrer erst 21 Jahre ihr schon zweites Olympia, also auch die zweite Einkleidung. "Von meinem Peking-Outfit habe ich noch alles", berichtete die Wienerin. "Aber die Leibchen jetzt für London mag ich lieber, die sind weiter geschnitten. Auch der aktuelle Trainingsanzug gefällt ihr besser. Die Langstrecken-Kraulerin durfte schließlich vor der Kamera den Inhalt ihres Riesenkoffers mit eigenen Worten präsentieren, was ihr sichtlich Spaß gemacht hat.

Geheimnisse im Kampf

Ringer Amer Hrustanovic kam mit Coach Peter Kosmata von einem Madrid-Trainingslager zur Einkleidung. Das Camp war wegen der Anwesenheit eines für seine Klasse qualifizierten Tunesiers zum Versteckspiel geworden. "Ich durfte im Kampf mit ihm meine Spezialtechnik nicht zeigen, um nichts zu verraten." Mit Florian Marchl fährt ein Wals-Kollege als Trainingspartner nach London mit. "Das ist für uns lebensnotwendig", kommentierte Kosmata die ÖOC-Entscheidung.

Aufregung war bemerkbar

Die Synchronschwimmerinnen Nadine Brandl und Livia Lang haben in den vergangenen zwei Wochen noch einmal kräftig an ihrem Duett-Programm gefeilt. "Wir sind jetzt noch optimistischer", sagte die 22-jährige Brandl. "Es sieht gut aus. Wir haben alle Figuren noch einmal überarbeitet, da geht es um jede kleinste Bewegung." Bei der 18-jährigen Lang war die Aufregung vor ihren ersten Spielen merkbar. "Jetzt wird alles noch realistischer", meinte sie mit strahlenden Augen.

Vertretung für Rogan

OSV-Generalsekretär Thomas Gangel hatte so nicht nur seine Utensilien abzuholen, sondern auch die des derzeit in Los Angeles weilenden Markus Rogan und von dessen Coach Kevin Clements. Die Kleidung wird ihnen in die Schweiz geschickt, wo Schwimm-Star Rogan nächste Woche trainiert.

Olympia-Arzt kontrolliert

Olympia-Arzt Alfred Engel ist auch Verbandsarzt des heimischen Leichtathletikverbandes. Montagnachmittag wird er von Siebenkämpferin Ivona Dadic konsultiert, die wegen einer Oberschenkelverhärtung ihren Wettkampf bei der Junioren-WM in Barcelona abrechen musste. Grünes Licht für London hat Speerwerferin Elisabeth Eberl bekommen, die am 2. Juni am Knie operiert worden ist, ein Knorpelstück wurde entfernt. "Ich habe schon am zweiten Tag danach wieder mit dem Training begonnen. Mit einem speziellen von Trainer Gregor Högler gebautem Gerät habe ich die Würfe im Sitzen geübt. Oben bin ich so fit wie nie, nun muss nur noch das Knie halten", sagte die Steirerin.

Seelsorger der Mannschaft

Österreichs "Olympia-Seelsorger" Pater Bernhard Maier erlebt in London seine 16. Olympischen und seine 7. Paralympischen Spiele. Er wird in einer deutschsprachischen katholischen Pfarre wohnen und im Olympischen Dorf im interreligiösem Zentrum seiner Tätigkeit nachgehen. Er liebt die Arbeit mit seinen "Schäfchen", wie der Direktor des Don Bosco-Gymnasiums in Unterwaltersdorf seine Sportler nennt. Er ist Seelsorger, aber als Sportlehrer auch Sportfan. "Ein Traum von mir wäre, beim Geräteturnen dabei zu sein. Dass da Österreicher die Qualifikation geschafft haben, freut mich besonders."

Familiäre Unterstützung

Roland Schlosser darf sich in London bei seinem Wettkampf über familiäre Unterstützung freuen. Freundin Alexandra und Baby Elena, die Oma und weitere drei Mitglieder werden in der ExCeL-Arena sein, wenn er seinen Auftritt mit dem Florett hat. "Ich habe schon früh Karten gekauft, in der Hoffnung, dass ich mich qualifiziere", sagte der in Kopenhagen lebende Vorarlberger. Dank der der Kampagne "babes in arms" darf die kleine Elena ohne Ticket in die Arena, das ist Kleinkindern unter einem Jahr in fast allen der Arenen gestattet.

Topkandidatin im Kanu

Heiß begehrt als Fotomodell und Interviewpartnerin war die zweifache Kanu-Weltmeisterin Corinna Kuhnle, die im Wildwasser-Slalom als Topkandidatin auf Edelmetall gilt. Nachdem sie ihren Blazer noch in die Änderungsschneiderei gebracht hatte, ging es zum Training und am Sonntag hebt bereits der Flieger nach London ab. Farewell-Feier und Verabschiedung beim Bundespräsidenten finden ohne die Niederösterreicherin statt. "Ich wollte schon, aber es geht sich nicht aus. Die Vorbereitung auf den Wettkampf ist wichtiger."

Erschöpfter Diskuswerfer

"Ich bin erschöpft. Aber das ist ein gutes Aufwärmen fürs Training", stöhnte Diskuswerfer Gerhard Mayer, vollgepackt mit Tasche und Bekleidung. "Normalerweise brauche ich ein bisserl Ruhe und Zeit, wenn ich mir eine Hose aussuche. Ich will ja gut aussehen", meinte der EM-Achte von Helsinki. Schwer möglich, wenn einen die Kameras auf Schritt und Tritt verfolgen.

Elf Schwimmer

Mit den elf Schwimmern sind sechs Coaches akkreditiert. Markus Rogan wird seinen Co-Trainer Kevin Clements mithaben. Sonst kommen Marco Wolf (Jördis Steinegger), Zeljko Jukic (Dinko Jukic), Christoph Schreiner (Christian Scherübl), Ferdinand Kendi (Lisa Zaiser) und Adam Thoroczkay (Birgit Koschischek) mit. Delegationsleiter ist OSV-Generalsekretär Thomas Gangel. OSV-Präsident Paul Schauer ist als Vorsitzender des ÖOC-Sommersportausschusses dabei.

Akkreditierung ergattert

Volleyball-Verbandspräsident Peter Kleinmann hat eine von sechs Olympia-Akkreditierungen des Europa-Verbandes (CEV) erhalten. "Ich werde auch primär beim Volleyball und Beach-Volleyball sein" erklärte der 64-Jährige. Das ÖOC-Vorstandsmitglied wird als Österreicher gut erkennbar sein, hat er doch auch eine Ausstattungsgarnitur ausgefasst. "Ich hoffe, meine Frau lässt mich mit der Menge an Gewand zu Hause hinein", meinte Kleinmann scherzend.

Nach Verletzung fit

Birgit Koschischek war Ende Mai bei der Debrecen-EM der Schwimmer von Schulterproblemen geplagt, dadurch war keine optimale Leistung möglich. "Ich habe es jetzt im Griff, arbeite mit der Physiotherapeutin daran", erläuterte die 25-Jährige. Im Training geht es darum, zu einem zentrierten Schwimmen zu kommen, nachdem durch die Blessur die körperliche Balance verloren gegangen ist. Koschischeks wird am ersten Wettkampftag (28.7.) über 100 m Delfin im Einsatz sein.