Gewalt gegen Frauen ist in Österreich bittere Realität – und selbst dort, wo Betroffene eigentlich Schutz und Gehör erwarten sollten, sind sie oft mit verletzenden Kommentaren konfrontiert. Wie schnell Opfer im Gerichtssaal abgewertet werden, zeigen Originalzitate aus dem Alltag des autonomen Frauenzentrums, die in Linz nun öffentlich gemacht werden.
Das aFz bietet für betroffene Frauen ab 16 Jahren umfassende Information und persönliche Beratung. Entschließen sich Betroffene zu einer Anzeige, wird bei Bedarf eine kostenfreie psychosoziale und juristische Prozessbegleitung während eines Strafverfahrens angeboten.
So können Betroffene mit dem aFz Kontakt aufnehmen:
Tel: 0732/602200
E-Mail: [email protected]
Eines davon stammt von einem Staatsanwalt: "Naja, eine Drama-Queen ist sie schon." Gesagt wurde es, nachdem eine Klientin während der Einvernahme aufgrund einer Belastungsreaktion kollabierte und in Hörweite in den Rettungswagen geladen wurde.
Weitere dokumentierte Aussagen wie "… aber davor wollten Sie ja schon Zärtlichkeiten!" oder "Jetzt ist es schon über ein Jahr her, jetzt wird's Zeit, dass Sie drüber hinwegkommen!" zeigen, wie Betroffene selbst im Gerichtssaal noch mit Vorurteilen und stereotypen Zuschreibungen konfrontiert werden.
Auch der Satz eines Richters zum Angeklagten ("Ich versteh überhaupt nicht, warum Sie das gemacht haben. Die Frauen hätten das ja eh auch freiwillig mit Ihnen gemacht") aus einem Prozess wegen sexuellen Missbrauchs unter Einsatz von K.o.-Tropfen wird in der Ausstellung gezeigt. Solche "Stimmen aus dem Gerichtssaal" machen sichtbar, welche Realität viele Frauen erleben, wenn sie Gewalt anzeigen.
Das autonome Frauenzentrum Linz, das heuer sein 45-jähriges Bestehen feiert, zeigt in der Ausstellung "(Un)sichtbar" im westlichen Brückenkopfgebäude der Linzer Kunstuni Geschichten von Gewalt, Widerstand und Anerkennung. Entstanden sind die Arbeiten in Workshops aus Erzählungen Betroffener sowie aus geschredderten Anzeigen und Akten. Auch Gedichte von Klientinnen gibt es dort zu lesen.
Andrea Islinger vom autonomen Frauenzentrum betont: "Es gibt nach 45 Jahren noch immer keine gewaltfreie gleichberechtigte Gesellschaft. Viele Frauen und Mädchen müssen aufgrund ihres Geschlechts die unerträglichsten Erfahrungen machen." Die Geschäftsführerin weiß: "Chancengleichheit gibt es nicht! Unsere Gesellschaft will diese Realität nicht immer wahrhaben oder diese verdrängen."