Wien

Drastischer Anstieg an Nazi-Strafen in Wien

Die Wiener Kriminalitätsstatistik weist auf einen Anstieg an Straftaten im Sexual- und Wiederbetätigungsbereich hin.

Leo Stempfl
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Bei den Fällen nationalsozialistischer Wiederbetätigung gab es heuer einen starken Anstieg (Symbolbild).
Bei den Fällen nationalsozialistischer Wiederbetätigung gab es heuer einen starken Anstieg (Symbolbild).
Alex Halada / picturedesk.com

Die 119 Seiten lange Anfragebeantwortung zur Kriminalitätsstatistik in Wien im 1. Halbjahr 2021 bietet einiges an brisantem Material. Neben den Top-Bezirken und der Herkunft der Tatverdächtigen ist auch genau aufgeschlüsselt, welche Verbrechen genau verübt wurden.

Wie immer sei kurz angemerkt: Experten weisen darauf hin, dass die Daten mit Vorsicht zu genießen sind. Konkrete Aussagen über Sicherheit und Kriminalität können aus Halbjahresberichten nicht korrekt abgeleitet werden. Zudem handelt es sich hierbei um Rohdaten, die noch einer weiteren Qualitätskontrolle bedürfen. Rückschlüsse auf Trends können dadurch auch noch nicht sicher gezogen werden.

Mord und Totschlag

Um mit dem Delikt, bei welchem das höchste Strafmaß blüht, zu beginnen: Im 1. Halbjahr 2021 gab es 28 Morde – einen weniger als 2020. Mitwirkung am Selbstmord gab es ein Mal, fahrlässige Tötungen 22 (davon zwei grob fahrlässig und sechs im Straßenverkehr).

Den Bärenanteil bilden die Körperverletzungen, insgesamt gab es 8.397. Davon waren 5.174 einfache Körperverletzungen, 557 schwer, drei zogen schwere Dauerfolgen mit sich, 89 passierten absichtlich, 1.875 im Straßenverkehr und 699 fallen unter "Sonstige Fälle".

Sexualdelikte

Bei fast allen Sexualdelikten gab es einen besorgniserregenden Zuwachs. Vergewaltigung (136, -4), Geschlechtliche Nötigung (31, +2), Sexueller Missbrauch einer wehrlosen oder psychisch beeinträchtigten Person (26, +4), Verletzung der sexuellen Selbstbestimmung (29, +8), Schwerer sexueller Missbrauch von Unmündigen (43, +24), Sexueller Missbrauch von Unmündigen (36, +15) und Sexueller Missbrauch von Jugendlichen (5, +1).

Bei der Zuhälterei gab es einen Anstieg von zwei auf neun Fälle. Sexuelle Belästigung und öffentliche geschlechtliche Handlungen gab es 203. Stark gestiegen ist auch die Tierquälerei (von 50 auf 92). Ein Mal wurden Staatsgeheimnisse verraten, 359 Mal Widerstand gegen die Staatsgewalt ausgeübt.

Verhetzung

Gestiegen sind die Fälle von Verhetzung (von 27 auf 33). Ein noch deutlicheres Bild zeigt sich bei der nationalsozialistischen Wiederbetätigung: Gab es im ersten Halbjahr 2020 noch 91 Straftaten nach § 3g VerbotsG, waren es heuer ganze 133 – ein Plus von 46,2 Prozent.

Gesunken ist die Zahl der Raufhandel (116), gestiegen hingegen die tätlichen Angriffe auf ÖV-Bedienstete (28). Wegen der zwei Monate Lockdown kam es zu keiner einzigen Schlägerei bei Sportgroßveranstaltungen. Bei den Freiheitsentziehungen hat sich nicht viel verändert, 63 gab es. Das Quälen oder Vernachlässigen unmündiger, jüngerer oder wehrloser Personen ist von 43 Delikten auf 22 gesunken.

Entführungen

Je eine geisteskranke und eine unmündige Person wurde entführt, zwei Zwangsverheiratet, von Menschenhandel gab es sechs Fälle. Insgesamt 877 Nötigungen gab es in Wien, 467 davon schwer. Gestiegen ist die Zahl der Gefährlichen Drohungen (2.025), der Fortgesetzten Gewaltausübung (307) sowie der Fortdauernden Belästigung im Wege der Telekommunikation oder eines Computersystems (87).

2020 noch ein Mal, kam es 2021 schon zu fünf Delikten wegen der Öffentlichen Beleidigung eines verfassungsmäßigen Vertretungskörpers, des Bundesheeres oder einer Behörde. Einen weiteren Löwenanteil machen die Sachbeschädigungen aus, von insgesamt 9.109 waren 414 Fälle schwer.

Gute Nachrichten gibt es für alle Unternehmer, im ersten Halbjahr wurde kein Fall von Auskundschaftung eines Geschäfts- oder Betriebsgeheimnisses zugunsten des Auslands bekannt. Für Wien eher ungewöhnlich gab es vier Eingriffe in fremdes Jagd- oder Fischereirecht, immerhin war kein schwerer Fall dabei.

Diebstahl häufigstes Delikt

Die meisten Delikte für einen einzelnen Straftatbestand fallen auf den §127 (Diebstahl): 10.570 gab es insgesamt, das ist ein Zuwachs. 182 weitere waren schwer, 9.408 wurden durch Einbruch oder mit Waffen verübt, 223 gewerbsmäßig, 71 räuberisch. Entzogen kann nicht nur Hab und Gut, sondern auch Energie werden. 66 Mal passierte das in Wien.

Ein kurzer Umriss über die restlichen Delikte: Raub (296), Schwerer Raub (115), Erpressung (169), Betrug (5.727), Schwerer Betrug (1.117), Betrügerischer Datenverarbeitungsmissbrauch (3.662), Brandstiftung (9), Fahrlässige Herbeiführung einer Feuersbrunst (11), Vorsätzliche Gefährdung durch Kernenergie oder ionisierende Strahlen (1), Vorsätzliche Gefährdung von Menschen durch übertragbare Krankheiten (69), Herabwürdigung religiöser Lehren (2), Störung einer Religionsübung (3), Störung der Totenruhe (3).

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