Sport

Drei weitere Ex-Sportler berichten von Missbrauch

Heute Redaktion
Teilen
Picture

Was geschah in der Ski-Hauptschule Neustift? Nicola Werdenigg erzählte von sexuellen Übergriffen in den 70er-Jahren – jetzt melden sich weitere Zeitzeugen.

Nicola Werdenigg brachte den Stein vor einer Woche ins Rollen. Die ehemalige Ski-Rennläuferin berichtete von massiven sexuellen Übergriffen während ihrer Zeit im Ski-Hauptschulinternat Neustift – und später im ÖSV.

Bald wurde klar, dass es sich nicht um einen Einzelfall handelt. Das Land Tirol richtete eine Opfer-Hotline ein, auch der Tiroler Skiverband startete eine Untersuchung.

Drei Meldungen bei Hotline

Nun liegen erste Ergebnisse vor. "Bis heute haben sich drei Personen gemeldet, die darauf schließen lassen, dass die Missbrauchsvorwürfe in der ehemaligen Skihauptschule Neustift zutreffen könnten", erklärt Beate Palfrader, Bildungslandesrätin und Amtsführende Landesschulpräsidentin. Die Betroffenen wollen anonym bleiben. Die Anschuldigungen liegen "20 bis 45 Jahre zurück".

Ehemalige Internatsschüler der ehemaligen Skihauptschule Neustift, sowie des Skigymnasiums Stams, die von sexualisierter Gewalt und sexuellen Übergriffen zu berichten haben, können sich anonym bei der Anlaufstelle für Opferschutz des Landes Tirol unter der Telefonnummer 0512/508 3795 melden.

Strafrechtlich relevante Verdachtsfälle werden an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet – in Rücksprache mit den Opfern. "Mir ist es wichtig, dass alles getan wird, um eine lückenlose Aufklärung jeglicher Vorwürfe herbeizuführen", betont Palfrader.

Sitzungsprotokolle durchleuchtet

Auch der Tiroler Skiverband versuchte bereits, Licht ins Dunkel zu bringen – und durchsuchte alte Sitzungsprotokolle der Skihauptschule Neustift.

"Man kann in die Protokolle vieles hineininterpretieren, es steht aber nichts Handfestes drin", erklärt Vize-Verbands-Boss Peter Mall der "APA".

Heimleitung wurde gefeuert

Klar ist aber: 1976 stand die Einrichtung plötzlich ohne Heimleitung da. "Die musste schnell entfernt werden", erinnert sich ein Zeitzeuge im "Standard". Recherchen ergaben, dass sich der Heimleiter vor allem an Buben vergriffen haben soll. Der Sohn eines (bereits verstorbenen) Sportfunktionärs scheint eines der Opfer zu sein. Sprechen will er darüber nicht mehr, da er "diese Sache" laut "Standard" aus seinem Gedächtnis gestrichen habe.

Unklar ist, wer damals in welchem Umfang über die Vorkommnisse informiert war. Im ÖSV betonte man bis zuletzt, nichts von den Neustift-Übergriffen gewusst zu haben.

(red)