Spieletests

DualSense Edge Wireless im Test – der Pro-Controller

Endlich hat auch die PlayStation 5 ihren Pro-Controller. Und der DualSense Edge Wireless spielt im Test eine ganz besondere Gaming-Stärke aus.

Rene Findenig
So sieht er aus, der neue PlayStation DualSense Edge Wireless Controller für die PlayStation 5.
So sieht er aus, der neue PlayStation DualSense Edge Wireless Controller für die PlayStation 5.
Heute

Direkt nach dem Erscheinen der PlayStation 5 priesen zahlreiche Drittanbieter ihre angeblichen Pro-Gamepads für die neue Konsole an, die den Standard-DualSense-Controller der PS5 ausstecken sollten. Einzig: Geschafft hat das bis heute kein Herausforderer, denn der DualSense-Controller zeigte sich als Klasse für sich. Der Controller griff sich zwar bezüglich der Form beinahe identisch zum DualShock-4-Gamepad an, zeigte sich aber in schickerem Design, mit transparenten Tasten sowie einer angerauten Oberfläche für besseren Halt und vor allem mit bisher ungekanntem und bis heute ungeschlagenem Feedback beim Zocken. Verbaut waren zudem ein Mikro, ein 3,5-Millimeter-Kopfhöreranschluss sowie ein USB-C-Ladeport.

Einziger Einschnitt zu den DualShock-Vorgänger war die Akkulaufzeit, die deutlich abgenommen hatte. Zumindest, wenn man Launch-Spiele wie "Astro's Playroom" oder "Marvel's Spider-Man: Miles Morales" zockte, die voll auf die neuen haptischen Möglichkeiten des Gamepads setzten. Waren mit dem Feedback-Feuerwerk sieben bis acht Stunden Laufzeit drinnen, hatte der DualSense mit einer Laufzeit von bis zu 15 Stunden sogar um fünf Stunden mehr am Kasten als der Dualshock-Controller, wenn man damit die Titel der PS4-Generation spielte. Das führte auch dazu, dass es neben Lob auch Kritik gab – einige PS5-Spieler bemängelten, dass sie den DualSense recht oft laden müssten. Doch was machte den DualSense so besonders?

Der Edge soll den besten Controller überhaupt schlagen

Kurz gefasst (die Lang-Version des Tests findest du hier!): Der Rumble-Effekt bot Hunderte Abstufungen, von einem leichten Klopfen beim Landen der Spielfigur auf einem Metallboden bis hin zu einem heftigen Schütteln, wenn wir durch einen starken Sandsturm navigierten. Die Trigger-Tasten boten zudem nicht nur einen ans Spielgeschehen angepassten Widerstand, sondern reagierten je nach Situation mit wechselnden Stärken. Das Gaspedal in Autorennen im Matsch durchzudrücken ergab einen ganz anderen Widerstand als auf Beton. Selbiges konnte man auch beim Abfeuern von Bögen, Pistolen und Gewehren erleben. Nur zwei von Hunderten Beispielen, warum der DualSense bis heute der beste Controller überhaupt ist.

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    Der neue DualSense Edge Wireless Controller kostet zum Start 240 Euro. Dafür bekommen Interessierte aber auch ein dickes Paket geliefert. Öffnet man die ...
    Der neue DualSense Edge Wireless Controller kostet zum Start 240 Euro. Dafür bekommen Interessierte aber auch ein dickes Paket geliefert. Öffnet man die ...
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    Nun schwingt sich PlayStation auf, das eigene Meisterwerk zu übertreffen. Und das hat für Spieler seinen Preis: Der neue DualSense Edge Wireless Controller kostet zum Start 240 Euro. Dafür bekommen Interessierte aber auch ein dickes Paket geliefert. Öffnet man die Packung, stößt man direkt auf eine Hülle aus Hartplastik, die das Gaming-Instrument schützt und sich auch super dazu eignet, den Controller zu Spiele-Sessions auswärts mitzunehmen. Gepolstert aufbewahrt im Inneren liegt nicht nur der Controller selbst, sondern in einer kleinen Netztasche das zugehörige USB-C-Ladekabel. Cool: Durch ein Stecker-Gehäuse und den Anschluss an der Außenseite kann der DualSense Edge sogar im Ladecase geladen werden.

    Großer Lieferumfang und viele haptische Verbesserungen

    Außerdem im Lieferumfang enthalten sind schön im Case sortiert zwei Standard-Stickkappen, zwei konvexe, je zwei höhere und niederere, konvexe Stickkappen, sowie je zwei längliche und halbrunde "Backpaddles". Nur auf den ersten Blick sieht der DualSense Edge dem Standard-DualSense zum Verwechseln ähnlich. Schnell zeigen sich die Unterschiede. So findet sich auf der Rückseite des Controllers nun eine gummierte statt glattere Oberfläche, die für besseren Halt sorgt. Auch von den beiden Trigger-Tasten rutscht man dank kleiner Noppen selbst in schweißtreibenden Kämpfen nicht mehr ab. Unten am DualSense Edge finden sich wiederum zwei Funktionstasten, über die die verschiedenen Controller-Profile gewechselt werden können.

    Wiederum auf der Rückseite finden sich zwei ganz neue Bedienelemente in Form von kleinen Paddeln – die erwähnten, sogenannte "Backpaddles" – die sich mit verschiedenen Funktionen belegen oder ganz einfach komplett entfernen lassen. Minimal leichtgängiger zeigen sich die Analog-Sticks – Shooter-Spieler wird die zusätzliche Präzision sehr freuen. Das große Touchpad wiederum wird nun von kleinen PlayStation-Tastenlogos geziert und erscheint nun in schwarzer Farbe. Einen schwarzen statt weißen Hintergrund gibt es auch bei den Richtungs- und Aktionstasten, die einen geringeren Widerstand zeigen. Einziges Manko: Die Glanz-Klavierlack-Optik mittig im unteren Bereich der Front zieht Fingerabdrücke magisch an. 

    Ausführliche Anleitung zeigt übersichtlich die Möglichkeiten

    Alle Möglichkeiten, die der neue DualSense Edge bietet, bekommen Spieler in einem sehr verständlichen Tutorial automatisch eingeblendet, wenn sie den Controller das erste Mal mit der PlayStation 5 verbinden. Wer will, kann dabei ganz schön in die Tiefe gehen und sogar ganz spezielle Anwendungsfälle in Spielen einplanen – und sich auch verschiedene Profile für die Games anlegen. Die wichtigsten Funktionen erfährt man aber auch ganz schnell in nur wenigen Minuten – und darf sich direkt danach auch schon an die individuelle Einrichtung machen. Auch diese lässt keine Wünsche offen und den Spieler sämtliche Tastenbelegungen ändern sowie verschiedene, per Taste schnell wechselbare Setups für die Games anlegen. 

    Bedienelemente wie die Sticks oder die neuen Backpaddles lassen sich kinderleicht und selbsterklärend wechseln. Welch gute Ergänzung die Backpaddles darstellen, zeigt sich in der Praxis sofort. Zum einen liegen sie so "tief" an der Rückseite des Controllers, dass sie nicht versehentlich mit den Fingern ausgelöst werden können, zum anderen lassen sich dort Funktionen ablegen, die eigentlich etwas mehr "Eingabeaufwand" benötigen würden. Perfekt etwa für "God of War Ragnarök": Statt die Kill-Animationen von Kratos per Druck auf den Stick auszulösen, reicht nun eine Berührung eines Backpaddles aus. Oder aber man lässt den weggeschleuderten Draupnir-Speer per Backpaddle explodieren, statt die Dreieck-Taste halten zu müssen. 

    Die neuen Backpaddles stellen einen Gamechanger dar

    Die Einsatzmöglichkeiten sind alleine in "God of War Ragnarök" beinahe grenzenlos, denn auch spezielle Manöver wie das Frosterwachen der Leviathan-Axt, das eigentlich das Halten einer Taste erfordert, lässt sich auf Wunsch mit den Backpaddles auslösen. Einzige Einschränkung: Die Backpaddles können nur einzelne Tastenbefehle "kopieren", aber keine Tastenkombos auslösen. Das Entflammen der Chaosklingen etwa funktioniert nur mit dem mehrmaligen Drücken der entsprechenden Taste und kann nicht mit einem einzigen Druck auf eines der Backpaddles aktiviert werden. Eine solche Kombo-Auslösung mit nur einem Backpaddle würde aber wohl einen zu spielentscheidenden Vorteil bringen, vor allem in Kampfspielen und Shootern.

    Dennoch sind die Einsatzmöglichkeiten der Backpaddles riesig: In Autorennen können sie zur Gangschaltung, in Action-Rollenspielen zum Anvisieren von Feinden oder in Shootern zum Nutzen von Items dienen. Anders als bei Drittanbietern gibt es von PlayStation am Edge-Controller zwar nur zwei (statt vier) Backpaddles, diese lassen sich aber hervorragend erreichen, aufgrund ihrer Größe zuverlässig auslösen und mit einem tollen Feedback bedienen. Einen weiteren spielerischen Vorteil darf man sich außerdem verschaffen: Die Backpaddles können nicht nur dahingehend angepasst werden, welche Befehle sie ausführen sollen, sondern können wie die Trigger-Tasten und die Analog-Sticks in ihrer Empfindlichkeit verändert werden.

    Systemsoftware entfesselt die Stärken des Controllers

    Der zweite Gamechanger neben den neuen Backpaddles ist nämlich, wie sehr die Systemsoftware der PlayStation 5 in die Controller-Anpassungsmöglichkeiten verzahnt wurden. So lässt sich auch anpassen, ab welchem Winkel oder ab welcher Kurvenbewegung die Sticks ihre vorgesehene Spielfunktion ausführen sollen oder wie weit die Trigger-Tasten dafür durchgedrückt werden müssen. Dieser Schnelligkeits-Vorteil zeigt sich nicht nur, aber vor allem bei aktuellen Shootern. In "Battlefield"-Multiplayer-Gefechten etwa kann man mit einem leichten Tipp auf die Trigger-Tasten losballern oder die das Visier mit einer Berührung der Sticks bewegen, ohne beide Bedienelemente stark oder gar ganz durchdrücken zu müssen. 

    Wer sich noch tiefer in diese Individualisierungs-Materie hineingraben will, findet in der Systemsoftware auch detaillierteste Diagramme und Animationen, die die Auswirkungen der Bedienelement-Anpassungen veranschaulichen. Es beeindruckt, wie komplex es PlayStation Spielern in der Systemsoftware ermöglicht, die Funktionen anzupassen – und alles gleichzeitig sehr leicht verständlich und übersichtlich zu gestalten. Zu jedem Zeitpunkt im Anpassungsmenü wird ganz genau gezeigt, was man gerade anpasst. Wie stark die Trigger-Tasten durchgedrückt werden müssen, kann auch mechanisch eingestellt werden – dazu gibt es kleine Schiebe-Regler an der Rückseite des Edge-Controllers, die sich in drei Positionen einrasten lassen. 

    DualSense Edge Wireless im Test – der Pro-Controller

    Klasse für PlayStation-Spieler, die Angst vor Stick-Drift (dabei scheinen die Sticks die Kamera oder die Bewegung der Spielfigur selbst zu verändern, obwohl man die Sticks nicht berührt) durch Abnutzung oder Verschmutzung haben: Einerseits kann man einen solchen durch einstellbare Totzonen in der Systemsoftware ausgleichen, andererseits lassen sich die Sticks auch ganz einfach auswechseln. Und zwar kinderleicht: Schalter an der Controller-Rückseite aufschieben, die kleine, glänzende Abdeckplatte an der Front anheben, einen kleinen Hebel betätigen und schon liegt das Modul mit den Sticks zum Wechseln frei. Die Module sind von PlayStation separat zu erwerben und mit rund 25 Euro etwas teurer ausgefallen. 

    Egal ob DualSense oder DualSense Edge, die Verarbeitung ist hervorragend. Ein Stick-Drift trat beim Standard-DualSense auch nach über zweijähriger Nutzung nicht auf. Deshalb lässt sich davon ausgehen, dass sich auch der Edge-Controller top schlagen wird. In Sachen Akkulaufzeit verhält es sich ähnlich wie beim Standard-DualSense, generell aber kommt man auf kürzere Laufzeiten. Bei Spielen mit intensivem haptischen Feedback darf man mit 6,5 Stunden rechnen, ohne viel Feedback-Feuerwerk läuft der Edge bis zu zehn Stunden. Mit dem DualSense Edge schafft PlayStation den ersten echten Pro-Controller. Keiner ließ sich bisher so großartig über die Systemsoftware anpassen, präzise personalisieren und modular umbauen.