Sport

Dürr wollte nach Doping Selbstmord begehen

Johannes Dürr wurde 2014 beim Dopen erwischt: "Ich habe aus dem Fenster geschaut und sah für mich nur eine Möglichkeit: Runterspringen."
Heute Redaktion
13.09.2021, 18:01

2014 wurde Johannes Dürr beim Doping in Sotschi erwischt, fünf Jahre später brachte er einen weiteren Skandal ins Rollen. Der ehemalige Langläufer gibt Einblicke, wie sich die ertappten Dopingsünder gerade fühlen und sorgt mit weiteren Aussagen für Aufsehen.

"Es sind nicht einfach nur böse Geschichten, die da über Doping erzählt werden, sondern dass es die bittere Realität ist. Das sind Freunde von mir, die da abgeführt wurden. Ich bin geschockt, alles, was mir vor fünf Jahren selber passiert ist, ist wieder da", schildert Dürr wie er vom erneuten Doping-Skandal erfahren hatte.

Dürr schildert seine dunkelsten Stunden in Sotschi 2014: "Das war ganz schlimm damals in Russland. Nach dem positiven Bescheid wurde ich in ein Hotelzimmer gesperrt, ich durfte mein Handy nicht benutzen, mit niemandem reden. Und da habe ich aus dem Fenster nach unten geschaut und sah für mich in diesem Moment nur eine Möglichkeit: Runterspringen. Und dem allem ein Ende setzen. Ich hatte ja nur den Sport, mein ganzes Leben richtete sich danach aus. Und plötzlich wurde mir alles weggenommen. Heute weiß ich, dass diese Gedanken feige waren. Ich habe eine verdammte Verantwortung meiner Familie gegenüber, meinem Sohn. Heute bin ich schockiert über mich und über das, was ich damals tun wollte."

"Doping gehört einfach dazu

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"Im Spitzensport gibt es dieses unausweichliche Dilemma. Jeden Tag willst du besser werden, du trainierst wie ein Verrückter, tüftelst am Material herum, probierst alles, um 20 Sekunden schneller zu sein. Die Realität ist aber, dass es nicht ohne Doping geht, es gehört mittlerweile dazu. Es ging nicht plötzlich alles von alleine, es war genauso hart wie vorher. Nur konnte ich mich noch ein wenig mehr quälen, und am Schluss war ich anstatt Zwanzigster halt Dritter", gibt sich der Doping-Sünder von 2014 offen.

Wie ging Dürr mit dem eigenen Doping um? "Ich habe eine zweite Persönlichkeit entwickelt, sonst hätte ich das Dopen psychisch gar nicht ausgehalten. Ich bin ein ehrlicher Mensch, ich kann nicht mal schwarz Zug fahren, da dreh ich fast durch. Aber die Nadel setzen und betrügen, das konnte ich. Weil es halt einfach dazugehört."

Der 31-Jährige würde nicht noch einmal zum Doping greifen, wenn er könnte: "Mit dem Wissen von heute sicher nicht, ich würde mit dem Sport aufhören. Aber damals war Langlauf mein Leben, er hat alles dominiert, er ist in jede Zelle meines Lebens eingedrungen. Ich weiß noch genau, wie ich meine Frau damals kennengelernt habe, sagte ich ihr: Du musst wissen, dass der Sport bei mir immer an erster Stelle kommt." (Heute Sport)

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